Beiträge von Yofi im Thema „7 Jahre in Tibet: Beispiele für den Buddhismus.“

    Sudhana:

    das ist Ignoranz.


    Ignoranz kann man auch den Vorgang der Projektion eigener Wünsche und Abneigungen auf andere Menschen nennen. Das bedeutet, dass man gewisse Umstände ignoriert und seinen Fokus auf das Ausleben der unbewussten Triebe richtet. Ob Ignoranz auch die Reaktion mit einschließt, bei der man sich der bewussten Betonung vermeintlich negativen Seiten der Anderen bedient, wäre noch zu klären. Im Allgemeinen heißt das eher Manipulatives Vorgehen oder Schaden-Wollen.


    Im Fall der Suche nach den Umständen und Resultaten, die im Leben anderer eine Rolle spielen oder gespielt haben, müssen wir oft zugeben, dass wir nur unserer Polarität stattgeben anstatt uns mit den wichtigen Inhalten ihres Wirkens zu beschäftigen, die für unsere eigene Weiterentwicklung von positiver Bedeutung wären.


    So auch in diesem Fall der historische Wert einer Dokumentation über die gemeinsame Zeit, die der Autor im Tibet mit dem Dalailama verbracht hat.


    Inwiefern der neue Film von der Originalbotschaft abweicht, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht kann das eben jemand, der den Film kennt, erzählen - und das wäre auch im Sinne des Anliegens des werten Alltibasu.

    Liebes Selbst, lass uns doch bitte an deiner weiteren Diskussion mit Alltibasu teilnehmen, damit wir versuchen können, die einzelnen Punkte gemeinsam zu erläutern. Was meistens als Erstes als Reaktion auf ein neues Thema aufkommt, ist das uns wohl bekannte Schema der Ablehnung oder Anziehung, anschließend die Suche nach Tatsachen, die unsere Haltung begründen würden. Solche Tatsachen gibt es in Wirklichkeit nicht, und man kann sicher noch verspätet versuchen, das eigentlilche Thema anstatt der eigenen Reaktionen darauf zu behandeln.

    Wenn jemand eine Botschaft rüberbringt, was macht mehr Sinn - sich mit dem Inhalt der Botschaft zu beschäftigen, oder sie zu ignorieren und alle möglichen Informationen über Persönliches und Privates des Boten zu sammeln? Das ist in meiner Vorstellung Ignoranz, die sich dadurch auszeichnet, dass man außer der eigenen Anschauungen keine anderen zulässt. Wie wenn man behaupten würde ganz allein auf der Welt zu sein wenn man sich nur fest genug die Ohren zu hält und die Augen schließt.

    Du hast geschrieben: Der buddhistische Glaube. Ich weiß gar nicht, ob man so viel glauben muss, denn nach längerem Überlegen stellen viele fest, dass die Grundsätze der Philosophie richtig sind - ganz einfach weil es keine Alternative dazu gibt, die Sinn machen würde, was auch zunehmend die Wissenschaft, vor allem Quantenphysik, bestätigt. Und nicht nur das - eine letzendliche Gewissheit erfährt man selbst in der Rückführung zu den eigenen geistigen Energien. Etwas als 'richtig buddhistisch' zu bezeichnen wäre die Erkenntnis der Leerheit, des Dukkha, des Bedingten Entstehens sowie die Akzeptanz der Verhaltensethik (dazu gehören auch die berühmten Regenwürmer), weil das alles zusammen eine Wirkung entfaltet, die zu noch mehr Weisheit und Mitgefühl, letztendlich dann auch zur Befreiung aus dem Daseinskreislauf führt. Alles, was diesen Erkennungs- bzw. Entwicklungsprozess unterstützt, ist 'buddhistisch' wirksam. Man findet die Essenz der Lehre sowie in Buddhas Lehrreden als auch in den Methoden jeder altertümlichen buddhistischen Tradition.

    Max:

    Ah, das passt ja sehr gut, denn ich habe das Buch erst beendet. Die Metapher mit den Regenwürmern benutzt Harrer immer wieder im Buch. So schreibt er, dass die Tibeter beim Graben eines Kanals nach jedem Spatenstich erst einmal nachgesehen haben, um sich zu vergewissern, dass sie kein Lebewesen damit getötet haben bzw. um diese zu retten. Damals war die Jagd (soweit ich mich erinnere) auch noch weitgehend verboten, da alle Tiere im Besitz des Dalai Lama waren. Ich kann dir auch nur empfehlen, das Buch zu lesen, denn dort wird sehr genau gesagt, welche Rituale und Feste dem tibetischen Buddhismus zuzuordnen sind. Wobei Harrer hier meistens den Begriff "Lamaismus" verwendet.
    (Aber Finger weg von der Kindle-Version! Die ist zum Vergessen.)


    Ja, das würde ich auch empfehlen, und ebenso autobiografische Werke des Dalailama und anderer Tibeter zu lesen, z. B. Namkhai Norbu oder Geshe Rabten fallen mir gerade dazu ein, weil ich sie hier vor mir liegen habe. Darin findet man absolut authentische und unverzerrte Berichte über das Leben in der tibetischen Gesellschaft und den Klöstern in der Zeit vor der chinesischen Invasion.


    Grüße

    Sherab Yönten:

    Für mich war es aber genauso wenig offensichtlich, dass "Harrer überzeugter Nationalsozialist sei" (Zitat von Void).


    Ideologien, denen Menschen anheimfallen, sind eben um einen fiktiven Außenbereich erweiterte Ich-Konstrukte. Diese Ideologien variieren je nach gegenwärtigem Mainstream, in diesem Rahmen finden üblicher weise das Polarisieren und die Parteiergreifung statt.


    Man kann auch etwas aus der entfernten Vergangenheit als Messlatte zum Zweck des moralistischen Vorgehens gegen andere in die Gegenwart projizieren, dann fällt aber umso mehr auf, dass es sich dabei um keine Eigenschaften der 'anderen' handelt, sondern um das kreieren eines Feindbilds.


    Da aber genau das zum gegenwärtigen Mainstream und auch zur von den Massenmedien empfohlenen Strategie der Spaltung der Nation geworden ist, kann mam nur empfehlen, sich gegen so offensichtliche "Projektionen des Bösen" abzugrenzen.


    Yofi

    Alltibasu, warum muss es der Film sein, und nicht das Buch? Als Freund des DL hat der Autor sicher nichts Unwahres geschrieben. Spielfilme sind dazu da, eine falsche Wirklichkeit vorzutäuschen, für die - gegen Bezahlung - Menschen sich das Recht herausnehmne zu polarisieren, zu (ver-)urteilen - sie können ihre Aufgabe eben jenes aufzugeben umgehen, weil es eben nicht wahr ist. In dem Geschehen selbst nach einer Logik, wissenschaftlicher oder ideologischer Botschaft zu suchen geschieht vergebens, denn man hat es mit Absichten und Interpretationen der Filmemacher zu tun, die man doch sicher nicht als eigene oder sogar allgemeine Wahrheit bezeichnen möchte.


    Yofi

    verrückter-narr:

    Es gibt sicherlich einige Szenen, die man aus buddhistischer Sicht beurteilen könnte, aber viel mit dem richtigen Buddhismus, wie er in den Sutras und Tantras gelehrt wird, hat der Film nicht zu tun, eher mit einer durch eine Hollywood-Brille geprägten Sicht auf die Lebensbeschreibungen von einem Heinrich Harrer, der es mit der Wahrheit nie so richtig ernst meinte und vieles beschönigt und noch mehr verschwiegen hat. Auch die Einblicke in die damalige tibetische Kultur sind eher geschönt als relitätsnah.
    Siehe hierzu auch:
    ...


    Wieviel Wahrheit vermutest du in den von dir verlinkten Zeitungsartikeln?
    Zeitungen wie Online-Nachrichtendienste, beide stehen vor einem Problem der leeren Seiten, die gefüllt werden sollen, damit der Umsatz stimmt.


    In der Regel werden die Artikel als stimmig eingestuft, die in ihrer Grundrichtung dem eigenen Weltbild entsprechen - dem Zweifel, der Skepsis, den Hoffnungen oder Wunschträumen, je nach dem.


    Gruß, Yofi