Beiträge von Zenman im Thema „Bodhi-Baum, Ständer-Spiegel, Staub“

    Ich finde es ist nicht so destruktiv wie es evtl. klingen kann. Ich glaube, da geht es um die Frage nach der eigenen wirklichen Natur. Bin ich dies, oder das, oder was bin ich denn?


    Der eine sagt: ich bin wie ein Baum, auf dem ein Spiegelständer steht!


    Der andere sagt: Ich bin der Spiegel, und nicht das, was im Spiegel zu sehen ist! Der Baum, Spiegelständer und Spiegel - das alles ist immer noch etwas was man im Spiegel sieht und nicht der Spiegel selbst.


    Nicht, dass man will dass nichts existiert, oder kritisiert, dass etwas existiert oder lebt. Das ist es m.M.n. nicht... Es wird nur bestritten, dass eine korrekte Beschreibung gegeben wurde.

    sati-zen
    An sich hast du schon Recht wie man den scheinbaren materiellen Mangel überwindet. Jeder muss selbst lernen, wie er sein persönliches Leid überwindet... Den Staub sozusagen vom Spiegel wischt, um zu sehen dass sogar der Bodhi-Baum und der Spiegel Staub auf dem Spiegel gewesen sind...

    Tai:
    Zenman:

    ... Shen-hsiu, des beliebten Mönchs. In seinem Gedicht sehe ich die Beschreibung der Praxis der Meditation als den Versuch den Geist frei von Gedanken zu halten.


    Und da dann eine Kehre 'Staub' über den Spiegel zu schütten, indem man von Staub und Bodhibäumen schwadroniert, entbehrt natürlich nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik.


    Ganz genau, weil der Mönch versucht dem Patriarchen zu gefallen, ohne wirklich Ahnung von der Sache zu haben. Kein Wunder, dass es unfreiwillig komisch wirkt, wenn man ohne die richtige Erkenntnis versucht sich als Fachmann aufzuführen.


    Tai:


    So kann man heutzutage immer wieder Leute treffen, die Shen Hsiu's Haltung ein wenig von herab belächeln und Hui Neng's Verse als die tiefere Erkenntnis bewundern. Im Grunde aber macht Hui Neng hier doch nichts anderes als Shen Hsiu den Spiegel um die Ohren zu hauen.


    Es ist ja nur eine Geschichte, ein Gleichnis mit übertriebenen Bildern. Die "tiefere Erkenntnis" ist doch ganz sicher nicht, dass es "ursprünglich kein einziges Ding gibt". Worin soll der Nutzen einer solchen Erkenntnis liegen? Ursprünglich gab es vielleicht kein einziges Ding, doch nun gibt es viele Dinge und vieles Leiden. Soll ich mich vielleicht deswegen "ungeboren" wünschen? Manche behaupten so... Aber es ist weiterhin ein Begehren und wird ganz sicher zu Leid führen, weil man doch nicht zurück zum Zustand des "ungeboren-Seins" kann.


    Das Gedicht von Hui-Neng ist m.M.n. nur eine bessere Metapher für die Selbsterkenntnis als die des Bodhi-Baums mit Spiegelständer etc. Natürlich funktioniert sie nur dann, wenn das erste Gedicht schon da ist. Wenn noch nichts falsches da ist, kann nichts verneint werden.



    Mir ist gerade eingefallen, was wäre wenn keiner ein Gedicht vorgestellt hätte? Wenn alle gesagt hätten, wir können nicht die Lehre zum Ausdruck bringen. Das würde den Patriarchen aber in eine sehr unangenehme Situation bringen :D Müsste er dann seine gesamte Hörerschaft als vollständig erleuchtet ausweisen?

    sati-zen:

    Das karmische Leid entsteht durch Leben und dem Austausch in der Gemeinschaft und es wird durch bestimmte Prozesse wieder abgebaut. Das ist der Fluss des Daseins in Wellenform. Ein Erwachter hat die Möglichkeit das Leid im selben Moment wo es entsteht umzuwandeln und so kommt es nicht zu nennenswerten Ausschlägen der Verwirrung oder Verunsicherung. Wann und in welcher Form dieses Erwachen stattfindet ist ein sehr individueller Umstand der sich nicht verallgemeinern lässt.


    Das hört sich gut an... Weisst du, worin das Leid in so einem Fall umgewandelt wird?


    Das ist eine sehr schöne Geschichte über die verschiedenen Stufen der Erfahrung und Einsicht in die Wirklichkeit!


    "Der Geist gleicht dem Ständer-Spiegel" - das ist ja die weniger "erleuchtete" Beschreibung des Shen-hsiu, des beliebten Mönchs. In seinem Gedicht sehe ich die Beschreibung der Praxis der Meditation als den Versuch den Geist frei von Gedanken zu halten. Man versucht nur das Objekt seiner Meditation im Fokus zu behalten und alles andere weg zu lassen. Alles andere ist in dem Fall der Staub, der sich auf dem Spiegel (dem Geist) sammeln kann und die Anstrengung bei der Praxis zurück zum Objekt der Meditation zu kommen ist das Wischen des Spiegels.


    Das scheint eine durchaus gültige Beschreibung der Praxis zu sein, jedoch nicht der Erkenntnis, die aus dieser Praxis resultiert.


    Das Gedicht von Hui-neng (welches postuliert es gäbe urpsrünglich kein einziges Ding) dagegen zielt auf die Erkenntnis, resultierend aus der Praxis und ist somit ein tieferer Einblick ins Buddha-Dharma.


    Wenn man nämlich die Aufmerksamkeit bei der Meditation auf die Aufmerksamkeit selber richtet, also sich der Frage "wer bin ich" (z.B.) ernsthaft hingibt, so wird man feststellen, dass nichts von dem was gewusst werden kann tatsächlich der Geist selbst, (also der Spiegel selbst) ist. Somit ist alles was gesehen werden kann - Bodhi Baum, Ständer, Spiegel samt damit angesammelten Staub, etc. - eigentlich noch nicht der Spiegel (der Geist), sondern eine weitere Spiegelung. Die korrekte Beschreibung des Geistes selbst wie er ist ohne Spiegelungen, ist "Da ist ursprünglich kein (einziges) Ding".


    gbg:

    Kann man sich da auf Buddha stützen?


    Wo, in der Leere in der ursprünglich kein Ding existiert? :?