Beiträge von Helmut im Thema „Zitate aus dem tibetischen Buddhismus, die mich berühren“

    Lamrim:


    Die Praktizierenden mit anfänglichen Fähigkeiten haben die Motivation, nach dem Tod in der nächsten Existenz wieder ein kostbares Menschenleben zu erlangen. Es ist zwar besser, als Mensch wiedergeboren zu werden, als eine Existenz in einem äußert leidvollen Daseinsbereich annehmen zu müssen. Aber mit einer solchen Existenz ist man dann aber immer noch an Samsara gefesselt wie im jetzigen Menschenleben. Man sollte über diese Motivation hinausgehen.


    "Vielmehr ist es im Anschluss an die Entstehung der Einstellung, die mit den Wesen geringerer Fähigkeiten übereinstimmt, erforderlich, sich in der Einstellung zu üben, die mit den Wesen mittlerer Fähigkeiten übereinstimmt."


    "Es ist nämlich verkehrt, die Daseinszustände von Göttern [devas] und Menschen so aufzufassen, als seien sie ihrer Natur nach Glück - denn mögen wir sie auch erreichen, so enden doch auch sie wieder im Elend. Weil sie nicht über das Leiden bedingter Existenz hinausgehen, sind sie kein wirkliches Glück."


    Je Tsongkapa, Der Mittlere Stufenweg

    "Allgemein ist der Geist von seiner eigentlichen Natur her jedoch frei von den so genannten natürlichen Befleckungen und ursprünglich rein. In diesem Punkt gibt es keinen Unterschied zwischen unserem Geist und dem Bewusstsein eines Buddha."


    Die Freiheit von natürlichen Befleckungen bedeutet nach den Prasangika-Madhyamikas, dass der Geist frei ist von inhärenter Existenz.


    Die natürliche Reinheit des Geistes "... ist jedoch getrübt von Verblendungen und weiteren negativen Faktoren, die daraus hervorgehen, wie Gier, Hass, viele verkehrte Sichtweisen und leidverbundene Emotionen.

    Die Natur und Erkenntnisfähigkeit des Geistes erlauben uns, den vorübergehend befleckten Geist durch Anwendung von Gegenmitteln zu reinigen und schließlich ganz zu befreien."


    "Die Verblendungen sind vorübergehender und wechselhafter Natur; es sind sekundäre Eigenschaften. Die Erkenntnisfähigkeit und Reinheit sind primäre Eigenschaften des Geistes, daher ist spirituelle Entwicklung möglich."


    Deshalb kann man mit dem edlen achtfachen Pfad alle Leiden und alle Leidensursachen aus dem eigenen Geisteskontinuum entfernen.


    Zitate aus: Geshe Thubten Ngawang, Mit allem verbunden

    "Wie schon anhand eines Zitats aus Maitreyas Schmuck der Klaren Erkenntnis erklärt, besteht der Erleuchtungsgeist [bodhicitta] aus zwei Bestrebungen: dem Streben nach dem Wohl der anderen und dem Streben nach Buddhaschaft. Beide müssen geschult werden, wenn der Erleuchtungsgeist vollständig sein soll.


    Schauen wir uns hoch entwickelte Dharma-Praktizierende an: Sravaka- und Pratyekabuddha-Arhats haben zwar die persönliche Befreiung erreicht ... , aber sie besitzen nicht die höchsten Fähigkeiten und die Kraft, ununterbrochen zum Wohl der Wesen zu wirken. Bodhisattvas auf den hohen Ebenen des Pfades können zwar im Vergleich zu uns unermessliche altruistischen Aktivitäten ausführen. Aber selbst ihr Wirken ist noch begrenzt, verglichen mit dem eines Buddha. Nur ein Buddha bewirkt spontan und mühelos stets den höchsten Nutzen für die anderen. Daher ist die Buddhaschaft der optimale Zustand, um die Wesen zu Glück zu führen."


    Geshe Thubten Ngawang, Mit allem verbunden

    "Die Macht des Geist ist groß. Ob etwas heilsam oder unheilsam ist, hängt hauptsächlich von der Geisteshaltung ab. Wenn Gedanken in die eine oder die andere Richtung gehen, kann sich das stark in der äußeren Welt auswirken, sowohl positiv als auch negativ. Welche Einstellungen wir im Leben durch unser Denken entwickeln, beeinflusst unsere eigene Verfassung. Daran können wir sehen, dass die Schulung des Denkens wesentlich ist, wenn man etwas Positives erreichen will."


    Geshe hubten Ngawang, Mit allem verbunden

    "Als Buddhisten sollten wir die Ursachen für Leiden nicht außerhalb von uns selbst suchen. Denn letztlich sind unsere eigenen negativen Geisteszustände für alle unsere Leiden verantwortlich. Deren substantielle Ursache ist im eigenen Geistesstrom zu suchen. Fügen uns andere Lebewesen Schaden zu, so sind sie nur ein mitwirkender Umstand für das Leiden, das wir erleben. Die eigentliche Ursache liegt bei uns selbst, in unseren Geistesplagen.


    In Wahrheit kann uns der andere nur schädigen, weil wir selbst die substanziellen Ursachen für unser Leiden geschaffen haben,"


    Geshe Thubten Ngawang, Mit allem verbunden.

    In Geistesschulung in sieben Punkten von Geshe Chekawa (1102-1176) gibt es die Anweisung:


    "Meditiere, dass alle sehr gütig sind."


    In Mit allem verbunden erläutert Geshe Thubten Ngawang hierzu unter anderem:


    "Ob andere uns schaden oder helfen, wir sehen alle gleichermaßen als sehr gütig an. Liebe und Mitgefühl sind die Essenz der Übungen für alle Personen aus der Familie des Großen Fahrzeugs, für Wesen, die sich um einen Sieg über ihre Leidenschaften bemühen.


    Der Erleuchtungsgeist [bodhicitta] entsteht in Abhängigkeit von den Lebewesen. Wir können diese kostbarste aller Geisteshaltungen nur gegenüber Mitwesen entwickeln. Sie sind schon deshalb gütig, weil wir in Verbindung mit ihnen Verwirklichungen erlangen. Die gesamte Geistesschulung bis zur Buddhaschaft hängt also von den Wesen ab. Es ist daher sehr wichtig, eine innere Nähe zu allen Lebewesen herzustellen."

    "Die Selbstsucht ist ein Geistesfaktor, damit ist sie Teil des Geistes.


    Die Selbstsucht bezieht sich also immer auf uns selbst als Objekt."


    Die Selbstsucht "ist eine übertriebene Eigenliebe. Sie zeigt sich zum Beispiel dort, wo wir unseren eigenen Bedürfnissen eine so hohe Bedeutung beimessen, dass uns die anderen gleichgültig sind, ..."


    Die Quelle der Leidenschaften ist "die Unwissenheit, und zwar insbesondere die Unwissenheit, die nach einem inhärenten Selbst greift. Sie liegt allen Leiden zugrunde ...


    Eine weitere Quelle für Leiden ist die Selbstsucht. Die Selbstsucht schadet uns auf vielfältige Weise und versperrt uns den Weg zu echtem, dauerhaften Glück.


    Die Selbstsucht ist die Basis für allen Streit und alles Leid, und sie beherrscht all unsere Handlungen. Daher gilt es, die Selbstsucht in uns zu entlarven."


    Geshe Thubten Ngawang, Mit allem verbunden

    In den Schriften werden die Leiden, die wir im Daseinskreislauf (Samsara) erleben sehr ausführlich dargestellt. Sie werden auch auf verschiedene Weise zusammengefasst: So gibt es die Zusammenfassung in acht Leiden, in sechs Leiden und in drei Leiden.


    Die sechs Leiden sind:

    • die Ungewissheit,
    • die fehlende Zufriedenheit,
    • sich immer wieder vom Körper trennen zu müssen,
    • ohne Freiheit immer wieder geboren zu werden,
    • von hohen Zuständen in niedere zu fallen,
    • keine dauerhaften Gefährten zu haben.

    "Die sechs Nachteile des Samsara lassen sich zu dreien zusammenfassen:

    1. Auf die Vortrefflichkeiten im Daseinskreislauf ist kein Verlass.
    2. Es gibt keine Befriedigung.
    3. Sie Wesen sind seit anfangsloser Zeit in diesem Zustand.

    Der erste Punkt bedeutet: Wir können uns in diesem Daseinskreislauf auf nichts wirklich verlassen, weil er ein völlig instabiler, befleckter, mit Leiden verbundener Zustand ist. [...]


    Zweitens machen wir uns klar, dass die Wünsche im Daseinskreislauf endlos sind und ihre Befriedigung unmöglich ist. Immer wieder suchen wir Neues und Besseres, doch wir werden nie wirklich zufrieden sein, solange wir uns auf weltliche Dinge verlassen.


    Drittens: Dieser unbefriedigende Zustand wird sich im Daseinskreislauf immer weiter fortsetzen. Er steht seit anfangsloser Zeit."


    Geshe Thubten Ngawang, Mit allem verbunden

    "Wir erleben nicht die Wirkungen von Handlungen, die wir nicht begangen haben. Wer ein bestimmtes Ergebnis wünscht, muss dafür Sorge tragen, auch die entsprechenden Ursachen zu schaffen, das nötige Karma zu sammeln.


    Diejenigen, die dem Buddha begegnet sind, haben irgendwann in der Vergangenheit die Ursachen dafür gelegt.


    Wer also in Zukunft einem Buddha begegnen oder wenigstens mit seiner Lehre zusammentreffen möchte, sollte durch seine eigenen Taten die nötigen karmischen Ursachen schaffen. Das hat der Buddha selbst verkündet. Seinem Rat zufolge sollten wir jetzt heilsame Handlungen vollbringen, ... , damit wir in Zukunft wieder auf den Buddha-Dharma treffen."


    Geshe Thubten Ngawang, Mit allem verbunden - Geistesumwandlung im Mahayana-Buddhismus

    "Immer wieder kommt die Frage auf, ob man denn alles Leiden auf fatalistische Weise hinnehmen solle. Nein, soll man nicht - es ist komplexer.


    Im Buddhismus geht es darum, Leiden zu überwinden. Das ist leider nicht in jeder Situation möglich. Es gibt Zustände, die man im Moment nicht ändern kann. In dem Falle gilt der Rat, die Situation so gut anzunehmen, wie man kann.


    Es können aber auch durch die Übung unangenehme Empfindungen entstehen, denn ernsthafte Dharma-Praxis ist anstrengend.


    Aus buddhistischer Sicht gehören Leiden zu den Dingen, die man aufgeben sollte. Wenn man das noch nicht kann, wird der Versuch, es erzwingen zu wollen, viel Frustration und Leid mit sich bringen. Stattdessen sollte man sich darin üben, bereitwillig anzunehmen, was man im Moment nicht ändern kann."


    Khen Rinpoche Geshe Pema Samten

    Die zweite der fünf Ursachen zur Entwicklung eines stabilen Geistes ist die Ethik. Der Buddha lehrte, dass Ethik die Basis für Glück ist. Ohne Ethik wird man keinen glücklichen und zugleich furchtlosen Zustand erleben. Warum ist das so? Alles Leiden entsteht aus schädlichem und verletzendem Verhalten. Die Ethik spielt in diesem Zusammenhang deshalb eine so große Rolle, weil sie darin besteht, keinen Schaden und keine Verletzungen zuzufügen. Das ist ihre Natur. Zu verletzen ist die Ursache für Leid. Und weil die Ethik das Verletzen unterbindet, führt sie zu Glück.


    Khen Rinpoche Geshe Pema Samten