Beiträge von Anandasa im Thema „Kinder - Familie - anhaften...“

    Zitat

    Bei jedem Atemzug sollten wir an den Tod denken.


    kongjiazhong:

    Findest Du das für die Situation einer Mutter angemessen? Findest Du, eine Mutter sollte diesem Ratschlag folgen? Machst Du das? Könnte man nicht einen Augenblick auch für das Leben verschwenden?


    Lieber kongjiazhong, dieses Zitat hatte den Sinn MissMuffin Tips zu geben wie man besser mit der Angst umgehen kann, den Kindern könnte etwas passieren. Man muss sich vorbereiten, damit man gefasst ist, wenn etwas passiert. Ich denke schon, dass sie das verstanden hat wie es gemeint war.


    Zitat

    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?


    Es gibt noch diese Geschichte von einer Frau, deren Kind gestorben ist und die das einfach nicht wahrhaben will. Ich weiß nicht, wo ich das gelesen habe. Die Frau trägt weiterhin ihr totes Kind herum als ob es leben würde. Die Leute auf dem Markt sehen das und sagen der Frau sie solle zu dem Buddha gehen. Der könne ihr helfen. Buddha sagt zu ihr sie solle ins Dorf gehen und bei jedem Haus an die Tür klopfen. Bei jedem Haus solle sie fragen, ob es jemanden in dem Haus gibt, der noch nie einen schmerzlichen Todesfall erlebt hat. Wenn sie 10 Häuser gefunden hat, in dem kein Bewohner jemals einen schmerzlichen Todesfall erlebt hat, solle sie wieder zu ihm kommen. Als die Frau am letzten Haus in dem Dorf angekommen ist und noch kein Haus gefunden hat ohne Todesfall begreift sie, dankt dem Buddha und kehrt nach Hause zurück.


    Hier gibt es wohl wieder eine Gefahr, dass sich bei kongjiazhong der Zorn regen würde. MissMuffin sagte ja, dass für sie das Thema Buddhismus recht neu sei. Die obige Geschichte dient einfach dazu zu vermitteln wie dieses Themengebiet in der Lehre Buddhas behandelt wird. Ich verstehe schon, dass diese eine "brutale" Geschichte ist. Aber man muss sich diese Geschichten reingezogen bevor was passiert ist. Dann ist es hilfreicher als Vorbereitung.


    Es gibt noch die Erzählung über eine Frau namens Patachara, die Mann und ihre beiden Kinder verliert. Diese Geschichte ist hier ab 23:30 sehr schön erzählt: https://www.youtube.com/watch?v=qx7FrUBuJNE Diese Geschichte ist für mich für Anwendung von Achtsamkeit sehr aufschlussreich. Den Rest des Videos würde ich aber mit Vorsicht genießen. Da werden für meinen Geschmack einige Dinge sehr wörtlich genommen.


    Hier ist noch ein sehr guter Vortrag von Ayya Khema über die Angst vor dem Tod (oder das überhaupt was passieren könnte): https://www.youtube.com/watch?v=VZXXtiUCSjQ Es geht um die Angst vor dem eignen Tod und nicht um die Angst, dass den Kindern was passieren könnte. Aber ich finde den Vortrag großartig und allgemein hilfreich um die Angst vor dem Tod zu reduzieren.

    Zitat

    Doch wie reduziert man die Anhaftung, diese furchtbare Angst, den eigenen Kindern könne etwas passieren?


    Es gibt ein Gespräch zwischen Buddha und Ananda über den Tod. Dieses Gespräch wird in dem Video "Die letzte Prüfung" auf Youtube (siehe *) erzählt und geht so (ab Stelle 0:57):


    Der Buddha fragte Ananda: "Ananda, sag mir mein Schüler, wie oft am Tag denkst du an den Tod?". Ananda antwortete: "Sieben mal, Meister.". Der Buddha sagte: "Ananda, du bist zu leichtfertig. Bei jedem Atemzug sollten wir an den Tod denken."


    Ob dieses Gespräch tatsächlich im Pali-Kanon vorkommt oder nicht habe ich in einem Thread (siehe **) versucht heraus zu bekommen, aber ohne Erfolg. Jedenfalls verstehe ich dieses Gespräch so, dass man sich auf den Tod ständig vorbereiten soll. Nur wenn er völlig unvorbereitet kommt, gerät man in Panik und kann keinen friedvollen Tod sterben. Ich würde also meine Gedanken mit Achtsamkeit beobachtet. Wenn ich feststelle, dass ich zu sehr an liebe Menschen anhafte, widme ich mich in meiner nächsten Meditation wieder der Zerbrechlichkeit des Lebens und wie schnell Dinge sich ändern können.


    Es gibt eine Anekdote, die (wenn ich mich richtig erinnere) von Ajahn Buddadasa stammt. Habe ich mal irgendwo im Internet gelesen ohne mir den Link zu notieren. Ajahn Buddhadasa wurde zu einem Vortrag ins Ausland eingeladen. Also setze er sich in den Flieger um dorthin zu fliegen. Bei der Landung gab es Probleme das Bugrad auszufahren. Also musste der Pilot ohne ausgefahrenes Bugrad landen. Die Passagiere waren sehr verängstigt und schauten verzweifelnd und flehend zu Buddhadasa rüber so als könnte er ein Wunder vollbringen, weil er ein Heiliger sei. Buddhadasa habe das Ganze eher amüsiert betrachtet. Die Landung ging gut und Buddhadasa bemerkte, dass die Passagiere beim Aussteigen die hübschen Stewardessen anglotzten genau wie beim Einsteigen als habe es bei der Landung gar kein Problem gegeben. Das ist das worum es geht. Die Leute sind auf den Tod nicht vorbereitet. Droht Gefahr, geraten sie in Verzeiflung. Ist die Gefahr vorbei stecken sie wieder in ihren Anhaftungen genau wie vorher ohne was gelernt zu haben. Also beim Mediteren wiederholt über den Tod nachdenken und sich der Zerbrechlichkeit des Lebens bewusst werden. Das ist das was mir momentan dazu einfällt.


    Grüße, Anandasa


    * https://www.youtube.com/watch?v=wKncf2UT2zM
    ** http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?f=1&t=15227

    Hallo,


    ich war mal an einem Vortrag von Dolpo Tulku (siehe *) im Tibethaus. Er meinte wörtlich, dass "ein bisschen anhaften okay sei". So sei ein gewisses Anhaften an seine Kinder in Ordnung. Man muss ja als Elternteil wenn Gefahr droht o.ä. sofort zur Stelle sein. Dazu muss man mental bei der Sache sein. Was ich selbst dazu sagen würde, wäre, dass man aber nicht zu stark an die Kinder anhaften darf. Wenn die Anhaftung so groß geworden ist, dass man beim Tod eines Kindes in so große Qualen hineingerät, dass man völlig von den Socken ist und die eigene Lebensfähigkeit verliert, ist die entwickelte Anhaftung zu groß gewesen. Ich würde sagen die Anwendung des mittleren Weges bei seinen Kindern bedeutet, dass man sich immer bewusst ist, dass alles zerbrechlich und endlich ist. Alles kann jederzeit zerbrechen, jeder kann jederzeit sterben. Die Anhaftung an den Kindern darf nicht so groß werden, dass man dies vergisst.


    Ich war mal bei einem Vortrag des Dalai Lama. In der Fragestunde nach seinem Vortrag fragte ihn jemand was er machen solle nach dem Tod ihres Kindes. Er und seine Frau wären völlig verzweifelt und wüssten nicht mehr was sie tun sollten. Der Dalai Lama drückte sein tiefes Mitgefühl aus und wies ihn darauf hin, dass auch die Kinder anderen Leute sterben würden. Sowas sei sehr tragisch, würde aber passieren und nicht nur ihnen, sondern auch anderen Leuten. Wenn sie sich um andere Leute kümmern würden, die auch ihr Kind verloren hätten, würde es ihnen auf diesem Wege besser gehen. Die Anhaftung an das eigene Kind war also bei diesem Elternpaar so groß, dass sie nur noch ihr eigenes Leid sehen konnten und das Leid anderer Leute nicht mehr sehen konnten. Sie konnten weder für andere Leute noch für sich selbst Mitgefühl aufbringen. Es ist also immer wichtig zu überprüfen, ob die Anhaftung an das eigene Kind ein heilsames Maß überschreitet und sich in Mitgefühl für alle Lebewesen zu üben.


    Der Dalai Lama sagte außerdem nach dieser Frage im Scherz, wenn man Mönch wäre so wie er, hätte man nicht solche Probleme. Er beeilte sich sofort zu sagen, dass dies ein Scherz gewesen sei. Aber aus dieser Bemerkung war aber leicht herauszulesen, dass er mit der Einsamkeit eines Mönches unglücklich ist. Also scheint schon was Gutes dran zu sein, wenn man Kinder hat ;-).


    Im Film "Sieben Jahre in Tibet" gibt es eine Szene, in der Heinrich Harrer dem Dalai Lama erzählt, dass er zu Hause in Österreich ein Kind hat. Der Dalai Lama war damals noch ein Junge und Heinrich Harre teilweise sein Lehrer. Der Dalai Lama reagierte geschockt und sagte ihm, dass er zurück zu seinem Kind müsse. Seine Arbeit in Tibet sei erledigt. Ich weiß nicht, ob diese Szene sich so auch zugetragen hat oder eine Erfindung des Drehbuchautors gewesen ist.


    Okay, das war was mir als Kinderloser und daher vielleicht doch Ahnungsloser dazu einfiel ;-).
    Grüße, Ananadasa



    * http://www.berlin-buddhismus.de/dolpo-tulku.html