Beiträge von Monikadie4. im Thema „Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen“

    Son:


    ich habe eine vermeintlich kurze Frage. Meine Mama ist ja vor 4 Monaten gestorben und ich vermisse sie sehr, also die Trauer ist sehr heftig und ich glaube auch nicht, dass sich das gravierend ändern wird mit der Zeit, da sie die letzte in meiner Familie war bzw. die für mich meine Familie dargestellt hat, sie war mir extrem wichtig. Es vergeht wohl kaum Zeit an einem Tag, wo ich nicht an sie denke bzw. sie eben vermisse.


    Ja, lieber Son, auch ich vermisse meine Mutter immer noch, sie ist vor 32 Jahren verstorben, mein Vater vor 37. Wenn ich an sie denke, fühle ich immer noch den Verlust. Aber da liegt eben auch das Problem: DENKEN.
    Dass Du sie heute nach 4 Monaten noch sehr vermisst, ist aus meiner Sicht völlig verständlich. Aber es wird sich mit der Zeit ändern. Wir können uns in alles hineinsteigern und Gefühle produzieren, die eigentlich nicht dem wirklichen Stand der Dinge entsprechen. Insofern ist Disziplin erforderlich.


    Zitat

    Meine Frage jetzt, darf ich sie denn in der Form vermissen? Sprich oder mache ich es ihrer Seele bzw. ihrem Geist schwer zu gehen? Wobei ich kann aus meiner Haut auch nicht wirklich heraus, da wie ich schon in anderen Beiträgen schrieb eben kein soziales Netzwerk habe oder ähnliches, auch niemanden mit dem ich über sie sprechen kann.


    Aus buddhistischer Sicht gibt es keine Seele oder keinen Geist, den jemand gehen lassen müsste. Deine Mutter in der Form wie Du sie kennst, ist erloschen. Sie schwebt auch nirgendwo und schaut auf Dich. Davon bin ich überzeugt.
    Dass Du niemanden hast, mit dem Du darüber sprechen kannst, ist wirklich schwierig. Ich wünschte, ich könnte Dir helfen. Was hältst Du von einem Therapeuten, der Dir bei der Trauer helfen kann?


    Zitat

    Ich fahre oft auf ihr Grab und zünde Kerzen an, auch wenn ich weiß, dass dort nichts ist, ich spreche oft im Rahmen meiner Meditation mit ihr, zu ihr, aber ich weiß nicht ob das im buddhistischen Sinne richtig ist, ich will ja wenigstens nicht nach ihrem Tod auch noch sie belasten. Wie gesagt sie war ein Schlüsselmensch für mich und wieder einen Sinn zu finden ist schwer für mich, zumal sie die 4. wichtige Person in meinem Leben nach 2 Freunden und meinem Vater ist, die mich verlassen hat.


    Wenn es Dir hilft, mit ihr zu sprechen, ist das sicher gut. Aber Dir muss klar sein, dass es nur für Dich ist. Deine Mutter wird nicht belastet. Sie lebt nicht mehr, sie ruht in Frieden. Für Dich ist das natürlich eine große Belastung, dass Du so viele liebe Menschen verloren hast. Aber letztlich geht es uns allen so. Das ist ja auch der Grund für die Suche Siddharthas gewesen, die ihn zum Buddha machte, herauszufinden,


    dass es Leiden gibt,
    dass es eine Ursache für dieses Leiden gibt,
    dass dieses Leiden beendet werden kann und
    dass es einen Weg daraus gibt.


    Dieser Weg daraus beginnt aber damit, die Wirklichkeit zu realisieren, inne zu halten und aufzuhören, sich selbst zu bemitleiden. Das ist schwer. Mir geht es im Moment aus gesundheitlichen Gründen meines Mannes und mir selbst genau so.
    Wir können immer klugscheißen, solange wir nicht selbst betroffen sind.
    Dennoch führt kein Weg daran vorbei, die Situation anzunehmen, sich den Umständen, wenn sie sich nicht ändern lassen, hinzugeben und weiterzugehen, raus aus der Verblendung des getrennten ICH's, raus aus dem Gedankenkarussell. Auch mir fällt das sehr schwer, und ich habe jahrelang Achtsamkeit "gepredigt" und geglaubt, mich würde nichts mehr umhauen. Ich fange immer wieder neu an.


    Hab Mut, denn zum Gleich-Mut gehört auch Mut. Beginne mit Achtsamkeit auf Deine Gedanken. Stelle einen Wächter auf, der sie sofort zurückverweist, wenn sie auftauchen. Bei einiger Übung erlahmen sie und bei genügend Ausdauer verschwinden sie.
    _()_ Monika