Beiträge von Benkei im Thema „Myôhô“

    Namaste!


    Hallo Sudhana,


    Das Standard-Werk, "Nichiren - Der Ausübende des Lotos-Sutras", kenne ich natürlich.


    Vielen Dank für Deine inspirierende Einschätzung.
    Ich habe mittlerweile akzeptiert, dass das "Myôhô" einerseits "mystische" bleiben wird, aber andererseits auch gar nicht so intellektuell verstanden werden kann, wie ich es mir erhofft hatte.
    Einige Deiner Zeilen spenden mir aber gerade in der gegenwärtigen Situation etwas Trost - auch deshalb vielen Dank! :D


    Sudhana:


    Noch weniger Zustimmung von Buddhisten außerhalb der Nichiren-Schule findet Nichirens selbstbewusste Auffassung, er selbst sei (als Offenbarer des "Gesetzes von Nam-myōhō-renge-kyō") der wahre Buddha von hō'n-in-myo, also der Buddha der "wahren Ursache", und damit Manifestation aller drei Gestalten Buddhas nach der Sanjin- (Trikāya-)Doktrin, während alle anderen Buddhas einschließlich des historischen Buddha Śākyamuni lediglich den einen Aspekt der wahren Wirkung (hō'n-ga) manifestieren.


    Ich denke, dieses
    Nichiren Shonin = Der Wahre Buddha
    ist etwas, dass er so nie gesagt hat - jedenfalls nicht in den Stellen der Gosho, die ich bislang gelesen habe.
    Das ist nur eine Sichtweise, nämlich diejenige der Nichiren Shôshû bzw. der Soka Gakkai.
    Andere Nichiren-Schulen, z. B. die Nichiren Shû, sehen Nichiren "nur" als "Bodhisattva aus der Erde" an.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Myôhô-Renge-Kyô

    Namaste!


    Beachtlich an der genannten Gosho-Stelle (Band 3 meiner Gosho, Kapitel "Das Daimoku des Lotos-Sutra"), welche Nichiren Shonin 1266 im Seichô-ji schrieb, also in seinem 44. Lebensjahr, ist wohl auch, dass er darin das Nenbutsu nicht zurückweist oder gar verteufelt, sondern nur die (übliche) Sichtweise der Nenbutsu-Anhänger(innen - diese Gosho schrieb er einer Frau), dass man sich hauptsächlich auf das Nenbutsu konzentrieren sollte.


    Nichiren meint beispielsweise: "Frauen, die ihren Glauben in das Lotos-Sutra setzen, sollten 60.000, 100.000 oder gar zehnmillionenmal am Tag Nam-Myôhô-Renge-Kyô chanten, und wenn sie dann noch etwas Zeit übrig haben, können sie immer noch ab und zu den Namen von Amida oder anderer Buddhas murmeln."
    Klingt nun zwar nicht ganz realistisch - ist aus meiner Sicht aber ein Zugeständnis, dass ich von ihm ansonsten so noch gar nicht kannte. Immerhin :)


    Benkei:

    Ich denke, der grundlegende Gedanke hinter MYÔ ist die Hervorhebung dieses Sutras gegenüber allen anderen.
    Es soll verdeutlichen, dass das Lotos-Sutra noch erhabender ist als selbst die höchsten Mahayana-Sutras.


    Und durch die Verwendung eines Adjektives wie "mystisch" bleibt es doch immer irgendwie entrückt - wie void schon anzudeuten weiß - man kann sich letztlich doch nie ganz sicher sein, die vollständige Bedeutung erfasst zu haben, denn man befindet sich - von der Verstandesebene her- in einem absoluten Grenzbereich.


    Zu diesem Thema passt dann auch sehr gut Meister Dôgen's Shôbôgenzô Hokke ten Hokke in dem er die Überlegenheit der Lehren des Lotos-Sutra anhand einer Geschichte um den Sechsten Patriarchen und einen seiner Nachfolger darlegt und auch die Tatsache herausstreicht, dass das Lotos-Sutra lehrt, dass es vom absoluten Standpunkt aus keine Drei Fahrzeuge [Hinayana, Pratyekayana und Mahayana] gibt, sondern nur eines, welche alle anderen Lehren umfasst [Ekayana].


    Dôgen Zenji schreibt insbesondere zum "wahren Lotos": "Fragt euch: Richte ich meine Übung aufs Weite [das Universum] oder aufs Enge [die Welt]? Seid von dieser Frage nicht überrascht und bezweifelt nicht ihren Wert; nehmt stattdessen das Prinzip von "Die wahre Lotosblume erleuchtet uns" an und übt in seinem Licht. Weites und Enges können nicht definiert werden, wir sollten das nicht versuchen. Stattdessen sollten wir danach streben, die wahre Blume der Lotos-Sutra zu klären."


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Myôhô-Renge-Kyô

    Namaste!


    Ich hab mal etwas in meiner Gosho (Band 3, Kapitel "Das Daimoku des Lotos-Sutra) gelesen.


    Nicht zwangsläufig.
    Nichiren verweist in genanntem Kapital seiner Gosho bei der Erklärung der Bedeutung der Silben des Daimoku auf die chinesischen T'ian-tai-Patriarchen Zhiyi, Chang-an und Miao-lo, so ich davon ausgehe, dass da kein Unterschied sein dürfte zwischen den o. a. drei Deutungen.


    Ggf. mag es aber einen Unterschied darin geben, wie die Nachfolger Nichirens dessen Gosho (um)deuten...
    das wäre für mich persönlich dann aber wieder eher uninteressant.



    Nach der genannten Gosho-Stelle scheint genau das der Punkt zu sein!


    Nichiren versucht in seiner Gosho anhand von Passagen aus dem Lotos-Sutra und anhand der entsprechenden Kommentare der T'ien-tai-Meister zu verdeutlichen, dass das Lotos-Sutra nicht einfach nur irgendeine Lehre Buddhas, also irgendein Dharma [Hô] verkündet, und auch nicht einfach "nur" eine großartige Lehrschrift des Buddhas [Dai-Kyô] , sondern dass es die höchste und unfassbarste und deshalb mystische Lehre überhaupt ist!
    Die Medizin also, die im Gegensatz zu allen anderen - vorläufigen oder "geschickten" - Medizinen das Potential hat, alle Wesen ausnahmslos zu erretten.


    Das ganze "mystische" Ausmaß verdeutlicht Nichiren dann darin, dass er das Sutra in diverse mystische Prinzipien unterteilt, z. B.
    die Zwei Prinzipien - Gegenüberstellung der ersten 14 Kapitel und der letzten 14 Kapitel,
    die Zwanzig Prinzipien - 10 in der theoretischen und 10 in der wesentlichen Lehre, usf.
    bis hin zu der Aussage, dass ein grundlegendes mystisches Prinzip allen 69.384 Schriftzeichen des Lotos-Sutras zu Grunde liegt.


    Ich denke, der grundlegende Gedanke hinter MYÔ ist die Hervorhebung dieses Sutras gegenüber allen anderen.
    Es soll verdeutlichen, dass das Lotos-Sutra noch erhabender ist als selbst die höchsten Mahayana-Sutras.


    Und durch die Verwendung eines Adjektives wie "mystisch" bleibt es doch immer irgendwie entrückt - wie void schon anzudeuten weiß - man kann sich letztlich doch nie ganz sicher sein, die vollständige Bedeutung erfasst zu haben, denn man befindet sich - von der Verstandesebene her- in einem absoluten Grenzbereich.



    Intellektuell ist das nun vielleicht keine Antwort, die ich mir so erhofft hatte - ich hatte mit einer einleuchtenden, einfachen Erklärung gerechnet - aber es ist doch eine, welche meiner Grübelei erstmal ein Ende setzt; "Der Tanz der Worte endet, und der Tanz des Ganz-Anderen beginnt!" ;)


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Myôhô-Renge-Kyô

    Namaste!


    Hallo blue_aprico,

    blue_aprico:

    Vor ein paar Monaten saß ich neben einem koreanischen Mönch, der sang davon. Seung Sahn meint: "Wenn du nicht verstehst, geh einfach immer geradezu- Weiß nicht. Mach dir keine Vorstellungen von irgendwas, halte an nichts fest, überprüfe nichts."

    Zitat

    und worin unterscheidet er sich ggf. von den anderen Lehren Gautamas?"


    Da gibt es eine Redewendung im Kommentar eines Koan, die besagt, dass Buddha "seine goldene Maske abnahm" als er die Udumbara Blume, eine ganz unscheinbare kleine Blüte, zwischen seinen Fingern drehte, und Mahâkâshyapa lächelte.


    Das ist alles schön und gut, vom "Zen-Standpunkt" aus gesehen.


    Aber manch eine Frage erwartet einfach eine "gewöhnliche" Antwort, also ohne aus der Frage gleich ein Kôan zu machen.


    Wenn mich jemand auf der Straße fragt, wie er zum nächsten Kino kommt, dann zeige ich ihm die Richtung; erkläre ihm die Strecke.
    Eine Antwort wie etwa: "Meide Zerstreuung; verweile im Hier-und-Jetzt!" wäre da aus meiner Sicht unangebracht.


    Als mich hingegen mein neuer Nachbar (von dem ich vermute, dass er Buddhist ist oder zumindest "buddhistisch angehaucht") ansprach, als ich gerade mein Auto öffnete, ob ich kommen oder gehen würde, und ich wahrheitsgetreu antwortete, dass ich gerade von der Arbeit käme, da kam mir schnell der Gedanke, dass hier die Antwort "Kein Kommen, kein Gehen!" vielleicht passender gewesen wäre. Aber der Zug war erstmal abgefahren!
    Manchmal weiß man es nicht...


    Ratschläge wie Seung Sahn's "Geh einfach immer gerade zu - Weiß nicht" oder Suzuki Rôshi's "Vergiss es!" und sein Verweis auf den Anfänger-Geist sind für die Kôan-Arbeit im Speziellen, und für die Zen-Praxis im Allgemeinen mit Sicherheit sehr wertvoll.
    Aber der Buddhismus ist umfassender; er spricht auch den Intellekt an, und manchmal erwartet man auf eine, nennen wir es mal "buddhologisch-philosophische Frage", eben eine entsprechende Antwort, die den Intellekt befriedigt und die entsprechenden Gedanken "voranbringen" kann.
    Das mag vielleicht von der "Absoluten Zen-Ebene" her Zeitverschwendung sein, aber ich denke da gibt es weitaus unwichtigere Dinge, mit denen man im Tagesverlauf seine Zeit vertut.


    Es gibt da diese Geschichte, wo sich Seung Sahn mit Kalu Rinpoche in einem Dharma-Gespräch messen soll, und letztlich geht es dann um ein "Orangen-Kôan", mit dem Kalu Rinpoche natürlich nix anfangen kann. Am Ende de Geschichte werden wohl Seung Sahns Schüler ihren Meister für den Sieger gehalten haben, während Kalu Rinpoches Schüler dessen Sieg deklarierten, da Seung Sahn kein wirkliches Dharma-Gespräch geführt hat, wie sie es aus dem tibetischen Buddhismus kennen. Für den unbeteiligten Zuschauer allerdings wird es einfach nur so erscheinen, dass da zwei angeblich erleuchtete Meister einfach aneinander vorbeigeredet haben... von Wegen "Nur ein Buddha erkennt einen Buddha"... aus meiner Sicht keine Werbung für den Dharma, sondern einfach nur ein Ereignis, dass die jeweiligen Schüler fester mit ihrem jeweiligen Meister verbindet, aber einen weiteren, umfassenderen Blick ihrerseits auf "das Eine Fahrzeug" vielleicht sogar verhinderte.


    Wie dem auch sei...
    Verzeih! Das war jetzt wahrlich meinerseitiges "Geschwätz"! ;)



    Hallo Sôhei,

    Sôhei:

    ich bin nicht ganz sicher ob ich das dem Lexikon zufolge richtig verstanden habe: myôhôrengekyô ist die Übersetzung, die Kumarajiva für das Saddharmapundarika-Sutra gewählt hat. Was "weißer" oder "wahrer" Lotos bedeuten kann. Demnach wäre die Antwort auf die Frage, was mit myôhô gemeint ist, eigentlich nicht im Sutra selbst zu verorten.


    Bin zwar kaum in Sanskrit bewandert, aber müsste der "weiße oder wahre Lotos" nicht das "Pundarika" sein, während das "Myôhô" im Saddharma ist, im "Mystischen Gesetz" [Sad-Dharma]?


    Sôhei:

    Z.B. Nr. 14 der Ausgabe "Die Schriften Nichiren Daishonins", "Das Daimoku des Lotos-Sutra", da ist was zur Bedeutung der einzelnen Silben drinne.


    Oder Nr. 47: "Das Wesen des mystischen Gesetzes"


    (Oder gehen meine Antwortversuch jetzt in die falsche Richtung?)


    Leider habe ich nur die alte Gosho-Fassung vorliegen, habe aber "Das Daimoku des Lotos-Sutra" darin gefunden, und das sieht schon recht vielversprechend aus, auch mit Bezügen zu einzelnen Passagen des Sutras, die ich noch nachlesen werde!


    Vielleicht könnte darin "der Kern" verborgen sein!
    Ich werde berichten.


    Vielen Dank!



    Allerseits einen schönen Sonntag!
    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Myôhô-Renge-Kyô

    Namaste!


    Hallo Sôhei,


    Die "Nichtdualität von Erleuchtung und Verblendung" klingt für mich schon irgendwie nach Tendai Chigi's "Maka Shikan: Endon Shô".


    Aber das würde ich so - aus meiner Erinnerung an das Lotos-Sutra selbst - und aus den Versteilen der Kapitel 2 und 16 nicht für offenkundig halten.
    Man könnte es da vielleicht reinlesen, aber das bedarf dann doch einiger Erklärungen.


    Persönlich habe ich mir da zwar auch schon Gedanken zu gemacht, zum "Myôhô" und den Kapiteln 2 und 16 des Sutras, welche ja die Essenz bilden sollen, aber das sind wohl eher unorthodoxe, eigene Gedanken und Interpretationen, die jetzt erstmal von Thema, nämlich der offiziellen Bedeutung/Interpretation des Myôhô, wegführen würden.


    Ich hatte also gehofft, dass mir jemand den Inhalt des "Mystischen Dharma" nach traditioneller Sichtweise [Tendai Shû, Nichiren Shû, meinetwegen auch Nichiren Shôshû] erklären kann und auf die entsprechenden Passagen des Lotos-Sutra hinweisen kann.


    Immerhin nimmt der Nichiren-Buddhist ja darin seine Hauptzuflucht, bzw. der SG-ler ja sogar ausschließlich. Dann müsste er doch auch eigentlich wissen, worin er da gegenständlich Zuflucht nimmt...?


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Myôhô-Renge-Kyô

    Namaste!


    Hallo Blue_aprico,


    natürlich ist mir die Bedeutung / Übersetzung der Schriftzeichen myô und geläufig.


    Mir geht es hier aber ausschließlich um dieses spezielle "Myôhô", auf welches sich das Daimoku bezieht.


    Anders gefragt:
    "Was ist dieses Mystische Gesetz, dieser Wunderbare Dharma, und worin unterscheidet er sich ggf. von den anderen Lehren Gautamas?"


    Das soll hier auch keineswegs als Kôan gelten, sondern einfach in Erwartung einer "gewöhnlichen" Erklärung.


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Myôhô-Renge-Kyô

    Namaste!


    Beim Chanten des Daimoku - "Nam(u)-Myôhô-Renge-Kyô" bekundet man ja wörtlich seine Ehrerbietung bzw. Zufluchtnahme in das "Mystische / Wunderbare Gesetz des Lotos-Blumen-Sutras".


    Es ist etwas länger her, dass ich das Lotos-Sutra komplett gelesen habe. Derzeit lese ich regelmäßig nur die Versteile von "Hôben" (Geschickte Mittel) und "Nyorai-Juryo-hon" (Des Tatagatha Lebensdauer); aber darin soll ja sozusagen die Essenz / der Kern des Sutras enthalten sein, ebenso wie im Daimoku, welches das Ganze dann quasi "auf den Punkt bringt".


    Ich habe mich aber schon oft gefragt:
    "Gibt es eine allgemein anerkannte Definition des Mystischen / Wunderbaren Gesetzes?"
    bzw.
    "Was ist dabei, also beim Myô-Hô genau gemeint?"


    Ich habe mir dazu zwar auch schon meine eigenen Gedanken gemacht, aber das sind halt nur "meine" Konzepte...


    Hat sich damit schon mal jemand von Euch intensiver auseinander gesetzt, mit dieser Frage, oder gar mal einen Experten hierzu befragt?
    Kann jemand von Euch dieses "Myô-Hô" auf den Punkt bringen und erläutern?


    Vielen Dank & schönen Sonntag!
    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Myôhô-Renge-Kyô