Beiträge von Anandasa im Thema „Wie findet mich die richtige Richtung?“

    Zitat

    Ich gehe freudig zum Buddha, als Bild übertragen: Wir gehen freudig aufeinander zu; dort ist meine spirituelle Heimat.


    Die Heimat ist immer das Resultat einer Konstruktion des Geistes so wie das Selbst. Ich will hier niemanden seine Freude nehmen, aber es ist vielleicht gut darauf hinzuweisen.


    Ich habe es die letzten Wochen genau vor Augen geführt bekommen als ich im Urlaub in der alten Heimat war. Ich kam wieder in den geistigen Modus rein wie damals als ich in diesem Land gelebt habe. Ich mag dieses Land schon. Schöne Kindheitserinnerungen. Die Sprache kann ich immer noch gut lesen. Das Sprechen ist im Urlaub auch langsam wieder gekommen. Zu Hause hätte ich wieder am Liebsten angefangen daran zu arbeiten die Landessprache wieder zu lernen um darin wieder auf ein gutes Niveau zu kommen. Aber es machte keinen Sinn die Vergangenheit wieder aufstehen lassen zu wollen. Nach dem Urlaub fuhr ich zufällig hier in der Gegend herum und freute mich wieder dort zu sein wo wir ursprünglich her sind.


    Und da wurde mir klar, dass Heimat eine vom Geist konstruierte Sache ist. Würde ich wieder in das fremde Land ziehen, würde ich mich wieder wohl fühlen wie damals. Ich fühle mich aber auch hier wohl. Heimat ist also erworben und durch den Geist konstruiert. Diese Wohlgefühl Heimat besteht aus einer Kette positiver Erfahrungen und Erinnerungen. Hätten mich meine Eltern nicht als Kind für lange Zeit in ein anderes Land geschleppt, würde ich einfach glauben, dass hier meine Heimat ist. Das andere Land, in dem ich mal wieder im Urlaub war, gibt mir aber genau das gleiche Gefühl von Heimat als ich wieder da war. Dadurch ist diese Illusion "Heimat" bei mir aufgeflogen und ich begriff, dass Heimat etwas konstruiertes ist. Dagegen ist auch nichts zu sagen, aber man sollte sich nicht an das Wohlfühlgefühl gewöhnen in "seiner" Heimat zu sein. Das erzeugt Anhaftung, die bis zur Verblendung führen kann. Wenn man glaubt, dass es eine Heimat gibt, kann man diese Täuschung nicht erkennen und läuft wieder in eine Gedankenwelt hinein, die einem etwas in Wahrheit nicht existierendes vortäuscht.

    Hallo Fragender,


    diese Frage hat mich auch eine Zeitlang ziemlich beschäftigt. Welchen Lehren aus Theravada/Mahayana/Vajrayana sind ist zudem unübersichtlich und eine Heidenarbeit das fehlerfrei rauszubekommen. Die Idee eines Geist-Kontinuums gehört in welche Richtung? Oh je ... Deswegen halte ich mich zunächst v.a. an die Lehren Buddhas. Da kann man erstmal nichts wirklich falsch machen. Dann halte ich mich eher an den Theravada, da hier noch keine großen Zusätze zu den Lehren Buddhas hinzukommen und ich so noch die Übersicht behalten kann. Die anderen Richtungen erkunde ich in kleinen Schritten und ich finde da viele Dinge, die ich als gelungen ansehe wie Betonung von Metta im tibetischen Buddhismus. Dagegen glaube ich aber nicht, dass ich jetzt z.B. in die Praxis der Weißen Tara einsteigen muss. Ich finde man macht im Westen einen Fehler, wenn man sich die Sachen aus Fernost aufstülpt. Ich bin für einen an den Westen angepassten Buddhismus. Aber das ist ein sehr kontroverses Thema. Leider.


    Wir haben ja hier im Westen das Glück, dass wir eine buddhistische Richtung wählen können und sie nicht durch unseren Kulturkreis de facto vorgegeben ist wie in vielen asiatischen Ländern. Jack Kornfield schlägt in seinem Buch "Das weise Herz" eine Mischung aus den "gelungenen Elementen" der einzelnen Richtungen vor, was er Buddhayana nennt. Er schreibt, dass sein zweiter Lehrmeister Ajahn Buddhadasa (der zum Theravada gehört) ihn darin bestärkt hat. Sowas finde ich eine sinnvolle Idee.


    Ich für mich selbst bin eher ein Freund davon die Dinge langsam anzugehen. Ich war mal in einem Tai Chi Kurs. Vor uns war der Kurs für die Fortgeschrittenen, die dann aus dem Kurssaal herauskamen. Jeder wollte nach China um dort auch einen Tai Chi Kurs zu machen. Der eine war sogar schon im Shaolin Kloster. Dieses Muster der Übertreibung findet sich überall wieder egal was die Leute sich aussuchen um ihre Leiden los zu werden - ob das jetzt Tai Chi, Segelfliegen oder Buddhismus ist. Und das obwohl ein Ziel im Buddhismus darin liegt Anhaftung abzubauen. Deswegen sage ich mir erst mal langsam, dafür kann ich auch alles nachvollziehen.


    Gruß, Anandasa