Beiträge von erbreich im Thema „Kalyana Mitta Vihara, Bad Nenndorf“

    Bodhi:

    Das steht mir nicht zu einen Bhante direkt (Face to face) zu kritisieren.
    Dies werden hoffentlich beratend wissende Mitbrüder/Hoch-Ordinierte tun.
    Ich kann und darf mich aber mit Laien über so etwas austauschen.
    (Vierfache Versammlung)


    Meine Vorstellung von Edler Freundschaft ist offen, warmherzig, auf Augenhöhe, und so habe ich bisher die Edle Freundschaft auch mit meinen Lehrern erlebt. Dass sie Ordinierte waren und ich Laie stand einer aufrichtigen Begegnung mit offener rechter Rede nie im Wege.


    Nach meiner Anschauung gehört, was du hier vertrittst, zu dem, was Bhikkhu Dhammika dicke und unförmige Kruste nennt und ich finde es nicht hilfreich, wenn an solchem Verständnis und an solchen Praktiken mit fast grösserer Zähigkeit als in Asien (Zitat Dhammika) festgehalten wird.


    Ausserdem denke ich keineswegs, dass es ethisch korrekter und verantwortungsbewusster sei, statt den Bhikkhu direkt darauf anzusprechen (das kann man übrigens auch statt in frontaler Kritik durch Fragen tun, die Interesse am Verstehen der Handlung des Gegenübers bekunden), bei andern Nichtordinierten seine Motive schlechtzureden.


    Und da wir gerade bei der Bezeichnung "Ordinierte" und "Laien" sind: Ich finde die Unterscheidung und Benennung als "Ordinierte" und "Nichtordinierte" besser. Es ist eine Illusion, anzunehmen, alle Ordinierte wären "Fachkräfte" (ariya) und alle Nichtordinierte "Laien" (puthujjana). Manchmal ist es eben umgekehrt und es ist auch nicht so, dass es im Theravada nicht vorkommen kann, dass ein Ordinierter bei einem Nichtordinierten lernt (siehe zum Beispiel Godwin Samaratne im Nilambe Meditation Center in Sri Lanka: immer wieder haben sich Ordinierte von ihm, der ein Nichtordinierter war, instruieren lassen und auch unter seinem Nachfolger Upul Gamage lernen immer wieder auch Mönche und Nonnen). Das gehört auch ein wenig hierher.


    Es ergibt keinen Sinn, den Stand der Ordinierten zu glorifizieren und den der Nichtordinierten kleinzureden. Die eigentliche Unterscheidung macht der Fortschritt auf dem Edlen Pfad (ariya magga), nicht Ordination vs. Nichtordination.

    Ich habe Bhante Sukhacitto mitgeteilt, dass über sein Projekt diskutiert wird und ihn gefragt, ob er sich hier dazu äussern möchte. Er meinte, der Thread lese sich unterhaltsam und er beobachte die aufsteigenden sankharas... Schreiben sei nicht so sein Ding und er sehe keinen Bedarf, seinerseits zu kommentieren. Er fände es aber interessant, dass niemand ihn persönlich anschreibe. Also Bodhi, statt hintendurch reden, bringe doch deine Bedenken gleich am richtigen Ort an! :idea:

    Bodhi:

    Aber es ist kein Theravada (siehe Lehre von Gregory Kramer) und keine Voraussetzung für ein Theravada Kloster.


    Ich kann deine Kritik nicht nachvollziehen, Bodhi. Ohne dass du die Person kennst, denkst du offenbar, feststellen zu können, dass das, was diese Person lebt, nicht Theravada sei. Und dies nur aufgrund so äusserlicher Dinge wie die, dass auf der Website der Dalai Lama zu sehen ist und dass der Einsichtsdialog von Kramer in das Projekt einfliesst. Wie kommst du zu solchen Behauptungen?


    Ich zitiere aus der Referenten-Liste des Interkulturellen Buddhistischen Vereins Bern IBVB:
    Bhante Sukhacitto ist seit 26 Jahren buddhistischer Mönch der Theravada Tradition, lebte mit Ajahn Buddhadasa in Thailand und ist seit 1993 primär im Westen, viele Jahre auch in Klöstern der Ajahn Chah Tradition. Er lehrt oft den Einsichtsdialog, eine Form der Einsichtsmeditation (Vipassana), die Sprechen und Zuhören beinhaltet.


    Bisher habe ich nie irgendwo etwas davon verlauten hören, dass Bhante Sukhacitto vorgeworfen würde, den Vinaya nicht diszipliniert zu leben. Bodhi, vielleicht wäre es gut, wenn du deine Kritik am Massstab rechter Rede gut prüfen würdest...

    Morpho:

    Seit jeher hat Sangha den mittleren Weg (auf)gesucht, orthodox- orthos ‚geradlinig, richtig' , unter Berücksichtigung der lokalen sozialen, gesellschaftlichen und sogar politischen Eigenheiten. Nur so konnte der Sangha in unterschiedlichen Ländern Gegebenheiten etablieren unter denen der Buddha-Dharma praktikabel ist.


    Richtig. Auch im Theravada - unter den Bhikkhus - existieren reformatorische Kräfte, die sich um eine Öffnung allzu starrer Regelinterpretationen und eben um gangbare mittlere Wege bemühen. Für uns hier im Westen ist das wesentlich - und für Asien nicht weniger. In diesem Zusammenhang verweise ich auch gerne wieder einmal auf Bhikkhu Dhammika's "Der zerbrochene Buddha". Ich zitiere aus dem Vorwort:


    1996 reiste ich das erste Mal durch Europa, um mir einen Einblick darüber zu verschaffen, wie der Theravāda dort verstanden und praktiziert wird. Der Theravāda in Asien ist sehr konservativ und versteinert, dachte ich, aber wenigstens sind die Westler in der Lage, die Frucht von ihrer Schale zu trennen, das Geschenk von seiner Verpackung, den Buddha von der "dicken und unförmigen Kruste", die ihn umgibt. Zu meiner Verwunderung und Verzweiflung stellte ich fest, dass dem nicht so war. Die meisten Gruppen, Zentren und Klöster, die ich besucht habe, halten an diesen Praktiken mit einer fast größeren Zähigkeit als die in Asien fest. Letztlich musste ich zugeben, dass das der Theravāda ist, und sehr ungern, ja mit Traurigkeit, beschloss ich, dass ich nicht mehr länger ein Teil davon sein konnte. Ich begann jeden, den es interessierte, zu erzählen, dass ich mich nicht mehr als Theravāda-Mönch betrachtete und auch von anderen so nicht mehr gesehen werden wollte. Tatsächlich war ich wahrscheinlich niemals einer, wenigstens kein guter. Als ich das gegenüber einem Freund erwähnte, fragte er mich "Was für eine Sorte Mönch bist Du dann?" Ich war auf eine solche Frage nicht vorbereitet, nachdem ich aber einen Moment darüber nachgedacht hatte, beschloss ich darauf, dass ich mich nicht unbedingt irgend einer Schule angehörig fühlen muss. Seit dem Zeitpunkt folge ich Buddhas Lehren nach meinem besten Verständnis und nach meinen Fähigkeiten. Was nun folgt, sind Gedanken und Beobachtungen über die Theravāda-Tradition, die ich in den letzten 25 Jahren gemacht habe, einige Erfahrungen, die dazu geführt haben, einige Vorschläge in Hinblick auf die mögliche Zukunft des Dhamma im Westen.


    Ich finde Experimente wie das von Bhante Sukhacitto geplante mutig und wertvoll! Was übrigens das Foto vom Dalai Lama angeht, so ist ja auf dem Bild eben nicht nur der Dalai Lama zu sehen, sondern der Dalai Lama und Bhante Sukhacitto im Gespräch miteinander. Auch hier: Das Bild eine Öffnung über die Traditionen hinweg. Bhante Sukhacitto war auch aktiv im Haus der Religionen in Bern, wo sich Sakralräume von acht Religionen unter einem Dach befinden. Toll!


    @ Bodhi: Einsichtsdialog ist alles andere als Geschwätz!