Beiträge von verrückter-narr im Thema „Die Mahayana-Sutren - Leseplan?“

    ich kenne den autor aus früheren zeiten persönlich und kann seine meinung nicht teilen und den text nicht empfehlen. seine heutige abneigung gegenüber dem tibetischen buddhismus rührt u.a. daher, dass er wohl von einigen lehrern nicht die gewünschte bestätigungen und anerkennung erhalten hat, die er sich erwünschte. seine auslassungen und meinungen bezüglich der prajnaparamita-literatur und über thich nhat hanh halte ich auch für völlig falsch. das verständnis von thich nhat hanh über shunyata (leerheit) ist auf jeden fall tiefer als seines. mit seinem vergleich bezüglich george bush und bill clinton meint thich nhat hanh natürlich nicht, dass der leser identisch mit den genannten personen ist, sondern nur, dass der leser genauso von gier (anhaftung), hass (abneigung) und verwirrung (unwissenheit) geprägt ist wie die beiden politiker und sie deshalb die selbe grundlage und natur besitzen und sie sich deshalb nicht unterscheiden.

    der text stammt aus dem werk:


    Baltgalve, Agita (2007) Der Begriff 'Befreiung' in chinesischen Uebersetzungen der Mahâyâna-Sûtras. Dissertation, Universität zu Köln.
    http://kups.ub.uni-koeln.de/2185/
    http://kups.ub.uni-koeln.de/2185/1/B1.pdf
    http://kups.ub.uni-koeln.de/2185/2/B2.pdf
    http://kups.ub.uni-koeln.de/2185/3/B3.pdf


    bezüglich der entstehung der prajnaparamita-literatur gibt es in der heutigen zeit 2 leicht unterschiedliche theorien. dies liegt u.a. daran, weil in neuerer zeit noch ältere textfragmente gefunden wurden:

    Zitat

    In contrast to western scholarship, Japanese scholars have traditionally considered the Diamond Sūtra (Vajracchedikā Prajñāpāramitā Sūtra) to be from a very early date in the development of Prajñāpāramitā literature.[10] The usual reason for this relative chronology which places the Vajracchedikā earlier is not its date of translation, but rather a comparison of the contents and themes.[11] Some western scholars also believe that the Aṣṭasāhasrikā Prajñāpāramitā Sūtra was adapted from the earlier Vajracchedikā Prajñāpāramitā Sūtra.[10]


    Examining the language and phrases used in both the Aṣṭasāhasrikā and the Vajracchedikā, Gregory Schopen also sees the Vajracchedikā as being earlier than the Aṣṭasāhasrikā.[12] This view is taken in part by examining parallels between the two works, in which the Aṣṭasāhasrikā seems to represent the later or more developed position.[12] According to Schopen, these works also show a shift in emphasis from an oral tradition (Vajracchedikā) to a written tradition (Aṣṭasāhasrikā).[12]

    https://en.wikipedia.org/wiki/Prajnaparamita


    wie sohei schon angedeutet hat, gibt es in den verschiedenen buddhistischen schulen und traditonen auch verschiedenen einteilungen und klassifizierungen der schriftlichen texte und und philosophischen systeme, die entstanden sind. so kann es durchaus sein, dass in der einen tradition ein werk besonders hoch geschätzt und als letzendliche wahrheit angesehen wird, wohingegen es in einer tradition nur als vorläufiges werk betrachtet wird.
    Einen sehr umfassenden Überblick für China und Japan bietet hier das auch schon erwähnte Werk:
    Bruno Petzold: The Classification of Buddhism. Bukkyo Kyohan. Comprising The Classification of Buddhist Doctrines in India, China and Japan
    In collaboration with Shinsho Hanayama edited by Shohei Ichimura http://d-nb.info/930503074/04


    Interessant sind auch folgende Werke, die einen guten Überblick verschaffen:
    Grundzüge buddhistischer Philosophie von Junjiro Takakusu
    Eine kurze Geschichte der zwölf japanischen buddhistischen Schulen von Bunyiu Nanjio und Bunyu Nanjo
    Buddhistische Philosophie und Kosmologie von William Montgomery McGover und Julian Braun
    Die Philosophie des Buddhismus: Mit einem Vorwort von Eli Franco und Karin Preisendanz von Erich Frauwallner
    Geschichte der buddhistischen Philosophie von Volker Zotz
    Buddhistisches Denken: Drei Phasen buddhistischer Philosophie in Indien von Edward Conze und Herbert Elbrecht
    Handbuch der buddhistischen Philosophie von Anuruddha
    Die buddhistische Philosophie in ihrer geschichtlichen Entwicklung: Die philosophische Grundlage des älteren Buddhismus. von Max Walleser

    Generell bezeichnet das Sanskrit-Wort Sūtra (सूत्र – „Faden“, „Kette“) einen kurzen, durch seine Versform einprägsamen Lehrtext des indischen Schrifttums; das entsprechende Pali-Wort Sūtta („Lehrrede“) bezieht sich ausschließlich auf bestimmte Teile der buddhistischen Schriften. In den meisten buddhistischen Traditionen werden auch nur die Texte, die man dem historischen Siddhartha Gautama (Buddha Shakyamuni) als "Urheber" zuschreibt, als Sūtra oder Sūtta bezeichnet. https://de.wikipedia.org/wiki/Sutra


    Eine der wenigen Ausnahmen bildet hier aber das sogenannte Plattform-Sūtra des sechsten Patriarchen oder Dharma-Vorfahren Huineng(piny.: Liùzǔ Tánjīng) (六祖壇經), dass vermutlich zwischen dem achten und dreizehnten Jahrhundert in China zusammengestellt wurde. Wegen seiner Bedeutung in der chinesischen Chan und japanischen Zen-Tradition, wird der Text von diesen Schulen "ehrenhalber" auch als Sūtra eingeordnet, obwohl ganz klar ist, dass er erst hunderte Jahre nach dem Tod von Siddhartha Gautama entstanden ist.
    Die Hauptthemen in diesem Text sind die direkte Wahrnehmung der eigenen wahren Natur, die Einheit der Essenz des śīla (Verhalten), dhyāna (Meditation) und prajñā oder Weisheit. Daneben erörtert es die Sitzmeditation, die stufenweise und die plötzliche Erleuchtung sowie Themen des Yogacara wie die 5 Skandhas, das Namarupa, die 12 āyatanas und das Speicherhausbewusstsein. http://www.spiritwiki.de/Plattform-Sutra


    Die Texte des buddhistischen Tantra (Sanskrit तन्त्र, neutrum, „Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang“) werden zwar von den entsprechenden Schulen auch dem historischen Siddhartha Gautama (Buddha Shakyamuni) als "Urheber" zugeschrieben, aber aus heutiger wissenschaftlicher Textforschung ist bekannt, dass sie erst etliche Jahrhunderte später entstanden sein können. Die Ursprünge des Tantra beginnen im 2. Jahrhundert, in voller Ausprägung liegt die Lehre jedoch frühestens ab dem 7./8. Jahrhundert vor. Im Buddhismus ist auch der Begriff Tantrayana (Tantrayāna, „Fahrzeug der Tantra-Texte“) oder Mantrayana gebräuchlich. https://de.wikipedia.org/wiki/Tantra


    Generell ist es auch so, dass in den unterschiedlichen buddhistischen Schulrichtungen und Traditionen unterschiedliche Texte als authentisch und bedeutend angesehen werden. Grob betrachtet kann man aber die unterschiedlichen Schriften und Texte in 3 Hauptkategorien einteilen, meiner Meinung nach: 1. Pali-Kanon, 2. Chinesischer-Kanon, 3. Tibetischer Kanon, wobei es in den Textgruppen manchmal überschneidungen, aber häufig auch wegen den großen zeitlichen und räumlichen Trennung der Entstehungs- und Verbreitungsphase der Texte, sehr große Unterschiede gibt. Die Texte des Pali-Kanons sind, wie man heute weiss, zwar nicht die ältesten und damit am frühesten entstandenen Texte, aber sie sind die älteste zusammenhängende Textsammlung, die vermutlich im 1./2. Jhd. nach Chr. entstanden ist. Die ältesten bisher gefundenen Texte sind nur in sehr vielen kleinen Fragmenten erhalten und in Kharoṣṭhī-Schrift geschrieben und in Varianten der Gāndhārī, der mittelindischen Sprache Nordwest-Indiens, und stammen aus dem ersten bis dritten Jahrhundert u.Z. Diese neuen Funde befinden sich heute in der British Library, London, und in zwei großen Privatsammlungen, der Senior-Sammlung, U.K., und der Schøyen-Sammlung, Norwegen. http://info-buddhismus.de/Kano…eferung-Steinkellner.html


    Eine interessante Übersicht der bisher in westlicher Sprache übersetzte Texte aus dem chinesischen Kanon findet man hier
    http://www.fodian.net/world/
    http://www.buddhiststudies.net/oicb.html#texts


    Eine Datenbank in englischer Sprache mit den Titeln vieler chinesischer Texte findet man hier:
    http://www.kanji.zinbun.kyoto-…n/can/can2/ind/canwww.htm
    Sie enthält folgende Textsammlungen:
    Taishoo Shinshuu Daizookyoo 大正新修大藏經 (abbreviated as Taisho or 大正) with 2920 entries.
    Tripitaka Koreana 高麗大藏經 (abbreviated as Trip.Kor. or 高麗) with 1514 entries.
    Zhonghua Dazangjing 中華大藏經 (abbreviated as 中華) with currently 1770 entries.
    Dainippon Zokuzookyoo 大日本續藏經 (abbreviated as Zokuzokyo or 卍) with 1684 entries.
    A catalogue of the Chinese translation of the Buddhist Tripitaka' by Bunyiu Nanjio, Oxford 1883, which is based on 大明三藏聖教目錄; abbreviated as Nanjio with 1662 entries.