Beiträge von Sudhana im Thema „Navayâna“

    sati-zen:

    der Pali-Kanon kommt vom Bewusstsein her im Westen nie an, er kann beim westlichen Gemüt nur an der Oberfläche kratzen.


    Bitte beschränke Dich darauf, über Dein Bewusstsein und Dein Gemüt zu schreiben. Lass Andere da raus.


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    sati-zen:

    wer es als Hobby betreibt beschreitet den falschen Weg und landet in der Sackgasse aus der herauszufinden er Hilfe braucht.


    Wie gut, dass sich da immer Profis anbieten, Anderen aus ihren Sackgassen zu helfen. Wobei ich manchmal den Eindruck habe, da sind welche dabei, die selbst keine Ahnung haben, wo's lang geht. Denen geht's eher darum, Begleitung zu haben. Egal wohin. Noch besser eine Gefolgschaft. Allein kriegt man so leicht Angst im Dunkeln.


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    Zitat
    Morpho:

    Alles, was einen nicht passt, woran man sich reiben kann, wird abgetan, anstatt daran zu wachsen.


    Möchtest du Beispiele anführen ?


    Haben wir die nicht vor Augen? Was tun wir hier eigentlich? Überraschend ist doch allenfalls, dass es Leute gibt, die Abreibungen lieben. Und wenn sie keiner reibt, dann reiben sie sich selbst. Aber auch daran kann man sich gewöhnen.


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    pamokkha:

    Ich finde, dies ist ein interessantes Thema.


    Zweifellos. Es geht immerhin darum, möglichst viele leidende Wesen auf die Ursache des Leidens hinzuweisen und ihnen auf Wunsch zu erklären und zu zeigen, dass Leiden durch Aufheben dieser Ursache beendbar ist - und wie das geht.

    pamokkha:

    Hat, zu Ende gedacht, der chinesische und japanische Zen, der tibetische Buddhismus dann einen Platz in Deutschland?


    Nein. Wobei ich da jetzt nur für Zen sprechen möchte. Zen ist nicht "chinesisch" oder "japanisch" oder - btw - "deutsch". Wir praktizieren Zen da, wo wir stehen und so, wie wir bedingt sind. Dazu gehören selbstredend auch kulturelle Bedingungen. Die "Popularität" von Zen hat nicht zuletzt etwas mit dem Potential der Zen-Dharmaübermittlung zu tun, sich unterschiedlichen kulturellen Bedingungen anzupassen. Das wiederum etwas mit dem kürzlich schon von mir erwähnten Primat des Zeigens vor dem Sagen zu tun hat. Das es als Form leider auch anfällig für Missbrauch macht. Weniger für sexuellen als für spirituellen und materiellen - obwohl es Ersteres auch gibt. Aber das gibt's ja auch in anderen Traditionen zur Genüge.


    Gegen Mißbrauch einer Tradition bzw. traditioneller Mittel und Methoden gibt es kein anderes Remedium, als von dem, was die anerkannten Lehrer dieser Tradition zu sagen haben, zu lernen. Und vor allem, nicht zu früh damit aufzuhören. Und mit "anerkannte Lehrer" meine ich jetzt nicht die, die sich hier und heute notfalls durch Vorlage eines "amtlichen" Papiers als erleuchtet ausweisen können. Nix gegen die, da soll man nicht pauschalisieren. Bei den meisten von ihnen können wir froh sein, dass wir sie haben, um den Dharma durch die Zeiten zu tragen. Ich meine eher den Erwachten und das grob ein Dutzend, das seit Buddhas Parinirvana besonders große Fußstapfen hinterlassen hat.


    Das heisst, in der Tradition verwurzelt zu sein. In meinem Fall in einer, die von Indien über Zentralasien nach China, dann nach Japan, von dort in die USA und dann nach Deutschland kam. Diese Tradition ist nicht deutsch, nicht amerikanisch, japanisch, chinesisch oder indisch. Sie ist das, was sie immer und überall war. Worum es da geht, habe ich bereits erklärt. Und diese Verwurzelung darf ruhig hin und wieder sinnlich erfahrbar werden - durch eine Darstellung des Erwachten oder einer Personifizierung seiner Weisheit auf einem Butsudan, durch Rezitation eines 'klassischen' sinojapanischen Rezitationstextes, durch Niederwerfungen u.s.w. u.s.f. Das weist uns von uns selbst weg zur Übertragung des Dharma hin, an der wir uns bemühen teilzunehmen. Das bedeutet nicht, dass man an solchen Formen anhaftet und schon gar nicht, dass man sich durch ihren Exotismus blenden lässt. Es ist schlicht ein Zeichen von Respekt und Dankbarkeit für die, durch die der Dharma zu uns gekommen ist.


    pamokkha:

    Macht ein Zurück zur alten Übertragung Sinn, wenn man anfängt bei den am meisten gewandelten Ausdrucksformen? Oder ist es nicht sinnvoller, wieder zurück auf Start zu gehen, und von dort aus zu arbeiten?


    Und einen in zweieinhalb Jahrtausenden gesammelten Erfahrungsschatz in Didaktik einfach wegschmeissen? Spass beiseite - ich denke, die Frage ist falsch gestellt. Macht ein Zurück zur alten Übertragung Sinn? Ohne wenn und oder? Hängt davon ab, was übertragen wird. Das Erwachen Buddhas (wenn wir das schon hier und heute nicht finden, wie dann in der Vergangenheit?) oder (tatsächliche oder vermeintliche) Worte Buddhas? Letzteres hieße, auf die heute wirkenden Ursachen und Bedingungen mit den Mitteln von gestern zu reagieren. Das kann durchaus funktionieren. Bei dem Einen oder Anderen. Fatal wäre es, daraus ein Dogma machen zu wollen. Davor sollte Einsicht in anitya eigentlich bewahren.


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    Ich bin ja nicht oft Kilayas Meinung, aber hier schon (ich hoffe, das kommt jetzt nicht irgendwie gönnerhaft 'rüber). Dazu noch zwei Anmerkungen von mir.


    1. Offen gesagt, geht mir diese Deutschtümelei etwas auf den Zeiger. Und wenn man statt "Deutschland" "den Westen" nimmt, macht's das um keinen Deut besser. Wir (Menschen) sind in einem Stadium kultureller Entwicklung, die vor allem durch die heute verfügbaren Kommunikationstechnologien unaufhaltsam in eine zunehmend einheitlicher werdende Kultur mündet. Es geht doch nicht darum, unseren "westlichen" Lifestyle mit etwas "östlicher" Weisheit aufzupeppen. Es geht darum, welchen Einfluss der Buddhadharma auf die Entwicklung der werdenden Eine-Welt-Kultur nehmen kann. Dass man in diesem Prozess die Vermittlung des Buddhadharma von Anachronismen befreien sollte, von abgenutzten und nutzlos oder gar hinderlich gewordenen Upaya, ist mir auch durchaus einleuchtend. Ob man dem Kind dann auch einen eigenen Namen geben muss, darüber kann man allerdings geteilter Meinung sein. Ich finde, das sollte man ruhig zukünftigen Philologen überlassen, die werden's schon richten. Geteilter Meinung kann - und darf - man allerdings vor allem auch in der Frage sein, welche Upaya obsolet sind und welche nicht.


    2. Dessen ungeachtet beziehen wir uns auf eine Tradition, auf Überlieferungs- und Übertragungslinien. Ohne diese Ursachen und Bedingungen zu kennen (und das bedeutet, ihre Wirkungen am eigenen Namarupa erfahren zu haben), können wir auch nicht beurteilen, welche Upaya anachronistisch sind und welche nicht. Und selbst, wenn wir diese Erfahrung haben, können wir ein gültiges Urteil allenfalls für uns selbst fällen. Das ist eine gute und mE unverzichtbare, alles andere als anachronistische Tradition. Wenn Manche hier z.B. das Kuttentragen für anachronistisch halten - gut und schön. Trotzdem sei ihnen gesagt, dass die Kutte nichts ist als sichtbarer Ausdruck der Gelübde, die der Träger auf sich genommen hat. Und als jemand, der sich selbst mehr oder weniger regelmäßig in so einen Lappen wickelt, kann ich sagen, dass genau dies eine große Hilfe bei der Übung der Gelübde sein kann. Und sei es nur, weil es einen regelmäßig an seine Selbstverpflichtungen erinnert. Ein hilfreiches Upaya. Man kann es auch lassen - niemand zwingt einen dazu und auch nicht dazu, beim Anblick einer Robe ehrfurchtsvoll zu erschauern. Also - was habt ihr eigentlich für ein Problem damit?


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