Beiträge von mukti im Thema „Zum Thema alleine oder "unabhängig" Buddhismus praktizieren“

    catflap08:

    Ich bin der festen Überzeugung dass man heutzutage den Buddhismus Nichirens auch alleine praktizieren kann. Auch wenn man mit geringer Auflösung auskommen muss so sind Nichiren Gohonzons im Netz zu finden. Es bleibt einem selbst überlassen wessen man Schule man folgen kann ohne sich an sie zu binden. Sich nicht an Tendenzbetriebe zu binden kann durchaus auch in den Schriften Nichirens begründet werden. Die Gosho der Nichiren Shu finde ich persönlich noch am neutralsten. Nach Jahren der Auseinandersetzung finde ich, dass die SGI sich samt ihres Präsidenten im übertragenen Sinn zu einem (Go)Honzon stilisiert hat, es wurden Abhängigkeiten geschaffen gegen die sich Nichiren eigentlich wehrte. Gerade die Vehemenz mit der sich SGI-Anhänger im Internet gegen etablierte Fakten wehren ist für mich zwischenzeitlich einfach nur erstaunlich wenn nicht auch lächerlich da sie ihr Unwissen gerade zu dokumentieren.


    Ich habe an dieser Diskussion nicht mehr teilgenommen weil ich nicht diesen Weg gehe, und daher nicht kompetent bin. Aber das Obige bestätigt meinen Eindruck bezüglich Abhängigkeiten. Das ist nun auch individuell verschieden, so werden solche Bindungen eingegangen wenn da eine Hilfe dabei ist auf dem Weg voranzukommen. Gemeinschaft Gleichgesinnter ist bestimmt sehr wertvoll, und vielleicht ist sie anders gar nicht zu erlangen. Oder die alleine Praktizierenden bringen es nicht zu dem Standard an Praxis wie er in einer bestimmten Gruppe vorherrscht. Man kann auch bestimmte Autoritätsansprüche leicht nehmen und nur darauf achten was einen wirklich weiterbringt in einer Gruppe. Ich glaube man kann da keine Empfehlungen abgeben die für alle gleichermaßen gelten, solange eine Gruppe keine offensichtlich destruktive Richtung einschlägt.


    Nur ein paar Gedanken eines mehr oder weniger Außenstehenden. Ich habe da mit anderen Gruppen einige Erfahrungen hinter mir, und bin zur Zeit nicht so auf Bindungen und Abhängigkeiten erpicht. Aber das ist halt mein eigenes Ding und muss ja nicht für alle gelten. Hoffe nicht gestört zu haben.


    Persönlich beziehe ich den Begriff eher auf die Gemeinschaft der Mönche und Nonnen. Weil die am Buddhismus Interessierten kommen und gehen, manche trifft man öfter an in den Zentren, manche nur manchmal oder gar nicht mehr. Darunter gibt es dann mehr oder weniger ernsthaft Praktizierende. Da hat eine Sangha keine festen Umrisse, wer gehört da nun dazu und wer nicht. Nur wenige bekennen sich öffentlich zu den Sila (ethische Richtlinien), die könnte man auch als Laiensangha bezeichnen.

    Hi Argonath,


    Argonath:

    Wenn ich es richtig verstehe, gehörst Du aber auch einer Sangha an, richtig? Genau darum geht es ja! Du engagierst Dich und suchst den Austausch.
    Tsukamoto schreibt mehrfach "voluntarily" im Zusammenhang mit dem Engagement im Tempel. Hier wird niemand zu etwas gezwungen. Nun schreibt er aber eben auch aus der Perspektive dieser Buddhismus-Schule.


    Vielleicht habe ich das etwas zu scharf geschrieben weil ich eine leichte Allergie gegen bestimmte Abhängigkeiten habe. Ich besuche wie gesagt ein bestimmtes Zentrum mit einem Lehrer aber bin keine Bindungen eingegangen, und es gibt auch in keiner Weise eine Aufforderung dazu. Es wird nur gelegentlich der Vorteil betont, einen "guten Freund" (kalyāna mitta) zu haben, was nach der Lehre ein erfahrener Mönch ist. Ich gebe immer eine Spende und bin aus administrativen Gründen Mitglied des Vereins.


    Argonath:


    Wenn Du schreibst,

    Zitat

    Jeder kann kommen und gehen wohin er will, das geht ja nun niemanden was an. Wenn das nicht respektiert wird dass ich eine andere Sangha oder buddhistische Richtung aufsuche dann ist das für mich schon ein Zeichen besser eine andere aufzusuchen.

    empfinde ich das als Ausdruck des Individualismus, der Freiheit, wie sie natürlich jedem zusteht.
    Wenn du es aus Sicht des Theravada meinst, würde mich interessieren welchen Weg Du gehst? Den der individuellen Erleuchtung oder ausschließlich mit Anleitung oder ganz ohne Anleitung? Oder bist Du der Meinung es gehe ganz ohne erfahrene Buddhisten, Sensei, Meister, Guru whatever???


    Für mich ist die Überlieferung des Palikanon der Weg und die Kommentare des Theravada, soweit sie nützlich erscheinen und die Dinge genauer erklären können. Nach dem Buddhawort: "Sei dir selber Zuflucht, die Lehre sei dir Zuflucht". Ich bilde mir nicht ein dass ich alleine auf alles draufkommen könnte, strebe aber keine emotionalen Bindungen an. Eine solche Beziehung sehe ich als ein Geben und Nehmen, der Laie trägt zum Unterhalt des Lehrers bei und der Lehrer trägt zur geistigen Entwicklung bei. Das ist alles an gegenseitiger Abhängigkeit. Natürlich hat man besonderen Respekt und Wertschätzung einem kalyāna mitta gegenüber. Aber wenn der Kontakt nicht weiterhilft gehe ich woanders hin, ja ich würde dann jederzeit auch die Schule, die Sangha, den Lehrer und den Kanon austauschen und erwarte dass es deshalb keinerlei Diskriminierung gibt. Ich fühle mich da völlig frei und meiner eigenen Bestimmung überlassen.


    Argonath:


    Die andere Variante ist die eines Life Style Buddhismus "nur für mich" und "mal hier - mal da" - man pickt sich immer das Beste raus und wenn es einem zu blöd wird sucht man sich etwas anderes. Steine oder Feen... ich übertreibe maßlos :D
    Aber ist das wirklich Buddhismus???


    Es ist schon sinnvoll eine bestimmte Richtung zu verfolgen und zu vertiefen finde ich. Wenn man Wasser will gräbt man besser an einer Stelle tief als an mehreren Stellen nur seicht. Solange man den Eindruck hat dass man da auch wirklich Wasser findet.


    Argonath:


    Was Tsukamoto meint, ist glaube ich, ALLE Drei Schätze ernst zu nehmen - egal in welcher Schul-Richtung. In diesem Fall natürlich den Nichiren Buddhismus. Hier muß darauf hingewiesen werden, dass Nichiren Berge von Schriften verfasste in denen er die Lehren anderer Schulen zu Gunsten des Lotus Sutras widerlegt. Die Einstellung die richtige Schule zu praktizieren ist den Vertretern des Pali Kannon ebenfalls nicht ganz fremd, wenn ich nicht irre...


    Wenn im Palikanon oder in alter und neuerer Sekundärliteratur andere Lehren widerlegt werden, achte ich darauf ob das für mich nachvollziehbar ist, andernfalls bilde ich mir darüber kein Urteil nur weil es dort geschrieben steht.


    Argonath:


    Eine Initiation in Stufen ohne Anleitung (oder sogar Bezahlung) gibt es aber ja in den Theravada Schulen auch oft nicht - korrigiere mich wenn es nicht stimm! Nenn es Spende, however...
    Genauso wird der Gohonzon nicht einfach so unter die Menschen "geschmissen".


    Man kann offiziell bekunden dass man sich an die Verhaltensregeln (Sila) für Laien hält. Eine Bezahlung wird nie gefordert, außer bei einem Retreat oder einer Pilgerreise wo Unterkünfte, Flüge usw. eben bezahlt werden müssen. Ansonsten läuft alles auf freiwille Spendenbasis (Dhana). Das funktioniert, weil wenn man etwas wertvolles erhält ist es natürlich dass man dafür auch etwas geben will. Es wird nur darauf aufmerksam gemacht dass die Lehrtätigkeit und ein Zentrum nur durch Spenden möglich ist.
    Ich weiß nicht wie das mit dem Gohonzon verstanden wird und möchte es nicht beurteilen. Aber nach der Überlieferung lehrte der Buddha nicht "mit einer geschlossenen Faust", also alles ist frei für jeden zugänglich.

    Hallo,


    ehrlich gesagt wo eine solche Bindung an einen Tempel und eine bestimmte Sangha gefordert wird würde ich sofort davonlaufen. Mir kommt dieser Text vor wie von einer Sekte wo einem als "Abtrünniger" von irgendwelchen Autoritäten oder "Ministern" ein schlechtes Gewissen eingeredet wird. Wenn man ihnen nicht folgt, könne das ja nur daran liegen dass man ein großes Ego habe.
    Jeder kann kommen und gehen wohin er will, das geht ja nun niemanden was an. Wenn das nicht respektiert wird dass ich eine andere Sangha oder buddhistische Richtung aufsuche dann ist das für mich schon ein Zeichen besser eine andere aufzusuchen.
    Und dass dieses Gohozon an einen Tempel gebunden ist den man zu unterstützen hat, das ist ja wie in einer Kirche wo man an die Priester gebunden ist die alleine irgendwelche Heiligtümer weiterreichen könnten.
    In dem Theravada Zentrum wo ich hingehe wird es jedem voll und ganz selber überlassen wie weit er sich beteiligen möchte. Man macht da soviel wieweit eben das Verständnis und der gute Wille reicht, ohne dass jemand beansprucht die Führung über das Leben eines anderen zu übernehmen. Das Zentrum erhält sich durch freiwillige Spenden, die aus Dankbarkeit gegeben werden und aus dem eigenen Wunsch heraus dass es weiter bestehen möge. Und sogar wenn man ein Mönch wird gibt es keine lebenslange Bindungspflicht und keine Diskriminierung wenn man den Mönchsstand wieder verlässt.


    Das nur als meine unmaßgebliche Meinung und mein Eindruck, ich habe sonst keine Erfahrung mit dieser Richtung.