Beiträge von Yofi im Thema „Leiden“

    Keine Materie, sondern Elemente.


    http://www.palikanon.com/wtb/rupa_kalapa.html


    Mit der Materie verhält es sich ähnlich wie mit der Realität. Ein scheinbares Objekt, das die Idee vom "realen Ich" gut ergänzt. Hier ist das Ich, dort die Objekte, und die Realität, geteilt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft stellt den "Raum", der sie zu beherbergen scheint, dar. Das ist, so gesehen, eine gewagte Theorie, und trotzdem halten wir sie für real. Sie bringt uns keine Zufriedenheit, weil das Handfeste in der Zeit davon zu laufen scheint. Wir würden es gerne für immer festhalten, selbst wenn es so leidhaft ist. Besser als Nichts, denkt man - und die Alternative dazu ist nur schwer zu verstehen. Also lieber am Leidhaften festhalten, selbst wenn das wieder Leid entstehen lässt, das ist das Hamsterrad der Theorie von einer materiellen Welt.


    Grüße, Yofi

    Stero:
    Yofi:

    Es entstehen entweder direkt nach unheilsamen Handlungen oder irgendwann in der Zukunft störende Emotionen.


    Bei Irrationalität entstehen Gefühle immer unmittelbar und Emotionen noch später. Natürlich aber auch viel später durch Erinnern und Nachdenken drüber.


    1) Wieso eigentlich nur bei Irrationalität?
    2) Es bahnt sich beim Erinnern und Nachdenken eine weitere Ladung von Irrationalität an - anhand vom Retrospektionseffekt. Nichts ist mehr so gefühlt wie im vergangenen Moment.


    Man sieht daran, dass wir Realität nicht erkennen können, sondern dass wir sie fühlen, und das veränderlich.

    Morpho:

    accinca:

    Zitat

    Genau, das eigentlich bessere Wissen, manchmal auch als "Gerechtigkeitssinn" bezeichnet,


    Gewissensscheu beruht auf Gerechtigkeitssinn ? Karmabedenken ? Ist wichtig, sollte aber nicht im Vordergrund stehen- oder ? Ich mag das Sutra von "Furcht und Schrecken": " Unzulänglich geläutert... " ---- oder anders: " Mit sich nicht im Reinen sein " ? Leidhaft auf jeden Fall.


    Gute Frage. Es kommt auf den Umgang mit dem Gewissen an. Ob man die Kategorie Schuld-Unschuld im Vordergrund sieht, wobei der Bezug auf ein inhärentes Dasein hergestellt wird und die Trennung in Objekt-Subjekt als ein weiterer leidvoller Aspekt ins Spiel kommt, oder ob man sich auf den Prozess Ursache-Wirkung konzentriert und dadurch mehr Aktionspotenzial aufbaut. Eigentlich kommt es nur darauf an, leidvolle Erfahrungen beispielsweise in gute Vorsätze zu wandeln. Ursachen für falsche Handlungsweisen sind immer zusammengesetzt, deshalb kann es nicht zutreffen zu sagen: Ich bin es gewesen. Wir wissen ja, dass dieses Ich auch nur zusammengesetzt ist aus vielen Faktoren und Annahmen.

    Wenn man es nun besser weiß, bereut man das Vergangene. Das ist immerhin ein Fortschritt, manchmal quält aber das schlechte Gewissen immens, und das generiert eine lähmende Wirkung. Man wird unachtsam und häuft neues negatives Karma an oder anders ausgedrückt - erzeugt eine Belastung durch negative Gedanken. Das dürfte auch mit Selbstablehnung einhergehen.

    Ich dachte eher an Emotionslosigkeit. Die Situation, wenn Folgen unserer Handlungen in der Form der Assoziationen in der Gegenwart nicht mitmischen.

    Stero:

    Ich halte also fest, dass der sprachliche Dissenz darin besteht, dass ich Wahrnehmung von Emotionalität trenne und Emotionalität als optional betrachte, während Buddhisten das als fixe Verbindung sehen.


    Wenn ich mich nochmal auf die Tabelle beziehen darf: Das, was wir als Emotionen, die 'danach' entstehen verstehen, sind für mein Verständnis die Folgen der unwissenden Denk- und Handlungsakte, in der buddhistischen Terminologie das 'unheilsame Karma'. Es entstehen entweder direkt nach unheilsamen Handlungen oder irgendwann in der Zukunft störende Emotionen. Man kennt das auch in der Form des schlechten Gewissens, das entweder gleich auftritt, oder das sich bei Verdrängung/Unachtsamkeit z. B. durch Anfälle von Traurigkeit oder auch Gereiztheit in Situationen, die einem solchen Gefühl vielleicht gar nicht entsprechen, äußert. Oder natürlich auch in dauerhaften negativen psychischen Zuständen.

    Stero:

    Mag sein, dass sich die Begriffe, die ich verwende mit diesen berühren. Es ist in einigen Fällen sogar ganz sicher, dass sie sich berühren, weil ich mich ja bereits habe inspirieren lassen von buddhistischen sprachlichen Ausdrücken. Mal sehen, wohin noch zu Entwickelndes noch führt.


    Beispielsweise für das Nicht-Aufsteigen von Emotionen, die 'Rationalität', die du oft erwähnst, sehe ich eine Entsprechung in der rechten Spalte der Tabelle, die ich verlinkt habe - 'karmisch neutral', oder einfach 'neutral' wenn man keine buddhistische Begriffe verwenden will. Zu den Bereichen links und weiter unten gelangt man nur durch Praxis. Diese Ergebnisse kann man sich nicht 'ausdenken', vor allem deshalb nicht, weil - wie man sieht - im mittleren Bereich die durch das Anhaften an der eigenen Ansicht negative psychische Zustände in der Form der Hindernisse eine Rolle spielen. Durch das Greifen (vorerst) nach einer anderen 'Ansicht' (wie wir das zunächst 'nur' verstehen können) wie z. B. die der Vier edlen Wahrheiten, lockert sich die Anhaftung. Damit wäre die Diskussion zurück beim 'Boot'. Das ist nämlich eine wirklich zutreffende Analogie.

    Stero:

    Hier ist eine Differenz: ...


    Das wäre eine Differenz bedingt durch das Parteiergreifen, darum geht es aber nicht. Ich substrahiere Gedanken, die einen Zusammenhang darstellen, den man als allgemein hilfreich betrachten kann.


    Stero:

    Wenn ich berücksichtige, das für mukti sein "Leiden" auch immer allem anderen vorangeht und Leiden unter "Emotionalität" fällt, dann sind mukti und Sunu näher beisammen und yofi steht mit seinem Palikanon außerhalb.


    Das ist auch viel einfacher, weil eigene Erklärungsmodelle nicht objektiv wahrgenommen und ihre Schwachstellen nicht entdeckt werden solange man keine andere Standpunkte zulässt. Wir haben uns diese Philosophie ausgesucht und uns in ihrem Sinne hier vesammelt, so verstehe ich das.


    Das, vomit du dich beschäftigst, sind Geistformationen. So sieht das Modell in einem übergeordneten Schema aus:


    Zitat

    'Gruppen' oder 'Daseinsgruppen', nennt man die 5 Gruppen, in die der Buddha die dem oberflächlichen Beobachter eine Persönlichkeit vortäuschenden gesamten körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen eingeordnet hat, nämlich:


    die Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha),
    die Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha),
    die Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhandha),
    die Gruppe der Geistesformationen(sankhāra-kkhandha)
    die Bewußtseinsgruppe (viññāna-kkhandha)


    http://www.palikanon.com/wtb/khandha.html


    ... und so sieht dann das Resultat aus, das wieder auf einer übergeordneten Ebene Gefühle, Wahrnehmugn und Konditionierung mit einschließt:


    http://www.palikanon.com/tables/tabelle1.htm

    Sunu:

    Von sekundär kann nicht die Rede sein..


    Das stimmt, Wahrnehmung und Gefühl treten in einem Prozess auf.


    »Was da, o Bruder, an Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein besteht, diese Dinge sind verbunden, nicht unverbunden, und nicht kann man diese Dinge einzeln voneinander trennen und ihre Verschiedenheit zeigen. Denn was man, o Bruder, fühlt, das nimmt man wahr, und was man wahrnimmt, dessen ist man sich bewußt.« (M.43).


    Eine andere Sache ist das Bewusstwerden auf der Grundlage der Unwissenheit, man nennt das auch 'falsches Aufmerken'.


    Zitat

    Außerdem scheinst du Emotionalität mit Gefühl gleichzusetzen.


    Ja, das ist der Fehler.