(Majjhima Nikaya 13, Mahādukkhakkhanda Sutta)
Hier wird ein Dualismus konstruiert, wie er den gewöhnlichen Menschen kennzeichnet. Die Minderjährige ist schön, die alte Runzlige ist hässlich.
Zunächst muss man genau schauen, wie der Buddha das beschrieben hat, nämlich suggestiv. Er malt eine Jungfrau so aus, wie es ein erotischer Autor machen könnte. Die getreuen Jasager bestätigen seine Schilderung. Aber schon einer hätte widersprechen können: "Nein, o Herr, am schönsten ist ein junger Knabe." Oder so was. Insofern ist diese Lehre nicht gerade allumfassend.
Desweiteren hätte noch einer widersprechen können nach der zweiten Beschreibung, zumal man sich fragen muss, wie ein Erleuchteter überhaupt noch zu so einer herablassenden Deskription von alten Frauen in der Lage ist. Müsste er nicht von solchen Worten längst Abstand genommen haben, da sie unrecht erscheinen? Jedenfalls hätte ich geantwortet: "Nein, o Herr, denn weder sehe ich 'einst schimmernde Schönheit' noch ist das Zahnlose ruchbar für mich."
Und da sind wir beim Punkt, den Chris machte und den das Zen lehrt. Wenn man die Dinge so sieht, wie sie sind, ohne sie zu werten, wie der Buddha hier es selbst tut (also eine unerleuchtete Sicht einnimmt), dann kann man natürlich etwas als schön empfinden, ohne dessen Vergänglichkeit "zu vergessen". Man leidet also nicht unter der Schönheit, weil man ihr Wesen der Vergänglichkeit verstanden hat. Stattdessen erfreut man sich ihrer Gegenwart. Leiden tut hingegen genau der, der so denkt, wie es der Buddha oben beschreibt: "Ah, diese Schönheit, irgendwann wird sie hässlich sein" und sich das dann vorstellt. Was schon allein deshalb überflüssig ist, weil die Schönheit im nächsten Moment am Herzkasper sterben und nie altern und verwelken könnte. Im Zen hat man gerade solche Gedankenkonstrukte als Anhaftung erkannt.