Beiträge von mogun im Thema „Zen und die Vorstellung der Erlösung?“

    Freeman reloaded:

    Ist denn Befreiung vom Leiden wichtig für Dich?


    Ja. Mein Leben ist sehr banal. Wenn ich Zahnschmerzen habe, gehe ich zum Zahnarzt. Als in der Flüchtlingsunterkunft Dinge gebraucht wurden, spendete ich Kleidung und einen Staubsauger, den ich im Keller fand. Und wenn ich mir oder anderen Menschen Unrecht tue, meditiere ich - am liebsten im Freien. Und dabei stechen mich oft Mücken.

    mkha':

    Ich lernte: Zuerst hört der Schüler die Lehren des Buddha, dann kommt das Darüber-nachdenken, und anschließend, (falls man zu diesem Entschluß kommt), die Prüfung auf Alltagstauglichkeit des Dharma: das Praktizieren. Das, was der Praktizierende durch das Umsetzen der Lehren, das Leben des Dharma, und weitergehende Belehrungen seines Lehrers (falls vorhanden) erlernt, wird mittels der Meditation vertieft.


    Mir fehlt der Lehrer, deswegen lerne ich durch Meditation. Ich verliere durch sie Illusionen über mich und spüre, dass ich die Welt anders wahrnehme, mich z.B. an kleinen Dingen freue, Mitgefühl entwickele. Es sind kleine Schritte und gleichzeitig wächst die Neugier nach der Lehre - speziell Zen. Aber eine Erlösung ist für mich nicht wichtig und ich denke nicht an sie. Deswegen lässt mich das Buch von Kopp auch kalt.

    Bei meinem letzten Besuch im lokalen Zen-Zentrum empfahl mal wir das Buch von Zensho Kopp, laut Buchdeckel einem der bedeutendsten Weisheitslehrer der Gegenwart.


    Ich reiße mal zwei Zitate aus dem Buch und zwar eines vom Anfang und eines von Ende:


    Zitat

    Die Allgegenwart des Einen Geistes durchdringt das ganze Universum. Aller Wechsel und Wandel ist die fortschreitende Selbstentfaltung und Selbstverwandlung dieses Allgeistes. Es ist die Bewusstwerdung des unaussagbaren göttlichen Urgrundes.


    Mir erscheint das wir ein Pantheismus mit einem soteriologischen Twist, wenn es um die Erleuchtungserfahrung geht, denn der erleuchtete Geist wird zum "allumfassenden Bewusstsein". Mehr noch:


    Zitat

    Er ist gestorben und wieder auferstanden von den Toten. Er ist der Erwachte, der Erleuchtete, der zum klaren Licht der Wirklichkeit erwacht ist. An ihm erfüllt sich das Wort des Johannesevangeliums: Er wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des ewigen Lebens haben.


    Die buddhistische Erlösungslehre wird verbunden mit christlichem Mystizismus. Das was mich am meisten erstaunt, ist, wie prominent der Erlösungsgedanke in den Vordergrund gerückt wird. Ist das üblich für Zen? Gibt es historische Lehrer, die sich so intensiv mit Erlösung beschäftigt haben und in das Zentrum ihrer Lehre stellen?