Beiträge von void im Thema „Misstrauen gegenüber dem Lehrer“

    Thursday:

    Natürlich kann man den Lehrer wechseln - um dann vielleicht fest zu stellen, dass man wieder mit dem selben Problem konfrontiert ist. Und solange dieses Problem, das man selbst ist und mit sich trägt, nicht erkennen kann oder will, schiebt man es immer auf die anderen. Ansonsten besteht ja auch kein Grund wegen der Frage hier überhaupt einen thread zu eröffnen.
    Wenn ich jemandem mißtraue, dann wende ich mich bereits davon ab. Ich muss nur noch den äußerlichen Schritt vollziehen. Und das kann man auch ganz geräuschlos tun und einfach wegbleiben.


    Das grossartige am Vjrayana ist ja, dass er so auf die menschliche Natur eingeht, und versucht alles was geht hin zur Befreiung zu mobilisieren. Der Nachteil dieser Hernaghensweise ist aber dass man sich viele archaische Elemente einfängt - die ganez Dichotnomie zwischen Licht und Dunkelheit. Wo auf der einen Seite das Heilsame steht, also Buddha, Dharma und Sangha manifestiert in der eignen Tradition und im Guru. und auf der anderen Seite, das Unheilsame, Dunkle. Und weil das einander als Geensatz gegenübersteht ist die Ideee einen korrupten, fehlbaren Guru nicht denkbar. Man muss in die Idee ausweichen, dass es dann eben kein Guru ist sondern ein falscher Antiguru und man den richtigen Strahlemann erst finden muss.

    Thursday:

    Geht man vom 4. Modell aus, in dem beide ignorant sind, sich aber sicher prächtig verstehen, dann sitzen sie eben beide in der Falle ihrer Einbildung. In diesem Fall spricht man auch von folie a deux.


    Von ignoranten und nicht-ignoranten Leute auszugehen, betrachtet das Problem ja auf einer sehr individuellen Ebene. Und da besteht die Gefahr, dass man durch so eine Betrachtung nur zu einer Fülle an bedauerlichen Einzelfällen kommt.


    Aber ist es nicht so, dass bestimmte Strukturen in sich problematisch sind? Es ist ja so, dass manche Machtstrukturen dazu führen, das bestimmte Leute auf eine nicht-hinterfragbare Position geraten, während es in anderen Strukturen "Checks and balances" gibt, die das verhindern.


    Ich denke ein wenig an die römischen Cäsaren, wo ja wohl alleine die Tatsache , dass ein Mensch in eine Position absoluter Macht gerät, das Negativste in ihm zur Entfaltung brachte. Auch in Kriegen konnte man ja feststellen, dass es gerade die "ganz normalen Familienväter" waren, die sich sobald sie keine Konsequenzen zu fürchteten hatten, bestialisch wüteten. So habe ich das Gefühl, dass es Strukturen gibt, die Ignoranz begünstigen und das sind wohl genau die, die Ignoranz leugnen, oder?

    Stero:
    Mrs._Mahakala:

    Da es um Vajrayana geht, hat der Guru außerdem herausragende Bedeutung.


    Danke für die explizite Ansage. Das sollte doch zusammen mit deinen weiteren Aussagen anderen eine Warnung sein können, sich davon fern zu halten. Hoffentlich!


    Im tibetischen Buddhismus verhert der Guru-Yoga den Lehrer nicht als Person sondern quasi in seiner Eigenschaft als letztes Glied einer Übertragungskette verehrt. Gerade bei der Überlieferung in den Westen ergaben sich Missverständnisse, in denen das zum Personen-Kult werden konnte. Nachdem es bei den Gelugs mehrere solche Fälle gab, hat Alexander Berzin im Auftrag des Dalai Lamas geschaut, was da schief gelaufen ist. Dabei entstand das Buch „Zwischen Freiheit und Unterwerfung. Chancen und Gefahren spiritueller Lehrer-Schüler-Beziehungen“, dessen Vorwort man hier findet.

    Thursday:

    Wer ist denn der Glückliche?
    Ohne dass da der Name genannt wird, bleibt das alles die Ansicht einer Enttäuschten.
    Schließlich sind das keine harmlosen Vorgänge, sondern da mißbraucht entweder jemand in einem Retreat seinen Status. Oder jemand mißbraucht hier seine Möglichkeiten und schürt irgendwelche geheimnisvollen Spekulationen. Also bitte: Roß und Reiter nennen.
    Welche Tradition ist das denn? Was wurde da praktiziert?


    Es ist ein wichtiger erster Schritt, Zweifel zuzulassen und zu äußern. Diesen ersten Schritt gegangen zu sein, bedeutet aber ja noch nicht, dass man einen zweiten oder dritten Schritt gemacht hätte.


    Gerade in Vajrayana wird der Lehrer ja oft Verkörperung Buddhas gesehen (Guruyoga) Dies verleitet gerade sektierische Gruppen zu der Idee, jede Kritik am Lehrer würde schreckliche karmische Folgen nach sich ziehen. Von daher kann es ein längerere Prozess sein, da für sich selber zu einer Klarheit zu finden.

    Mrs._Mahakala:

    Ich bin sehr erschüttert nach diesen Erlebnissen und weiß nicht recht, wie ich weitermachen soll. Der Sangha, die Beschäftigung mit den Inhalten, die dort vermittelt werden, ist zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden. Natürlich ist die Qualität des Buddhismus durch einen einzelnen Lehrer, der andere zu seinem persönlichen Vorteil missbraucht, nicht in Frage gestellt. Dennoch ist es für mich eine Erfahrung, die mir ein bisschen den Boden unter den Füßen wegzieht.
    Soll ich mich einem anderen Lehrer zuwenden? Wenn ja, welchem?
    Akzeptieren, dass Anhaftung an den Sangha die Ursache von Leiden ist und eine neue suchen, weil wohl keine Basis mehr da sein wird, nachdem mein Vertrauen in den Meister völlig zusammengebrochen ist?
    Es fällt mir schwer, das Gute, dass ich dennoch dort erfahren habe, nicht im Licht der neuen Erfahrungen zu sehen.
    Ich bin ganz schön ratlos.


    Was nach solchen erschütternden Erlebnissen gut sein kann, ist mit anderen zu sprechen, denen das gleiche passiert ist und die den gleichen Zwiespalt wie du durchgemacht haben.


    Eine gute Anlaufstelle könnte buddhistische-sekten.de sein.

    Sherab Yönten:


    Dieses "schwarz -weiß" denken funktioniert in diesem Falle nicht. Es gibt hervorragende Lehrer, die aus dem Bereich "Crazy Wisdom" kommen.
    Crazy meint hier wohl eher "unkonventionell", mit Wisdom ist buddhistische Weisheit gemeint.


    "Crazy Wisdom" bedeutet ja, dass der Lehrer die "festgefügten Vorstellungen des Schülers zerstört", indem er anders handelt, als sich das für einen buddhitischen Lehrer so ziemt.


    Haftet der Schüler an der Idee, ein Lehrer müsse ein moralisch korrekte Person sein, die Akohol, Sexualität und das Protzen mit Reichtum meidet, dann könnte "Crazy Wisdom" bedeuten , mit einem Rolls Royce voller spiritueller Groupies und einer Flasche Sekt vorzufahren. Weil ersteres für letzteres eine super Ausrede ist, haben gerade in der Hippie-Zeit sehr viele zweifelhafte Gurus ihre Eskapaden mit "Crazy Wisdom" gerechtfertigt. Selbst schreckliche Fällen sexuellen Missbrauchs wurden als "spirituelle Techniken" gerechtfertigt um damit das Ego zu zerstören.


    Das hat den Begriff "Crazy Wisdom" verbrannt.