Beiträge von void im Thema „Wie gründet man eine Zen Sekte?“

    IkkyuSan:

    Ich war selbst nie in einer Schule gewesen, somit kann ich keine Linie oder Schule vertreten.


    Zen ist doch eine Schule bzw. Linie. Und da kann man sich dann natürlich in die Tradition stellen, was bedeutet, dass man das verinnerlicht. Was einen ja nicht davon abhält, das in einem eigenen Stil rüberzubringen und "lebendigen Zen" mit der eigenen Persönlichkeit zu vekörpern. Wenn man sich aber eben nicht in die Tradition steht, dann macht es doch überhaupt keinen Sinn eine Sekte zu gründen, dies sich auf die Tradition beruft, oder?


    So wie ich mir vorstellen kann, dass ein abtrüniger katholischer Priester, eine "ganz neue Katholische Kirche" gründen könnte, die für sich in Anspruch nimmt, katholische Inhalte noch authentischer zu repräsntieren als der Verein vom Papst. Wenn sich aber jemand aber bewusst nicht in die Tradition stellt, kann er doch nix innerhalb der Tradition gründen, oder?


    Boshan findet über Angehörigen der Zen-Schule, die sich von dieser abwenden, um ihren eigenen Verein aufzumachen, harte Worte:


      Arrogant und rücksichtslos verbreiten sie fürchterliche Lügen. Sie sind einfach erbärmlich. Kürzlich sind einige ihrer Sangha überdrüssig geworden und versuchen jetzt selbst, sich einzurichten. Es sollte einem kalt den Rücken runterlaufen!


    Wenn er schon da in Schnappatmung verfällt, frage ich mich, wie ihm die Idee gefällt, dass das jemand kommt, der sich nicht als Teil einer Linie begreift, und beschliesst eine Zen-Sekte zu gründen. Vermutlich, wurde er vor Schreck umkippen, oder so?

    Jojo:

    Auf Englisch ist es noch besser, ein richtiger "rant", und ich denk mal, auf Chinesisch knallt es noch mehr, aber leider kann ich kein Chinesisch. Quelle, hier Seite 40: https://beingwithoutself.files…m/2011/07/great_doubt.pdf


    Auf der Seite gibt es auch eine deutsche Übersetzung (Der grosse Zweifel), wo versucht wird den "rant" rüber zu bringen:


      Bist Du während Deiner Zen-Praxis nicht in der Lage, den Zweifel zu entfachen, magst Du von den Regeln der Sangha verdrossen sein. Manche wollen tief in die Berge gehen, wo weit und breit niemand ist. Für eine Weile könnten sie dort ganz zufrieden sein, die Augen schließen und ihren Geist in Einklang bringen, mit ihren Beinen im vollen Lotus und den Händen in dankendem Gebet. Nach ein paar Monaten oder Jahren kommen sie sich verloren vor. Andere kommen nach nur ein paar Tagen Zazen dahin, Bücher zu lesen und Gedichte zu verfassen. Sie schließen ihre Türen und dämmern ungezügelt dahin. Von weitem mögen sie würdevoll erscheinen, aber aus der Nähe betrachtet kennt ihr Verfall keine Grenzen. Andere sind wie jugendliche Strolche, die habgierig herumschleichen und weder Scham noch Furcht vor der Bestrafung des Karmas kennen. Sie spielen sich auf, reden, als ob sie im Wissen wären und betrügen damit die Unwissenden: „Ich traf den großen Lehrer! Er übertrug das Dharma an mich!“ usw. Sie nehmen die Unwissenden in ihre Herde auf, haben mit ihnen Umgang, oder machen sie gar zu ihren Jüngern. Sie tun Zen-mäßig und jene eifern ihnen nach. Ihre Fehler sind ihnen nicht bewusst, sie wissen gar nicht, wie sie sich selbst erkennen oder Reue zeigen können, wie man sich auf die Suche nach einem wahrhaftigen Lehrer oder Dharma-Freund macht. Arrogant und rücksichtslos verbreiten sie fürchterliche Lügen. Sie sind einfach erbärmlich. Kürzlich sind einige ihrer Sangha überdrüssig geworden und versuchen jetzt selbst, sich einzurichten. Es sollte einem kalt den Rücken runterlaufen!


      Wenn Du wahrhaftig den Weg suchst, so vertraue ich darauf, dass Du solche Ansichten verwerfen wirst. Dann kannst Du Dich mit anderen in der Sangha auf die Suche machen und gemeinsam daran arbeiten, die wichtigen Dinge im Auge zu behalten. Auch wenn Du den Weg nicht erkennst, wirst Du doch letztlich nicht auf so einen schlechten Pfad abgleiten. Wenn Du auf dem Weg bist, musst Du Dich vor diesen Gefahren in Acht nehmen

    Eine Spaltung innerhalb der Sangha wird nicht als ein erstrebenswerter Zustand sondern als etwas gesehen, was vermieden werden soll:


      Schaden der Spaltung:
      „Wer aber den einigen Orden spaltet, Herr, was erwirkt der sich, Herr?“ –
      „Wer den einigen Orden spaltet, Upali, der schafft damit eine weltzeitalterdurchziehende Untat, die ihn ein Weltzeitalter lang in der Hölle kochen lässt:


        Zum Abgrund, in die Hölle stürzt ein Ordensspalter ein Äon. Wen Spaltung freut, auf Böses aus: Entjochung hat er sich verwirkt. Den einigen Orden spaltet er: brennt ein Äon im Hollenschlund.“


      Nutzen der Ordenseinigung:
      „Wer aber den gespaltenen Orden einigt, Herr, was erwirkt sich der?“ –
      „Wer den gespaltenen Orden einigt, Upali, der erzeugt sich brahmisches Verdienst und freut sich ein Weltzeitalter lang in himmlischem Dasein:


        Des Ordens Eintracht bringt nur Wohl dem Beistand der Geeinigten. Wen Eintracht freut, die Wahrheit freut, lässt sich Entjochung nicht entgeh'n. Wer Einigkeit im Orden schafft, lebt ein Äon im Himmelsglück.“


      Saghaspaltung