Beiträge von Mabuttar im Thema „Säkularer Wiedergeburtsglaube möglich ?“

    Da hast du Recht.


    Die Frage stellt sich falls jemand meint, mit "Ende des Leidens" wäre ein Nicht-Wieder-Erscheinen eines bestimmten Bewusstseins gemeint.


    Das hatte vermutlich auch Buddha nicht gemeint, siehe meine Signatur MN72.


    Aber viele Denkrichtungen und Passagen im PK gehen in diese Richtung, auch wenn sie angepasst für Brahmanen-Gläubige oder einfacher gestrickte Menschen gedacht/gesagt wurden.


    Zudem wird ja behauptet bzw. steht im PK, dass das Erinnern an "frühere Leben" zur Erleuchtung gehört(e).


    Das könnten a) Einbildungen in dem ekstatischen Zustand sein


    b) Metaphorisch gemeint sein ( sich in allen Wesen sehen)


    c)Wirklich vergangene Leben sein (Erklärungsmodell eines "Kernbewusstseins" oder der Quantentheorie ? ) Hier würde die Physik eine Rolle spielen.


    d) Erfindungen der PK Schreiber sein, damit es in die indische Philosophie passt

    Bin da eher skeptisch, da gibt es viele Pseudowissenchafltiche Videos und heute ist scheinbar jeder Spezialist für Quantenphysik nur weil er gehört hat, dass es da schwer erklärbare Phänomene gibt.


    Aber falls es dazu gute Ideen oder fundierte Videos gibt, gerne.


    Denke es geht dann in Richtung Panpsychismus, also quasie die Welt besteht fundamental aus Information/Bewusstsein.

    So ich habs :)


    Ja im PK wird Wiedergeburt gelehrt. Ja ein wanderndes Bewusstsein von einem Hirn ins andere kennt man in der heutigen wissenschaftlich säkularen Welt nicht. Damit wäre der Buddhismus als ein Streben nach einer "Nie-Wieder-Geburt" sinnlos... Punkt...


    Es gibt aber Thesen die auch aus säkularer Sicht die buddh. Wiedergeburt für nicht nur als Aberglauben stehen lassen. Es ist eine Mischung aus Platons Ideenlehre (Selbstbewusstsein, Selbstmodell, Ich-Anhaftung, Verblendung oder wie auch immer "gibt" es in jedem Wesen )
    und Nietzsches "ewiger Wiederkehr" (Unendliche Zeit)


    Man muss es nur größer Denken. Auf die Idee brachte mich die indische Idee der Kalpas.
    Thesen:


    -Angenommen es gibt (unendlich) viele Welten die mit Big Bangs und Big Crunchs (sh. Kosmologie heute (eine Variante davon) und Kosmologie Buddhismus/PK) kommen und gehen


    -Angenommen es gibt ein Selbst-Bewusstsein, Selbst-Gefühl, dass in jedem Wesen herrscht.


    -Es gibt ca. 120 verschiedene Persönlichkeitsmerkmale (Psychologie).


    -Es gibt Ursachen/Wirkungen die zu Selbst-Gefühl, den Persönlichkeitsmerkmalen führen.


    -Durch Handlung (Karma) forme ich meinen Charakter (Selbst-Gefühl, Persönlichkeitsmermale) + Umwelt.


    - Prinzip: Ähnliche Ursachen führen zu ähnlichen Ergebnissen.


    - Wiedergeburt erfolgt somit nicht Linear innerhalb einer Welt.


    - Sondern Ich oder mein "nächstes Ich/ Selbstmodell" wird dort Wiedergeboren wo die Ursachen zu jenem Ich-Bewusstsein führen.


    Zum Verdeutlichen:


    ->Das Karma das zu meiner heutigen Person führt wird in unendlicher Zeit natürlich wieder zu meiner heutigen Person führen.
    -> Das ähnliche Karma das zu meiner heutigen Person/Wesen führt wird in Zukunft oder Vergangenheit oder wo auch immer zu dieser ähnlichen Person führen.


    -> Karma->Charakter (immer wieder in Ewiger Zeit)


    -> Heilsames Karma -> Heilsamerer Charakter


    Doch was bedeutet in dem Zusammenhang Erleuchtung ? Die Identifikationslosigkeit.


    Meine Verblendung wird in jedem Wesen geboren. Ein erleuchteter Geist wird von den gleichen Ursachen die zur Erleuchtung führten in Ewigkeit immer wieder Erleuchtet.

    Ich glaube bei den Abrahamitischen Religionen geht es nur noch mittels Platonismus ;)


    Damit hörts aber wohl schon auf.
    Der Großteil des Buddha-Dharma ist ja eigentlich säkular (Psychologie, Empirie, Phänomenologie, teilweise Naturbeschreibungen, Grundlagen der Ethik, teilweise Kosmologie wie "Weltzusammenballungen" und "-auseinanderballen" (vor allem im Vergleich zu Adam und Eva und Sintflutgeschichten ...)


    Gut Jenseits, Geister,Götter,Dämonen und wandernde Geister/Bewusstseinströme sowie Kausalketten die ausgerechnet auf menschlicher Moral/Gesellschaftssystemen bauen die allgemeingültig sein sollen gehören weniger dazu.

    Danke für eure Erläuterungen / Einsichten.


    voxk
    Platon wegen der Idee ewiger Ideen :) Ist zwar bei der "Pferdheit" Unsinn, in der Mathematik im Funktionalismus, der Informatik und Universaliendiskussion bzw. auch in der Physik (besteht ja "nur" aus Formeln und Naturgesetzen und Beschreibungen also "Nichtmateriellem" :) ) ist er entscheidend.


    Heut geht man in der "modernen" Biologie von einem Monismus zwischen Geist/Materie aus.
    In der "modernen" Informatik kann allerdings Software und Hardware recht dualistisch behandelt werden ;)
    Existiert eine Nachricht "an sich" ? Auf verschiedener Hardware ? Sicher es geht NIE ohne Hardware oder einen Informationsträger, jedoch ist eine Nachricht doch auch irgendwie universell, nichtmateriell und damit "unvergänglich" ?


    Egal, weiter zu Spinoza: Er brachte Natur, Substanz und Gott in seinem Monismus zusammen, ein modernes Naturverständnis, Einstein sah sich z.B. als Spinozist. Evtl. eine der letzten Philosophie oder gar Religionsanschauungen die sich ein säkularer Mensch noch erlauben darf ?


    Und Nietzsche: Er war vieles, Genie wie Wahnsinniger, daher mag ich im Vergleich auch eher den Buddhisten-Philosphen Schopenhauer lieber als Nietzsche.


    Das tolle an Nietzsche sind seine lebensbejahenden Ideen, leider und konsequenterweise auch deren Schattenseiten....
    Die Ewige Wiederkehr ist quasie eine materialistische Idee für das Leben nach dem Tod, also auch säkular möglich zu denken ?


    Stero, ja wiedergeboren von Moment zu Moment,... Jetzt lass schon das kritische nicht aus :badgrin: wird der Organismus auch nach seinem Ganztod von Moment zu Moment weiter wiedergeboren ?


    bel Gibts da jetzt Gewissheiten zu Sheldrake ? Der taucht immer wieder auf, sogar zur Erklärung von Hypnoseprozesse wurde er letztens im TV sogar genannt. Ist er jetzt widerlegt oder was dran an seinen "magischen" Feldern :doubt: ?

    keks, ja das geht aber dann in Richtung früher Taoismus der eigentlich fast nur noch im Zen zu finden ist. Bei denen hört man auch am wenigsten davon.


    Anandasa
    Große Arbeit leisteten darin Buddhadhasa
    und Nanavira
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nanavira_Thera


    und


    http://www.buddhanet.net/pdf_file/ctp_book_v1.pdf


    Dagegen gibt es aber auch Kritiker. Ich glaube auch Batchelor nannte mal einen Indologen der behauptete, diese Lehre gehörte ursprünglich nicht zum Buddhismus.
    Manchmal kommt mir der Taoismus auch wie ein Buddhismus nur ohne dem metaphysischen K + W vor.


    Also für mich wäre es eine Annäherung z.B. die ca. 120 verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale (laut derzeitiger Psychologie) als neuronale Funktionen wahrzunehmen (Universalien).


    Und diese werden z.B. in jedem Menschen nur in anderer Kombination wieder "geboren" oder erscheinen einfach wieder.
    So wie (Selbst-)Bewusstsein, Wahrnehmung, Gefühle, und Gedanken als Funktionen vorstellbar sind welche nicht anfangen zu wandern aber unter bestimmten Bedingungen auftreten.


    Diese Bedingungen und dessen Werden und Vergehen könnte man mit Karma gleichsetzen bzw. damit annähern.

    bel
    säkular, weil ich glaube, dass die empirischen Wissenschaften tatsächlich der Natur einige Wahrheiten entlockt haben und ich mich nicht zu sehr Illusionen hingeben möchte bzw. mich das nicht trägt und ich ja das suche was trägt (Dharma).
    Interessante Zusammenfassung (Leiden entsteht und vergeht als Einziges)


    fotost
    Ich versuche es wie mit dem Kerzengleichnis. Kommen die Bedingungen für Bewusstsein zusammen, so entsteht es.
    Ist Bewusstsein eine Funktion ist es universell ( oder doch nicht ? siehe Universalienstreit,Nominalismus,Realismus)


    In unendlicher Zeit, können Funktionen und deren Bedingungen ja wieder auftreten, somit wieder "geboren" werden.
    Ist ein Mensch über seine Umwelt 80 Jahre lang jede Sekunde z.B. wütend, so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass in ewiger Zukunft dieses Bewusstsein und dessen Wut wiederkehrt.
    Aber nicht als Bewusstsein dass den Körper verlässt (pfui Dualismus :) ) sondern als universelle Funktion des Geistes.
    Somit wäre die Buddhanatur z.B. auch etwas universelles.


    Die Wahrscheinlichkeiten sind zwar gering, und zwar je geringer je "individueller" ich mich oder bestimmte Zustände ich haben möchte, aber die Welt ist ja vielfältig :).


    Z.B. glaube ich, dass das Ich-Gefühl in jedem Menschen ist, ich somit in jedem Menschen bin....
    Klone ich mich schaue ich nicht aus 2 Körpern heraus auch wenn Körper/Geist komplett gleich aufgebaut wären in einem Moment. Sondern jeder würde sich für sein "Ich" halten.


    Das alles geht natürlich nur wenn die Theorie des Big Bang und Big Crunch (sh. Kosmologie) stimmen, so wie es auch im Pali Kanon steht "...Die Welt ballt sich auseinander ... Die Welt ballt sich zusammen.... " (kenne die genaue Stelle nicht müsste aber in den längeren Lehrreden sein).
    Beim Big Freeze oder Big Rip sieht das ganze dann anders aus ...


    Ich hätte jedenfalls wenn dann das Gefühl, dass das Buddha-Dharma trägt und nur auf wenigen, vielleicht sogar gar keinen Illusionen aufgebaut wäre. Das würde meine Motivation ungeheuer steigern, und das von ungläubigen Buddhisten wohl auch :)



    xxx
    Ich gebe den Kampf auf zu belegen, dass Buddha doch kein Konzept der Wiedergeburt gelehrt hätte. Es gibt zwar einige Stellen im PK die dagegen sprechen, aber viel zu viele dafür. Manche sagen, vom Buddhismus bleibt nicht viel als eine kluge Alltagspsychologie ohne "Karma und Wiedergeburt".

    Hi, ich habe mich gefragt ob es eine säkulare Annäherung an die Karma & Wiedergeburtslehre geben kann.


    Hintergrund ist meine Auseinandersetzung mit der Philosophie des Geistes https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie_des_Geistes


    und der Philosophie von Platon (Ideen, Idealismus), Spinoza (Monismus) und Nietzsche (ewige Wiederkehr).


    Dann gab es auch noch den Beitrag bei der Giordano Bruno Stiftung (nur um meinen Gedanken zu folgen :) )
    https://giordanobrunostiftung.…-der-naturwissenschaften/


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    Demnach ist das Verständnis ja falsch den Geist oder Geistesstrom "materiell" zu denken. Wenn man z.B. Gedanken oder das Selbstmodell (Ich-Gefühl) als Funktion / Information ansieht gibt es eine Wahrscheinlichkeit, wenn es einmal auftauchte, dass falls die Bedingungen stimmen (Karma) dieses (wieder-) geboren wird.


    Aber nicht als Übertragung von Körper zu Körper. Das wäre eine materielle Vorstellung. Nein einfach als Wahrscheinlichkeit in der Unendlichkeit. Das Selbstgefühl wird in jedem Menschen wiedergeboren. Eine Flamme erlöscht und hinterlässt doch auch Bedingungen die irgendwann wieder eine ähnliche Flamme mit evtl. sogar gleicher Struktur entstehen lässt.


    Je öfter man im Leben bestimmte Geisteszustände kultiviert desto höher wird daher die Wahrscheinlichkeit, dass solche Geisteszustände in Zukunft wieder auftauchen.


    Der befreite Geisteszustand, mit aufgelöster Unwissenheit / Ich-Wahn kann nicht mehr als "Ich" in Zukunft "wiedererscheinen".


    Was haltet ihr von solchen Annäherungen ? Die Frage ist auch ob Funktionen/Informationen/ Ideen/Begriffe/ Naturgesetze wirklich existieren (Realismus) oder nur Beschreibungen sind (Nominalismus).


    Z.B. wird die Kreiszahl PI in jedem Kreis "(wieder-)geboren" Aber "gibt" es sie ?