Beiträge von Calimero im Thema „was ist das Besondere am Diamantweg?“

    Ich habe meinen Beitrag noch mal während Deines Beitrages ein wenig konkretisiert. Bitte dies zu entschuldigen.


    Fakt ist aber: erneut muss der Diamantweg (Gruppe) sich und seine Besonderheit erklären. Das passiert grundsätzlich nach wenigen Sekunden - weil eben viele Sachen fragwürdig sind werden Fragen gestellt.

    mukti:

    Danke für die verständlichen Erklärungen kilaya. Was ich jetzt nicht ganz kapiert habe:


    kilaya:

    Der 16. Karmapa hat gegen die üblichen Regeln Lama Ole ausdrücklich als nicht ordinierten Lama in den Westen geschickt, weil klar war, dass es nur so funktionieren würde, die Übertragung zu sichern.


    Wennn er kein ordinierter Lama ist, wieso trägt er dann den Titel "Lama"?



    Das ist nun das Problem mit dem Diamantweg (Gruppe). Permanent muss nach Erklärungen gesucht werden, für Verhaltensweisen oder Praktiken, die für den tibetischen Buddhisten nicht einfach nachvollziehbar sind.


    Auf Deine Frage hin kommt nun wieder ein Behelfskonstrukt zum Zuge, wieso es doch möglich ist, dass jemand Lama ist und wer das erlaubt hat und so weiter und so weiter. "...weil klar war, dass es nur so funktionieren würde, die Übertragung zu sichern". Alternativlos klar eben. Am Ende wird das dann mit der Besonderheit des "westlichen Buddhismus" erklärt.


    Und so sind viele Verhalten eben behelfsmäßig erklärbar. Aber es macht sie dadurch nicht zu traditionellem buddhistischen Verhalten und das, obwohl man sich im Diamantweg des Herrn Nydahl auf eine der traditionellsten Schulen des tibetischen Buddhismus beruft. Dieser Spagat bringt eben Spannungen mit sich.

    Jojo:
    Alexander:

    Ich habe den Eindruck gewonnen, als werde der Diamantweg von manchen icht ernst genommen.
    Was soll ich davon halten? Ist der Diamantweg eine Sonderform oder eigentlich kein "richtiger" Buddhismus?
    Meine Frage ist ernst gemeint und ich freue mich auf Eure Antworten,
    liebe Grüße Alexander


    Und, was ist denn jetzt das Besondere am Diamantweg?




    Der Diamantweg als Gruppierung ist eine westliche Ausformung des Buddhismus, der sich mit dem tibetischen Buddhismus überschneidet, der sich zu allererst aber permanent mit sich selber beschäftigen und seine guten Absichten immerzu beweisen muss, da er - zurecht oder auch nicht, ich kann und mag das nicht beurteilen - sehr stark polarisiert und von führenden Religionswissenschaftlern als "Buddhismus light" bezeichnet wird:


    http://www.religionenlu.ch/pdf/2005-11-04.pdf

    Lieber, wunderbarer Kilaya,


    viele Westler meinen, mit großem Vertrauen, dass der Buddhismus insgesamt eine sehr ausdehnbare Religion ist, nicht wahr? Nette lachende Mönche, lächelnder Buddha, tolle Lamas, charismatische Nonnen. Der Pali-Kanon zwischen den vergilbten Fingern, denn der Buddhismus hat nichts gegen Nikotinsüchtigkeit, und sogar der Penis wird so oft eingesetzt, wie man möchte - oder kann, denn Buddhismus ist doch sexualfreundlich. Mit diesem Weltbild, dass sich die Regeln an meinem eigenen Weg zur Erleuchtung ausrichten, damit gehen viele Buddhisten durch ihr Leben. Das zieht die Menschen seit Jahrzehnten an. Man meint, dass der Buddhismus nicht so "trocken" sei, wie die hiesige Kirche, sondern in manchen Bereichen, nunja, sogar ein wenig feuchter.


    Die Regeln stelle ich mir, wenn, dann schon selber auf. Das ist provokant ausgedrückt, aber hierin liegt schon ein dickes Korn Wahrheit. Westliche "Buddhisten" kultivieren, so habe ich den Eindruck, recht häufig ihre Unreinheit und mögen nicht erkennen, dass der Hauptakt, die Herausforderung, nicht im Lesen irgendwelcher alter Schriften besteht, sondern im fordernden und andauernden Umstellen des Gehirns, oder auch des Geistes wie manche sagen, indem man unheilsame Taten langsam mit heilsamen Taten austauscht. In dem man anstatt "Verdammte Scheiße, Fuck!" zu brüllen plötzlich sanft "Oh, das war daneben" sagt, wenn man sich mit einem Hammer auf den Fingern haut ("wessen das Herz voll ist, dessen geht der Mund über") indem der Kettenrauch mit einer Gebetskette ersetzt wird, indem mein überaktiver Sexualtrieb, angefacht von Werbung und Film, besänftigt wird. Sodass ich nicht auch noch in einem Retreat darüber sinnen muss, wie ich mir Befriedigung schaffen kann. In toto: dass die unendlichen und leidvollen Prozesse des zyklischen Existierens langsam erkannt und gestoppt werden. Das ist mein Ziel.


    Zitat

    „Von allem Bösen abzustehen,
    das Heilsame zu mehren,
    auf Läuterung des Geistes zu sehn:
    Das ist's was Buddhas lehren.“ (Dhp 183)


    Wenn der Buddha einmal ein Verhalten unmittelbar einfordert, und das tut er durchaus, dann wird das als unangenehm erkannt - das will man nicht haben - und sofort aufgeweicht, wegverhandelt oder als "kulturell oder ethisch zu speziell auf Tibet gerichtet" empfunden, weil wir sind ja hier nicht in Tibet. Da poppen selbst die Götter auf dem Altar. In Tibet. Da geht alles. In Tibet. Anscheinend. Aber so ist das nicht. Wie ist es? Ein Lehrer, der sich 500 seiner Schülerinnen mit auf sein Zimmer nimmt und die Hosen herunterlässt, der kann hier wohl nicht als Maßstab dienen und mich lehren, nicht wahr? Also schaue ich mir an, was die Wissenschaft sagt und der Buddhismus kommt da plötzlich ziemlich kleinteilig her:



    Das einzig Positive: Mann darf fünf Orgasmen in der Nacht haben. (Wobei ich hier schon wieder kläglich scheitern werde. Ich kann es mit den kleinen, leichten Hochleistungstibetern, die sich aber auch im Höhentraining sowas von fit gemacht haben, einfach nicht aufnehmen. Ich hatte mal drei, und das war echt harte, harte Arbeit...).

    Ich finde es gut, dass schön friedlich diskutiert wird bei diesem Thema, das so vielen nahe geht.


    Die Sache, dass Sex im tibetischen Buddhismus auch religiös genutzt werden kann, wurde schon öfter herangezogen. Weil man sich in all den exotischen Angelegenheiten der Tibeter als Deutscher nicht so sicher ist, kann einem da schon mal ein X für ein U vorgemacht werden und plötzlich wird aus dem religiösen Tantra denn doch nur mittelmäßiges Poppen. Glücklicherweise hat der Dalai Lama genau dazu ausführlich Stellung genommen:


    Zitat

    According to the Dalai Lama, only a person who views all the phenomena of cyclic existence with complete impartiality is qualified to engage in tantric sexual practices:


    »Truthfully, you can only do such practice if there is no sexual desire whatsoever. The kind of realization that is required is like this: If someone gives you a goblet of wine and a glass of urine, or a plate of wonderful food and a piece of excrement, you must be in such a state that you can eat and drink from all four and it makes no difference to you what they are. Then maybe you can do this practice.«


    When asked to name any lamas who he thought were at this level, he admitted that he could not. He mentioned that there are well-known stories of great teachers like Tilopa who had transcended all attachment to conventional thinking and so were able to engage in sexual practices without harming themselves or their students, but he added that such exceptional individuals are very rare.«


    [(John Powers, »Introduction to Tibetan Buddhism«, Snow Lion Publications, 1995, p. 252. Deutsche Übersetzung: Religion und Kultur Tibets. Das geistige Erbe eines buddhistischen Landes, O.W. Barth Verlag, 2002]

    Interessant, wie viel Moderatoren-Power sofort hier zugange ist. :D Angst, dass es zu ruppig wird?


    Void, ich glaube nicht, dass es mit einem Karmapa zu tun hat, wenn man 500 Schülerinnen aus dem eigenen Schulbetrieb ins Bett nimmt. Schüler, auch Volljährige, sind Menschen, die schon in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen. Schülerinnen eben. Oder würdest Du das grundsätzlich bestreiten, Void?


    Ich wage zudem zu bezweifeln, dass sein Lehrer, der 16. Karmapa, über den es ja keinen Disput gibt, dieses Verhalten "Lamas, reitet Eure knackigen Schülerinnen ruhig mal ordentlich durch" toleriert hätte. Interessant finde ich, wie sanftmütig viele Kundige, die alle mögliche Texte hier einstellen, plötzlich klingen, wenn es um Ole Nydahl geht. "Ach das ist doch schon alles so lange her...". Ha, des is mir aber Wurscht, wenn ich mir einen Lehrer suche der mich auf meinem Weg zur Erleuchtung voranbringen soll. Und um nichts weniger geht es mir! Ich will gerne raus aus Samsara, wo der nächste Kick vor dem nächsten Kick kommt. Und da zählt für mich die Auseinandersetzung mit meinem und Klärung meines Sexualtriebes und der damit vorhandenen Anhaftungen, Gedanken etc. auch eine Rolle. Der Buddhismus endet bei mir nicht auf Höhe des Bauchnabels.


    Für mich ist es so, dass die Bücher, in denen er den Dharma auslegt, durch sein Leben mit Sportwagen, Sex und Bling-Bling reichlich entwertet sind - wenngleich die Lehre stimmen mag. Selbst wenn ein Papagei den Dharma zitiert, bleibt die Lehre Buddhas ja korrekt. Aber das war für mich der Grund, mich dieser Gruppe nicht zu nähern: seine Ethik stimmt nicht mit dem überein, was ich für ethisch vertretbar halte.

    Ich finde, als Anfänger, dass man sich in Ruhe und ohne Bashing und ohne eigene Gefühlsaufwallungen den überall aufgeworfenen Fragen und offensichtlich bestehenden Konflikten zu dem Thema durchaus nähern darf. Ich habe das getan und bin mit mir im Reinen. Ich habe Ole Nydahl nicht verurteilt und werde das auch nicht tun.


    Man sollte die Diskussion in einer respektvollen Haltung führen, und anerkennen, dass man selber nicht unfehlbar ist und in einer Position wie Herr Nydahl möglicherweise ähnlich handeln würde. Aber wenn man die Sache für sich aufarbeitet, dann darf man auch nicht Tabu-Zonen errichten. Ich sehe ja selber täglich in meinem Zentrum, wie Schüler ihre Lamas schätzen, schützen und verehren.


    Den Beitrag unter http://info-buddhismus.de/lama_ole_nydahl.html finde ich persönlich sehr erhellend. Er hat mir ein wenig Hintergrund gegeben - ohne dass ich Ole oder seine Anhänger deswegen verurteile. Es ist einfach nur Text mit Inhalt, der mich nicht weiter in Aufregung versetzt. Es ist einfach Ruhe und Sachlichkeit, die bei dem Thema manchmal fehlt. Aber um das Thema mit Samtpfötchen herumzutändeln finde ich genausowenig angebracht. Es gibt nichts zu verstecken und nichts zu bashen für mich.

    Ich bin selber totaler Anfänger und interessiert am tibetischen Buddhismus. Für mich war das Besondere am Diamantweg, dass der Gründer selber sagt, dass er mit mehr als 500 Frauen geschlafen hat. Fand ich total krass ohne es aber bewerten zu wollen. 500. Das traue ich sonst nur Mick Jagger zu. Ich selber wäre da wohl überfordert... :) Es scheint mir also ein sehr freier und offener und irgendwie auch moderner Verbund zu sein. Also Ole ist nicht nur für seine Bücher bekannt, sondern auch für ein ziemlich energiegeladenes Leben. Kann sein, dass das eine moderne Ausrichtung des tibetischen Buddhismus ist und schadt mir ja auch nicht.