Beiträge von verrückter-narr im Thema „Vorsicht schwierige frage bzw unethische frage!“

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    Dafür gibt es eine bekannte buddhistische Parabel. Buddha ist Kapitän und für 500 Mann Besatzung verantwortlich. Er bekommt Wind davon, dass einer vorhat, die anderen zu töten. Er überlegt bezüglich Karma, zieht seine Waffe und tötet den Mann.
    (Aus Dalai Lama: Wir erklären den Frieden)


    Die Geschichte stammt aus dem Upayakausalya Sutra und wird leider fast immer, wie hier auch, völlig verzehrt und unvollständig wiedergegeben. Es ist auch die einzige Mahayana-Sutra innerhalb der buddhistischen Sutra (mehr als 1.000), in denen ein echter Bodhisattva einen anderen Menschen tötet. In allen anderen Sutra wird generell das Töten eines Menschen immer abgelehnt.
    In der Geschichte geht es um einen Schiffskapitän, der eine Seereise mit 500 Kaufleuten unternimmt. Unter diesen Kaufleuten befindet sich ein Räuber, der aus Profitgier die anderen 499 Kaufleute und den Kapitän, der die Stufe eines Bodhisattva erreicht hat, umbringen möchte. In einem Traum erscheinen nun dem Kapitän Himmlische Wesen (Deva) und berichten dem Boddhisattva-Kapitän von dem Vorhaben des Räubers. Nachdem der Kapitän wieder aus dem Schlaf erwacht, überlegt er sehr lange darüber, was er tun könne, um das Verbrechen zu verhindern. Wenn er den Kaufleuten über die Mordpläne berichten würde, so würden diese wahrscheinlich den Räuber selber töten wollen, wenn er aber nichts unternehmen würde, so würde der Räuber letztendlich die anderen Kaufleute töten und somit auch entsprechend viele unheilsame Eindrücke in seinem Geist hinterlassen und hierfür unzählige Existenzen in den Höllenbereichen erleben müssen. Schliesslich tötet der Bodhisattva-Kapitän selber den Räuber, damit die anderen Kaufleute nicht getötet werden und um den Räuber die unzähligen Höllenexistenzen zu ersparen. Diese muss aber der Bodhisattva-Kapitän stattdessen selber in den nächsten Existenzen erleben, denn auch ein Bodhisattva ist nicht von den Gesetzmäßigkeiten des abhängigen Entstehens befreit.


    Meist wird diese Geschichte dafür genutzt, um das Töten von anderen Menschen aus guter Motivation heraus zu legitimieren, was aber den eigentlichen Sinn der Geschichte völlig zuwiderläuft, denn in der Geschichte vollbringt ein echter, richtiger Bodhisattva die Tat, der auch entsprechende Fähigkeiten wie Weisheit und Mitgefühl besitzt und dem auch vorher noch Himmlische Wesen über die Pläne eines anderen Menschen berichten, was sicherlich bei den meisten Menschen nicht vorkommt, die sich bei ihren negativen Handlungen auf diese Geschichte als Alibi berufen. Ausserdem wird klar erklärt, dass selbst der Bodhisattva nicht vor den negativen Resultaten seiner Handlung verschont wird, sondern auch etliche Existenzen in den Höllenbereichen erleben muss, was sich die anderen Menschen auch nicht vorgestellt haben.


    http://www.exoticindiaart.com/…ayakausalya-sutra-IDC300/
    http://venyifa.blogspot.de/200…ionate-ships-captain.html

    ich empfinde die Frage nicht als pervers. Generell ist auch ein "Mönch aus Tibet" genauso ein Mensch wie jeder anderer auch, nicht schlechter aber auch nicht besser als andere Menschen. Nach den Ordensregeln ist es jedem buddhistischen Mönch und/oder Nonne, sei es aus Tibet, Japan, Thailand, Deutschland usw. untersagt, einen anderen Menschen zu töten, auch nicht in Notwehr usw., bzw. die Handlung würde unweigerlich zu seinem Ausschluss aus der buddhistischen Ordensgemeinschaft (Mönche/Nonnen) und der Gemeinschaft der Laienanhänger führen.

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    Hier kommen die Regeln über die vier (Vergehen), die (jegliches Erlösungsstreben) vereiteln, zur Rezitation.
    Welcher Mönch auch absichtlich ein Menschenwesen des Lebens beraubt oder einen gedungenen Mörder dafür aussucht oder den Tod verherrlicht oder (jemand) zum Sterben aufstachelt, (indem er sagt :) "Hallo, Mensch, was ist dir mit diesem sündhaften, üblen Leben (gedient); der Tod ist für dich besser als das Leben!" - wer so denkend, mit einem so gefassten Entschluss, auf verschiedene Arten (des Vorgehens) den Tod verherrlicht oder zum Sterben aufstachelt (*3), auch dessen (Erlösungsstreben) ist vereitelt; er ist ausgestoßen.
    (*3) Gemeint ist die Überredung zum Selbstmord.


    http://www.palikanon.com/vinay…/patimokkha.html#parajika


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    3. Welche Nonne auch immer vorsätzlich ein menschliches Wesen des Lebens beraubt oder eine Waffe [tauglich zum Selbstmord] beschafft oder den Vorteil des Todes preist oder zum Freitod anstachelt [in dem sie auf diese Weise spricht]: "Was ist dieses üble und elende Leben für dich? Der Tod ist besser für dich als das Leben!" - wenn sie mit solchem Gedanken und Geist, mit solchem Gedanken und Motiv, auf vielfache Weise den Vorteil des Todes preist oder ihn zum Freitod anstachelt, auch die ist zu Fall gekommen und von der Gemeinschaft ausgeschlossen.


    http://www.palikanon.com/vinaya/nonnen/parajika.html


    Obwohl es diese strenge Regelung gibt, passiert es natürlich auch immer wieder, dass sich Mönche und Nonnen nicht hieran halten und im Laufe der Geschichte haben sich auch immer wieder buddhistische Mönche an Kampf- und Kriegshandlkungen beteiligt. Leider passiert es auch immer wieder, dass sie dann nicht aus der betreffenden Gemeinschaft ausgeschlossen werden, obwohl für die Regel keine Ausnahmen zugelassen werden.
    Entgegen der landläufigen Meinung würde ein Vergehen gegen diese 4 Regeln für Mönche bzw. 8 Regeln für Nonnen auch ein Ausschluss aus der Laiengemeinschaft bedeuten, da diese auch nach Erlösung strebt und ein Mönch (Nonne) der einen anderen Menschen tötet, hat weder die Gesetzmäßigkeiten des abhängigen Entstehens ( Paticcasamuppada), noch die Lehren von Nicht-Selbst (annatta), Vergänglichkeit (anicca) und Leidhaftigkeit (dukkha) verstanden.