Sherab Yönten:
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Hallo fotost,
mal eine Gegenfrage: Wo genau siehst Du den Unterschied zwischen "einem" (es gibt dort ja wohl auch mehrere Varianten) sogenannten säkularen Buddhismus und "Wellness Buddhismus" ?
Ich denke,daß die Bezeichnung säkularer Buddhismus ziemlich unglücklich ist.
Aus verschiedenen Gründen. Mehrdeutigkeit des Begriffs säkular, Vorspiegelung einer nicht vorhandenen Geschlossenheit und Einigkeit über wesentliche Inhalte etc. Der Begriff wird allgemein verwendet, darum nehme ich ihn auch.
Die noch zu erfüllende Voraussetzung bei der Bestimmung eines sB müßte für mich die Erarbeitung eines Mindestkanons sein. Wir hatten dazu im Forum in anderen Zusammenhängen einige sehr gute (und viele schlechte) Threads.
Ich sehe ganz ehrlich noch nicht einmal eine gedankliche Nähe zwischen sB und einem Wellness Buddhismus.
Das eine ist eine mühevolle Kleinarbeit gegen erhebliche Widerstände im Ringen um intellektuelle Ehrlichkeit, das andere ist Ausdruck einer Selbstbedienungsmentalität die sich Versatzstücke aus allen möglichen Kulturen und Denkrichtungen ausprobierend aneignet um (etwas stressbefreiter) im Prinzip genau so weiterleben zu können wie bisher.
Ich vermute, daß viele, die versuchen einen sB aufzubauen, es einfacher gehabt hätten, wenn sie sich einer historischen Richtung angeschlossen hätten. Besonders gilt dies für diejenigen, die bereits irgendwo integriert waren. Wahrscheinlich geht es da einigen wie Luther "Hier stehe ich, ich kann nicht anders"
Ich hoffe sehr, daß für Dich sB und Wellness Buddhismus nicht so ungefähr das gleiche sind.
Sherab Yönten:
Revolutionen und Naturwissenschaften sind veränderlich und vergänglich, wie alles andere auch. Ihre Ergebnisse mögen relevant sein bis zur nächsten technischen Revolution oder neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Der Buddhismus sollte sich m.E. nicht von den materiellen Wissenschaften abhängig machen, sondern weiter bemüht sein, die Funktionsweise des Geistes zu erforschen, denn bei der Erforschung des Bewusstseins stoßen auch sämtliche naturwissenschaftliche Ansätze bisher an ihre Grenzen.
Ja, sicher. Das geht nur an meiner Ausgangsfrage vorbei. Ich nehme neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse gerne an, ich bin immer wieder fasziniert darüber, was Menschen alles herausbekommen können und wie oft wir herausfinden, daß die Ergebnisse von gestern einfach falsch waren. Viel wichtiger in diesem Zusammenhang ist das Prinzip des wissenschaftlichen Arbeitens.
Zu den Fortschritten seit der letzten etablierten Neugründung im Buddhismus gehören natürlich auch noch Dinge wie Demokratie, allgemeine Menschenrechte, Freiheitsrechte, die für mich hervorragend mit der buddhistischen Lehre zu vereinbaren sind. Und diese Dinge sind für mich nicht nur relevant bis zur nächsten Änderung. Ich würde es aufregend finden, sie in die Entwicklung eines sB einfließen zu sehen.
Der Geist funktioniert dort weitaus besser, wo Freiheit herrscht und wo der technische Fortschritt für eine ausreichende Lebensgrundlage sorgen kann.