Beiträge von Doris im Thema „Lehrreden- Strukturierung einprägen“

    blue_aprico:

    Doris:

    Zitat

    Aber aus Leben entsteht wieder Leben. Das gehört jedoch nicht zu dem Leiden, von dem der Buddha spricht.


    Doch. Was lebt leidet. Alles. An Durst. Unruhe. Angst. Am Vergehen.
    Ist aber sehr subtil.
    Manchmal sagt man daher: Stress.


    Und? Hat der Buddha dann keinen Durst mehr?

    Es gibt Bakterien, die von anorganischen Stoffen leben. Z.B. Bakterien, die am Meeresgrund dicht an Vulkanschloten leben und von den Stoffen leben, die die Schlote ausstossen. Auch haben Bakterien am Anfang der Erdgeschichte aus dem Boden den Sauerstoff gelöst, so dass eine Atmosphäre erst entstehen konnte. Zumindest die allerersten Exemplare der Vorläufer von ihnen sind irgendwann einmal ohne Leben entstanden. Aber wo ist da die Grenze? Ist schon ein Eiweißmolekül Leben? Ab wann fängt Leben an? Was ist mit einem Virus? … Leben ist also auch nur ein Konzept.

    Zitat

    Leben ist leiden weil das Leben immer nur durch anderes Leben lebend gehalten werden kann.


    Das stimmt so nicht. Es gibt genügend Lebewesen, die von Nicht-Lebendigem leben. Sonst wäre das Leben auf der Erde gar nicht erst entstanden.
    Ich rede jetzt nicht von der Steinlaus :)
    Aber aus Leben entsteht wieder Leben. Das gehört jedoch nicht zu dem Leiden, von dem der Buddha spricht.
    Auch weil es Tod und Leben so gar nicht gibt.

    Zitat

    Das Begehren des Lebenden ist zu leben, lebend zu bleiben. Natürlich war Buddha frei von Dukkha, nur eben nicht vom Leiden des Lebens. Oder ist er nicht gestorben?


    Die Prämisse, dass Leben allein schon Leiden ist, halte ich für fragwürdig.
    Leben benötigt bestimmte Bedingungen. Das mit Leiden gleichzusetzen ist eine Bewertung – und eine Ursache für Leiden ("Oh, warum muss ich essen?").
    Dann gibt es natürlich nur den Tod als Alternative. Wo Tod ist, ist kein Leben.
    Aber um so was ging es dem Buddha nicht.


    Wenn Du aber meinst, dass es Leiden schafft, wenn wir uns mit den Dingen des Lebens nicht abfinden wollen, also klagen über die Bedingungen des Lebens, des Alters, des Krankwerdens usw., dann pflichte ich Dir bei. Das werden wir nicht abschaffen können, wir müssen aber nicht unnötig darunter leiden, d.h. können damit aufhören uns dagegen zu stemmen. Und das ist für mich die Beendigung des Begehrens. Das ist nicht das Ende des Hungers, wenn der Magen leer ist. Aber das ist eine Bedingung des Lebens.

    Wenn es stimmt, dass Leben Leiden sei, dann wäre der Buddha nicht frei von Dukkha gewesen. Er hat ja noch gelebt, als er als frei von Dukkha galt.
    Wenn also Leben immer Leiden ist, dann lasst uns den ganzen Schmarrn mit Buddha einfach vergessen. Es lohnt nicht. Den Tod gibt es auch ohne all die Arbeit.
    Wenn Leben immer Leiden ist, dann stimmen die dritte und die vierte Wahrheit nicht, dann gäbe es keine Beendigung des Leidens.


    Zur Erinnerung der Vier Wahrheiten in der Formuliereung der DBU:


    Zitat

    Die erste Wahrheit lehrt, dass alle Wesen dem Leiden unterworfen sind.
    Die zweite Wahrheit lehrt, dass das Leiden durch Begehren bedingt ist.
    Die dritte Wahrheit lehrt, dass durch Erlöschen der Ursache des Leidens, das Leiden selbst beendet werden kann.
    Die vierte Wahrheit lehrt, dass es einen Weg gibt, der zur Beendigung des Leidens führt. Dieser Weg wird Edler Achtfacher Pfad genannt.


    Knackpunkt ist also das Begehren. Begehren weg, Leiden weg. Leben noch da.