Beiträge von Stero im Thema „Geist nur beobachten oder umformen?“

    Sherab Yönten:
    Stero:


    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nur eines wichtig ist: Konzentrationsfähigkeit. Die benötigt man nämlich in zweierlei Hinsicht: Für die Konzentration auf das Objekt der Analyse und die anschließende Konzentration auf das Resultat der Analyse.
    Um Konzentrationsfähigkeit herzustellen und zu erhalten werden aber natürlich auch Phase der totalen Entspannung benötigt.


    Konzentration und Achtsamkeit im buddhistischen Sinne sind zwei verschiedene Paar Schuhe.


    Na und? Das Wort Achtsamkeit hat außer dir jetzt niemand verwendet.

    vegetarier:

    Blick irgendwie nicht durch. Habe Bücher von Kornfield, Thich Nhat Hanh und Zinn. Dort wird gesagt, man soll die Gedanken und Gefühle mit gleichmut lediglich beobachten. Dann gibt es aber auch Verweise auf Buddha der gesagt haben soll, dass man Unheilsame Geistesinhalte umformen soll. Mit einem Flock den anderen Flock raustreiben, Gedanken wie Müll raustragen etc. Was ist nun zu tun? Nur boebachten oder den Geist mit heilsamen Geisteszuständen umformen?


    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nur eines wichtig ist: Konzentrationsfähigkeit. Die benötigt man nämlich in zweierlei Hinsicht: Für die Konzentration auf das Objekt der Analyse und die anschließende Konzentration auf das Resultat der Analyse.
    Um Konzentrationsfähigkeit herzustellen und zu erhalten werden aber natürlich auch Phase der totalen Entspannung benötigt.

    Anandasa:

    Das ist kein Umformen, sondern ein Gegensteuern, eine Kurskorrektur. Dies führt zu einer anderen Kette von Ursache und Wirkung und dies führt wiederum zu einer Umformung durch die nun anders gestaltete Rückwirkung auf den eigenen Geist. Umformung entsteht so wie mir scheint durch anderes Verhalten und nicht durch Gedanken-Jogging. Freundlichkeit kommt aus dem Herzen und muss entwickelt werden. Es kann nicht durch Umformung von Gedanken entstehen. Gedanken kann man nicht umformen. Man kann nur verhindern, dass man an ihnen anhaftet und sie ziehen lassen sowie beobachten und erkennen.


    Von "Gedanken umformen" war auch gar nicht die Rede, sondern vom "Umformen des Geistes" was tatsächlich eine Um-Konditionierung von Strukturen im Gehirn ist.
    Und wenn du sagst "Freundlichkeit kommt aus dem Herzen und muss entwickelt werden. Es kann nicht durch Umformung von Gedanken entstehen." dann sollte das korrekt heißen: "Freundlichkeit kommt aus dem Herzen (als Redensart, weil tatsächlich kommt auch Freundlichkeit aus dem Gehirn) und muss entwickelt werden und zwar mit Hilfe von Gedanken, die diese Freundlichkeit verursachen und andere Gedanken ersetzen, die diese Freundlichkeit verhindert haben."
    Du kannst es drehen wie du willst, du wirst dein Metta nicht ohne Gedanken üben oder entwickeln können und diese Gedanken müssen notwendigerweise inhaltlich anders oder neu sein bei jemandem der erst keine Freundlichkeit hat und aber eine entwickeln will.

    vegetarier:

    Genau das verstehe ich nicht. Entweder bin ich nicht meine Gedanken und Gefühle, dann kann ich nur beobachten. Aber ich bin dann auch nicht die guten Gedanken und Gefühle, wie Metta. Oder doch?


    Was du wahrhaft bist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Es geht lediglich darum, ob du dich damit identifizierst. Wenn du gleichmutig beobachtest kannst du dich gar nicht identifizieren, aber wenn deine Aufmerksamkeit nachlässt, dann machst du es eben doch. Du beobachtest z.B. wie ein Hassgefühl aufsteigt und dadurch dass du es beobachtest, kann es dich nicht "übermannen". Wenn du aber nicht aufmerksam bist, also nicht gleichmütig beobachtest, dann übermannt dich das Hassgefühl bevor du weißt wie dir geschieht. Und nicht wenige sind so schon zum Mörder geworden, wenn noch andere Bedingungen erfüllt wurden. Wenn du dir jedoch andere positive Gedanken ankonditioniert hast, dann macht es nichts, wenn du mal nicht gleichmütig beobachtest, weil du ja dann nicht Gefahr läufst, dass Hassgefühle aufsteigen.


    vegetarier:


    Ich denke ja, das unser Geist unser Gehirn verändert (Rick Hanson). Also ist blosses Betrachten doch kontraproduktiv oder gar schädlich. Wahst durum wird es überhaupt empfohlen?


    Klar wissenschaftlich betrachtet ist alles eine Frage der Aktivierung neuronaler Netze im Gehirn. Die kann man ähnlich trainieren wie Muskeln. Die trainierten Neurone, die sind es, die zünden. Das erklärt Konditionierung, Ent-Konditionierung und Um-Konditionierung. Das bloße Betrachten ist dann eben das Trainieren von Neuronen, die diese Distanz ermöglichen. Warum sollte das schädlich sein?
    Und warum es empohlen wird, ist wahrscheinlich eine Frage der Ideologie. Die eine ideologische Schule empfiehlt es, weil sie denkt "Oh bloß nicht bewerten, nur beobachten, weil bewerten gaaaanz schlecht ist" womit sie natürlich selber bewerten :lol: und die andere denkt halt, man müsse da aktiv rummanipulieren, weil sonst alles ganz schlimm oder böse ist oder falsch ist oder weil der Buddha es so aber nicht anders gesagt habe oder oder oder
    So hat die eine Schule ihre Anhänger und die andere auch. und du machst am besten was dir gefällt. Psychologisch höchst interessant ist das Phänomen der Konditionierung allemal, v.a. auch wenn man in Betracht zieht, was das z.B. hinsichtlich gesellschaftlicher Konventionen bedeutet. Höchstinteressant!

    vegetarier:

    Blick irgendwie nicht durch. Habe Bücher von Kornfield, Thich Nhat Hanh und Zinn. Dort wird gesagt, man soll die Gedanken und Gefühle mit gleichmut lediglich beobachten.


    Das führt zur De-Identifikation "ich bin das nicht".


    vegetarier:

    Dann gibt es aber auch Verweise auf Buddha der gesagt haben soll, dass man Unheilsame Geistesinhalte umformen soll. Mit einem Flock den anderen Flock raustreiben, Gedanken wie Müll raustragen etc.


    Das führt zu Um-Konditionierung. Altes, als "schlecht" Erkanntes durch neues, als "besser" Erkanntes ersetzen.


    vegetarier:


    Was ist nun zu tun? Nur boebachten oder den Geist mit heilsamen Geisteszuständen umformen?


    Wenn du es fertigbringst immer und ohne Unterbrechung nur zu beobachten, dann musst du nichts "umformen". Realistischerweise kannst du aber wohl davon ausgehen, dass dir ersteres nicht gelingt und so willst du vielleicht (?) mit "umformen" "vorsorgen".