Beiträge von void im Thema „Leerheit im Zen“

    sati-zen:

    Für mich ist die Leerheit und so vermittel ich es auch, ein Ort der mit nichts gefüllt ist und so habe ich die Möglichkeit aus meinem Selbst diesen Ort mit meinen eigenen Werten und Gefühlen zu gestalten.


    Im Buddhismus geht es doch immer um das Verlöschen von Ich und Mein. Von daher klingt die Idee, das die daraus entstandene innere Freheit, sogleich wieder mit Ich und Mein (Werten, Gefühle) genutzt werden soll, für mich zutiefst befremdlich.


    Mir ist ganz schleierhaft, wie Leerheit als ein "Ort" verstanden wird, der aus einem "Selbst" heras gestaltet werden soll. Auf was für eine Zen-Tradition beziehen sich denn all diese Gedanken?

    Spock:

    Ich glaube das is nicht einheitlich so, dass es konventionelle und absolute Unterscheidung im Zen nicht gibt zb. das Tor erster und zweiter Wahrheit.


    Die Lehre von den zwei Wahrheiten ist ja von Nagarjuna. Und natürlich spielt das auch im Zen eine Rolle, wo man ja z.B betont, dasss der Finger, der auf den Mond zeigt, nicht der Mond ist.


    Aber mir kommt es so vor, als wäre die Lehre von den zwei Wahrheiten im Laufe ihrer Geschichte auch öfter mal missbraucht worden. Es ist ja immer schön, wenn man sich auf was höhreres und bessereres berufen kann, wenn der andere nur was konventionelles hat. Es besteht die Versuchung, das als eine Legitimation und Rechtfertigung zu verwenden, um einen sakralen Bereich von dem normalen, weltlichen Bereich abzutrennen.


    Zen war am Anfang seiner Geschichte sehr bodenständig und antiautoritär und erst später wurde es dann hip und mächtig. Und da besteht dann wieder die Versuchung sich Legitimationen zu zimmern... Und dem Kriegsherren der einen sponsert zu erzählen, dass er ruhig weiter Leute kilen darf, wenn er bei jedem Schwertschlag im Hier und Jetzt bleibt.

    Sherab Yönten:

    Was versteht man im Zen Buddhismus unter Leerheit/Leere ?


    Zen ist Mahayana, und so stüzt man sich in seinem Verständnis von Leerheit auf Nagarjuna, der ja auch als indischer Zen-Patriarch gesehen wird. Ein weiterer wichtiger Referenzpunkt ist das Herzsutra. Dieses wird natürlich auch von anderen Mahayana-Schulen als grundlegend gesehen. So gesehen versteht man unter Shunyata das gleiche wie auch der tibtische Buddhismus.


    Unterschiede gibt es darin, wie weit man die Anwendung des Leerheitsbegriffs fasst. Das Herzsutra hat ja eine sehr radikale Vorstellung von Leerheit, die so weit geht, sogar bestimmte Aspekte des Pfades selber als leer zu sehen: "Gleichermaßen gibt es kein Leiden, keine Ursache, keine Beendigung, keinen Pfadgeist. Kein tiefes Gewahrsein, keine Errungenschaft, keine Nicht-Errungenschaft." Leerheit macht selbst vor dem Buddhismus selbst nicht halt, Auch seine Konzepte sind in gewisser Hinsicht Verblendungen.


    Im tibetischen Buddhismus geht man damit um, indem man die Unterscheidung zwischen konventioneller Wahrheit und absoluter Wahrheit orientiert. Mag ja sein, dass der Pfad absolut gesehen leer ist, so macht es konventionell ( und pragmatisch) Sinn, zwischen einem profanen, verblendeten und einem heiligen, sakralen Bereich zu trennen. Im Zen werden aber die Worte des Herzsutras in ihrer ganzen anarchistischen Tragweite ernst genommen. So dass der grosse Unterschied zwoischen dem banalan Alltäglichen und dem Heiligen fällt:


    Als der Kaiser von China Boddidharma an den Kaiserhof einlud fragte der Kaiser ,“Ich habe bis heute Tempel bauen lassen, Sutren kopiert und Mönche und Nonnen unterstützt. Welchen Verdienst habe ich dadurch erworben?”


    Bodhidharma antwortete darauf: “Keinen Verdienst!” Und als der Kaiser Bodhidharma darauf hin fragte, was der höchste Sinn der Wirklichkeit sei, bekam der die Antwort: "Offene Weite - nichts von heilig."


    Was ja der Aussage des Herzsutras folgt, dass Erungenschaften, Pfad usw. letzendlich auch leer sind. Von einem tibetischen Lama hätte er wohl eine andere Antwort bekommen. Weil dort die ganze buddhitische Instrumentarium an Hilfsmitteln zwar als letzendlich leer, aber eben als so nützlich und heilsam gesehen wird, dass man nicht darauf verzichten will.