Beiträge von Benkei im Thema „Zufluchtnahme trotzdem Christ sein?“

    Namaste!


    Vorab: Ich fasse Elke's Beitrag mit einem breiten Grinsen auf, denn irgendwie ist die Wahrheit darin nicht von der Hand zu weisen.
    Natürlich ist sie subjektiv verletzend, aber objektiv - heilsam aufgefasst - treffend.


    Hallo Sanshin,


    Die "paar Blumen" sehe ich synonym für das Mitschleppen, Anhaften an alte Vorstellungen.
    Deine anderen Gleichnisse deuten daraufhin, dass Du Dir gern selbst jede traditionelle Richtung madig machst um eine Rechtfertigung zu erhalten - für Dich selbst zu legitimieren - weshalb es in Ordnung ist einen Mischmasch zu kreieren anstatt einen bewährten Weg aufzunehmen.


    Deine Argumente mögen für Dich deshalb plausibel klingen...
    aber wie sagte R. A. Wilson doch so treffend, nachdem er den eigenen Geist in "Denker" und "Beweisführer" unterteilt hat:
    "Was der Denker denkt, [genau] das wird der Beweisführer [auch] beweisen!"


    Sanshin:

    Oder ist es eonfach die allgemeine Primitivitaet der heutiegen Menschen die mich daran hindert irgendeine Lehre zu empfangen die mich weiterbringt. warum sitzen die da alle auf ihren goldenen Eiern und warten bis die verschimmelt sind, ja niemand was abgeben es koennte ja jemand sich weiterentwickeln, oder ist es die pure Geldgier?
    Was es auch ist, heutzutage wird zwar behauptet alles waere so einfach zu bekommen, doch so einfach scheint es nicht zu sein. Warum erhielten die damliegen Leute die Lehren einfach so? Und heutzutage gibt es sie nur unter schwierigkeiten und meist garnicht. In Buechern steht meist nur Oberflaechliger Mist. Und den Gurus muss man totschweigend schwoeren ja nicht irgendeine hochgeheime Pranayama Technik weiterzugeben, mit dem man angebich die hoechsten Samadhis erlangen koenne etc. Das geht immer nur ums Geld.
    Aber so ist es nuneinmal im Westen. Ganz ehrlich wer hier im Westen lebt und erwartet, er koenne Tatsaechlig von einem Guru oder sonstwem irgendwelche Geheimen Praktiken lernen dann liegt er falsch. Denn wer hier her kommt ist meist derjeniege der wegen dem Geld kommt, niemand lehrt hier Geheimnisse, die bleiben in China, Tibet, Indien etc.
    Ok vielleicht ist die Ausrichtung auch einfach so, weil die wenigsten wirklich ernsthaft praktizieren wollen, es liegt einfach nicht in den Leuten hier im Westen. Hier will man seine Sicherheit, hoechstens ein Kind obwohl das ist schon zu viel, man will sein Feierabendbier und dann schoen die Hirnschraube festdrehen (TV glotzen). Schoen Fussball und Nackte Damen, schoen dem Nachbarn zeigen wie gross das neue Auto ist und die neue Wegwerfkaffeemaschiene produziert jetzt noch mehr Plastikmuell fuer das doppelte an Geld, toll nech? :)
    Wenn da einer voll aus der Reihe Tanzt, kein Fleisch frisst, kein Alkohol trinkt, minimalistisch lebt und damit auch noch zufrieden ist, lieber ne heile Familie hat, statt 1000 Trennungen, lieber die Wand anstarrt als den Fernseher seine Gesundheit pflegt anstatt zum Arzt zu rennen, und obendrei echt interressiert ist an Erleuchtungslehren, dann muss das ja ein echter Schock sein fuer alle auch fuer die Gurus.
    Ich hatte es schon aufgegeben ueberhaupt noch nach Lehrern zu suchen, denn meiner Meinung nach gibt es im Westen keine, und wenn dann unterrichten sie nur Anfaengerkrams, so lernt man mehr wenn man in sich selber schaut. Aber sollte ich tatsaechlig einen guten Lehrer finden revidiere ich meine Meinung natuerlich!


    Wenn Du das, was man hierzulande auf sich nehmen muss, um "an die höheren Lehren des tibetischen Buddhismus ranzukommen" schon "schwierig" oder "teuer" nennst, dann schau Dir mal an, was Menschen wie die Tibeter Marpa oder Milarepa auf sich genommen haben, um an diese Lehren ranzukommen!


    Gerade bei diesen Lehren geht es auch darum, sie unverfälscht zu erhalten und weiterzuüberliefern - das wurde seit jeher mündlich von Meister zu Schüler übertragen, und Meister und Schüler kannten einander durch jahre-, jahrzehntelange gemeinsame Übung und Lebenspraxis.
    Warum sollte man derartige Lehren leichtfertig zugänglich machen und sie so der Gefahr preisgeben, dass sie verfälscht, vereinfacht und verhunzt werden?


    Und wieso müssen es dann ausgerechnet diese "Geheimlehren" sein?


    Wie ein Vorschreiben schon fragte: "Willst Du Dich damit "von der Masse" abheben?"


    Es gibt, wie gesagt, einfachere Lehren, die sich leicht in alle möglichen Glaubensvorstellungen integrieren lassen; aber dazu gehören eben die meisten Übungen des tibetischen Buddhismus nicht.


    Der Dalai Lama stellt ja auch so einige einfache Praktiken vor, die man auch üben kann, wenn man kein Buddhist ist - keine Zuflucht zu den Drei Juwelen genommen hat.
    Wieso reicht Dir das nicht?.... Solltest Du Dich vielleicht auch mal selbst fragen!


    Geht es Dir wirklich ums spirituelle Weiterkommen, oder ist da ein "spiritueller Materialismus" latent am wirken?


    < gasshô >


    Benkei


    Namu kie Butsu, Namu kie Hô, Namu kie So

    Namaste!


    Hallo Sanshin,



    Da kann man ganz gut den "Vergleich mit dem Berg" anführen:


    Sehe das Ziel der spirituellen Sucherei, des WEGES, als die Spitze eines schwierigen 8000ers an.
    Buddha Shakyamuni hat diesen Gipfel bestiegen, ist wieder hinabgestiegen, und hat uns den Weg nach oben gewiesen und eine detaillierte Karte davon übermittelt. [Teilweise sogar mit verschiedenen Routen an bestimmten Stellen, wenn man sich die Fülle der buddhstischen Lehren ansieht.]
    Shakyamuni war mit Sicherheit nicht der allererste, der es bis zur Spitze geschafft hat.
    Für die Meisterung einiger Passagen, hat auch er auf die Wegbeschreibungen von Lehrern zurückgegriffen, die versucht hatten, den Berg zu besteigen. Seine Lehrer waren aber nicht bis ganz oben hin vorgedrungen.
    Nach Shakyamuni haben es viele Menschen bis zum Gipfel geschafft - einige, indem sie seinen Anweisungen bzw. den Anweisungen seiner Nachfolger folgten,
    andere haben den WEG unternommen, ohne auf Shakyamunis Wegbeschreibung zurückzugreifen, und wieder andere wussten nicht einmal, dass es eine solche Beschreibung gibt.
    Nicht jeder, der nach oben wollte hat den Aufstieg gemeistert. Selbst wenn sich so mancher ziemlich genau an Shakyamunis Wegbeschreibung gehalten hat, erreichte nur ein kleiner Teil den Gipfel.
    Aber immerhin!


    Heute sind uns die meisten dieser Wegbeschreibungen sehr leicht zugänglich; nicht nur diejenigen von Buddha Shakyamuni, sondern auch solche von seinen Schülern oder von anderen Meistern, die es ganz nach oben geschafft haben.


    Das ist wie mit dem Mount Everest heutzutage.


    Da kann man sich nun eine altbewährte Strecke - sagen wir mal "Pfad A von Sir Edmund Hillery" oder "Pfad B von Reinhold Messner" aussuchen, und dann genau auf deren Strecke nach oben tingeln.


    Ebenso ist es mit den spirituellen Wegen.


    Da sucht man sich einen Weg aus, fängt unten im Tal an und geht dann erstmal zum Basislager. Von dort aus geht es dann aber entweder auf Pfad A hoch, oder auf Pfad B.
    Natürlich verläuft Hans' Weg hinauf auf Pfad A nicht genauso wie Günters Pfad A - da kann es durchaus Unterschiede geben: verschiedenes Kartenmaterial, unterschiedlicher Proviant/Ausrüstung, Sauerstoff oder nicht, Jahreszeit, usw. usf.
    Aber im Grunde genommen vertrauen beide, Hans und Günter, auf Pfad A, weil sie sich für diesen und nicht für Pfad B entschieden haben.
    Auf halber Strecke von Pfad A nach Pfad B zu wechseln kann - je nach Position - vielleicht möglich sein, aber das ist dann ein Wechsel, kein paralleles "auf beiden Pfaden gehen".


    Sicher, man könnte auch sein eigenes Ding durchziehen und, sagen wir einen neuen Pfad C erkunden, aber da ist der Erfolg natürlich noch wesentlich geringer als auf den bereits erprobten Pfaden A und B - es gibt Gletscherspalten, Geröllfelder und andere gefährliche Unwegbarkeiten - große Fragezeichen und große Ungewissheiten, und keine Bergführer; und so mancher Bergsteiger ist da bereits auf dem Weg ins Basislager als "im Rankengewirr verschollen" abgetan worden ;)


    Und Du sagst ja auch selbst:

    Sanshin:

    Wir leben nur einmal, ob man wiedergeboren wird, weiss ich nicht! Ich wuensche mir am aller meisten all diese Dinge herauszufinden. Da kann man sich nicht auf irgendeine Glaubenslehre verlassen da muss man Praxis machen, und dazu schaue ich mich halt um. Yup :D *freu


    Warum also dieses "eine Leben" riskieren um anstelle der bekannten Pfade A und B einen ungewissen Pfad C zu gehen?


    Wenn Du oben auf dem Gipfel stehst, dann kannst Du alle Wege überblicken, siehst, ob nun Pfad A oder B einfacher waren oder nicht, und ob ein ggf. vorher erdachter Weg C überhaupt gangbar ist.
    Aber dafür braucht man wahrscheinlich eben diesen Überblick.



    Sanshin:


    Ich will selber wissen was Gott ist, was erleuchtung ist. Ob es Gott gibt oder wir unsere Wuensche uns selbst erfuellen..
    Ich will wissen was es mit Leben und tod auf sich hat und was danach kommt, und wie weit man sich als Mensch entwickeln kann und welche Bewusstseinstiefen man erreichen kann!
    Ich moechte kein daemlieger Glaeubiger sein! Schuldigung..


    Es geht ja gar nicht darum, sich in irgendeine Schublade einzuklinken - sich ein Etikett auf die Stirn zu kleben [Buddhist oder Christ oder Muslim].


    Es geht darum, sich einen Übungsweg anzueignen und auf diesen voranzugehen, bis man "DAHIN" gelangt ist.
    Irgendwann, wenn es Ernst wird, gilt es ohnehin sich die Frage zu beantworten, was man denn mit absoluter Sicherheit wirklich weiß und allen Glauben, alle Konzepte loszulassen!
    "Nichts ist absolut sicher! Das einzig beständige ist die Unbeständigkeit, und nur der Wahnsinnige ist sich absolut sicher :!: "



    Wenn Du (vorerst!) Dein Gotteskonzept / Deine Glaubensvorstellungen behalten willst, dann ist das erstmal wahrscheinlich nicht so das Problem - die Entscheidung, ob Du nun Pfad A oder B nimmst kann man auch bis zum "Basislager" aufschieben ;)


    :arrow: Es gibt nun aber auch Wege hinauf und hiervon ist eben der tibetische Buddhismus mit seiner Ngöndro-Praxis einer, die bereits eine spezielle Strecke bis zum Basislager, bzw. zu einem eigenen, speziellen Basislager beinhalten. Und auf diesen Wegen kann man eben nur wandeln, wenn man sich vorher von dem Gedanken verabschiedet hat, doch "irgendwie anders" "DAHIN" zu gelangen.



    Vielleicht hilft Dir diese kleine Anekdote ja mehr als mein letzter Beitrag zum Thema :)


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Shakamuni-Butsu

    Namaste!


    Hallo Sanshin,


    Jojo:

    Mein Gott, was soll der Scheiß. Wenn Dir der tibetische Buddhismus nicht passt wahlweise Bedenken verursacht, dann mach doch einen Bogen drum, Herrgott noch mal, Kruzitürken, verdext noch eins.
    Du bist zu überhaupt nix gezwungen. Das Christentum bietet einen Haufen mystische Wege an, alle TÜV-erprobt und zertifiziert nach ISO-Norm.


    Diese Worte von Jojo waren vielleicht etwas "heftig", klingen aber "einfach ehrlich" rüber und treffen im Grunde genommen den Punkt!


    Es ist schon etwas befremdlich, was Du schreibst.


    Zum einen verweist Du auf Deine evangelische Taufe und Konfirmation, also auf Deine christlichen Wurzeln.
    Dann verwirfst Du davon den Teil, der Dir nicht zusagt - die Verehrung Jesu als Aspekt der Trinität - und propagierst stattdessen Gott als für Dich einzig-mögliches Verehrungsobjekt und Jesus eher als "Vorleber" des Weges zu Gott. Hier siehst Du dann größere Parallelen zum Islam als zur evangelischen Kirche.


    Also im Grunde genommen hast Du doch bereits die evangelische Amtskirche vom religiösen Bekenntnis und der Praxis her hinter Dir gelassen.
    Was noch geblieben ist, ist die Mitgliedschaft in dieser Institution [lese ich so aus Deinen Beiträgen - ist aber Mutmaßung] und eine monotheistische Weltsicht.



    Ob man nun gleichzeitig Buddhist und Christ sein kann, dass ist eine Frage, die im Grunde genommen jeder
    a) für sich selbst entscheiden muss, aber auch
    b) das eigene Umfeld dann wiederum an einem selbst misst.


    Will heißen:
    Du musst in einigen Aspekten, besonders philosophisch-theologisch-buddhologischen Konzepten, Kompromisse eingehen, welche so für Deine christlichen Bekannten einerseits, aber auch für Deine buddhistischen Bekannten andererseits nicht immer nachvollziehbar sind, bzw. Ablehnung und Unverständnis hervorrufen können.


    Persönlich wirst Du dann irgendwann zu wichtigen Fragen kommen, wo Du Dich persönlich entscheiden musst!


    Im Grunde genommen wird bei jeder Religion eine bestimmte Zuflucht genommen. Aus meiner Sicht ist die immer Dreifach und besteht aus Personifizierung, Lehre und Gemeinschaft.
    - im Christentum: Gott/Jesus, die Bibel, die Kirche;
    - im Islam: Allah und Muhammed als sein Prophet, der Koran, die Umma;
    - im Buddhismus: Buddha, Dharma und Sangha.


    Selbst wenn ich Nils zustimmen würde, was die Einheit aller Religionen betrifft - was ich nicht, bzw. nur sehr bedingt tue - so steht dieser, ganz persönlichen, Sichtweise immer die Mehrheitsauffassung entgegen!
    Wenn Du einem gläubigen Christen erklärst, dass Du Christ und Buddhist bist, wird er Dir mit "Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!" kommen und Dein Christ-sein zurückweisen.
    Abgesehen vielleicht von einigen Sufis wird jeder Muslim buddhistische Lehren und Texte als harâm zurückweisen und stattdessen auf den Koran und die anerkannte islamische Sekundärliteratur verweisen.
    Ein traditioneller Buddhist wird den Monotheismus, zumindest den, wie er von Juden, Christen und Muslims propagiert wird, und alle damit zusammenhängenden Vorstellungen zurückweisen.
    Ein Christ-Buddhist sitzt also immer zwischen den Stühlen - obwohl er sich vielleicht in beiden "Welten" bewegt, ist er doch kein richtiges Teil von beiden Welten.


    Ich bin nun selbst zwar kein Anhänger des tibetischen Buddhismus, aber ich würde schon sagen, dass aus meiner Sicht gerade der umfassende tibetische Buddhismus [also der Stufenweg des Vajrayana, der auch die Aspekte des Hinayana und des Mahayana umfasst] sich keineswegs dazu eignet, nebenher - also als Kombination mit einem anderen Glaubenssystem - praktiziert zu werden.


    Die Integration der Zen-Praxis [Zazen mit oder ohne Kôans, Kinhin, Rituale] ohne die buddhistischen Glaubensvorstellungen in eine christliche Lebensführung mag funktionieren; da gibt es ein paar lebende Beispiele, die das anscheinend so durchziehen.
    Das wird in ähnlicher Weise auch mit Samatha-Vipassana-Praxis und ähnlichen Formen laufen.
    Aber sobald es um die Aspekte Verehrung, Vertrauen, Hingabe und Glauben geht, stößt diese Synthese an ihre Grenzen!


    Und da ist dann auch der Punkt, wo man zwar sagen kann, dass (vielleicht?) alle tibetischen Lehren offen zugänglich sind, dass diese aber faktisch nur vollumfänglich angenommen werden können, wenn sie in einem auf Verehrung, Vertrauen, Hingabe und Glauben beruhenden Beziehungsverhältnis zwischen Lehrer und Schüler übermittelt werden, wobei ja gerade beim Schüler die vorgenannten Aspekte vorhanden sein müssen!


    Letztlich müsstest Du Dir vielleicht selbst zunächst erstmal die Fragen beantworten:
    "Was bedeutet Gott wirklich für mich?"
    und
    "Was will ich wirklich - was erhoffe ich mir wirklich?"


    < gasshô >


    Benkei


    Namu-Shakamuni-Butsu