Hi Argonath,
Argonath:
Wenn ich es richtig verstehe, gehörst Du aber auch einer Sangha an, richtig? Genau darum geht es ja! Du engagierst Dich und suchst den Austausch.
Tsukamoto schreibt mehrfach "voluntarily" im Zusammenhang mit dem Engagement im Tempel. Hier wird niemand zu etwas gezwungen. Nun schreibt er aber eben auch aus der Perspektive dieser Buddhismus-Schule.
Vielleicht habe ich das etwas zu scharf geschrieben weil ich eine leichte Allergie gegen bestimmte Abhängigkeiten habe. Ich besuche wie gesagt ein bestimmtes Zentrum mit einem Lehrer aber bin keine Bindungen eingegangen, und es gibt auch in keiner Weise eine Aufforderung dazu. Es wird nur gelegentlich der Vorteil betont, einen "guten Freund" (kalyāna mitta) zu haben, was nach der Lehre ein erfahrener Mönch ist. Ich gebe immer eine Spende und bin aus administrativen Gründen Mitglied des Vereins.
Argonath:
Wenn Du schreibst,
Zitat
Jeder kann kommen und gehen wohin er will, das geht ja nun niemanden was an. Wenn das nicht respektiert wird dass ich eine andere Sangha oder buddhistische Richtung aufsuche dann ist das für mich schon ein Zeichen besser eine andere aufzusuchen.
empfinde ich das als Ausdruck des Individualismus, der Freiheit, wie sie natürlich jedem zusteht.
Wenn du es aus Sicht des Theravada meinst, würde mich interessieren welchen Weg Du gehst? Den der individuellen Erleuchtung oder ausschließlich mit Anleitung oder ganz ohne Anleitung? Oder bist Du der Meinung es gehe ganz ohne erfahrene Buddhisten, Sensei, Meister, Guru whatever???
Für mich ist die Überlieferung des Palikanon der Weg und die Kommentare des Theravada, soweit sie nützlich erscheinen und die Dinge genauer erklären können. Nach dem Buddhawort: "Sei dir selber Zuflucht, die Lehre sei dir Zuflucht". Ich bilde mir nicht ein dass ich alleine auf alles draufkommen könnte, strebe aber keine emotionalen Bindungen an. Eine solche Beziehung sehe ich als ein Geben und Nehmen, der Laie trägt zum Unterhalt des Lehrers bei und der Lehrer trägt zur geistigen Entwicklung bei. Das ist alles an gegenseitiger Abhängigkeit. Natürlich hat man besonderen Respekt und Wertschätzung einem kalyāna mitta gegenüber. Aber wenn der Kontakt nicht weiterhilft gehe ich woanders hin, ja ich würde dann jederzeit auch die Schule, die Sangha, den Lehrer und den Kanon austauschen und erwarte dass es deshalb keinerlei Diskriminierung gibt. Ich fühle mich da völlig frei und meiner eigenen Bestimmung überlassen.
Argonath:
Die andere Variante ist die eines Life Style Buddhismus "nur für mich" und "mal hier - mal da" - man pickt sich immer das Beste raus und wenn es einem zu blöd wird sucht man sich etwas anderes. Steine oder Feen... ich übertreibe maßlos
Aber ist das wirklich Buddhismus???
Es ist schon sinnvoll eine bestimmte Richtung zu verfolgen und zu vertiefen finde ich. Wenn man Wasser will gräbt man besser an einer Stelle tief als an mehreren Stellen nur seicht. Solange man den Eindruck hat dass man da auch wirklich Wasser findet.
Argonath:
Was Tsukamoto meint, ist glaube ich, ALLE Drei Schätze ernst zu nehmen - egal in welcher Schul-Richtung. In diesem Fall natürlich den Nichiren Buddhismus. Hier muß darauf hingewiesen werden, dass Nichiren Berge von Schriften verfasste in denen er die Lehren anderer Schulen zu Gunsten des Lotus Sutras widerlegt. Die Einstellung die richtige Schule zu praktizieren ist den Vertretern des Pali Kannon ebenfalls nicht ganz fremd, wenn ich nicht irre...
Wenn im Palikanon oder in alter und neuerer Sekundärliteratur andere Lehren widerlegt werden, achte ich darauf ob das für mich nachvollziehbar ist, andernfalls bilde ich mir darüber kein Urteil nur weil es dort geschrieben steht.
Argonath:
Eine Initiation in Stufen ohne Anleitung (oder sogar Bezahlung) gibt es aber ja in den Theravada Schulen auch oft nicht - korrigiere mich wenn es nicht stimm! Nenn es Spende, however...
Genauso wird der Gohonzon nicht einfach so unter die Menschen "geschmissen".
Man kann offiziell bekunden dass man sich an die Verhaltensregeln (Sila) für Laien hält. Eine Bezahlung wird nie gefordert, außer bei einem Retreat oder einer Pilgerreise wo Unterkünfte, Flüge usw. eben bezahlt werden müssen. Ansonsten läuft alles auf freiwille Spendenbasis (Dhana). Das funktioniert, weil wenn man etwas wertvolles erhält ist es natürlich dass man dafür auch etwas geben will. Es wird nur darauf aufmerksam gemacht dass die Lehrtätigkeit und ein Zentrum nur durch Spenden möglich ist.
Ich weiß nicht wie das mit dem Gohonzon verstanden wird und möchte es nicht beurteilen. Aber nach der Überlieferung lehrte der Buddha nicht "mit einer geschlossenen Faust", also alles ist frei für jeden zugänglich.