Beiträge von fotost im Thema „That's Life - Eine philosophische Überlegung“

    Monikadie4.:


    Mein Vater sagte immer: "Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen ..."
    Ich gebe ihm Recht. Allein - und nur allein durch die Geistesschulung ist es mir möglich, mich jeden Tag daran zu erinnern, wie gut es mir geht. Denn gerade weil es mir gut geht, besteht die Gefahr, dies zu vergessen und auf höchstem Niveau zu jammern.


    Deutsch sein erhöht die Gefahr des Jammerns auf hohem Niveau ziemlich stark :rofl:

    Hund:

    Mir ist gerade etwas durch denn Kopf gegangen. Im Buddhismus wird ja das Leben an sich als "Leid"-"Dukkha" empfunden und das "Ziel" ist es aus dem "Samsara", denn ewigen Wiedergeburten auszubrechen um eben nicht mehr zu leben und kein "dukkha" mehr zu erfahren und ins Nirvana einzugehen

    Falscher Ausgangspunkt führt zu falschem Denken. Das Leben an sich wird in der Lehre nicht als Leid empfunden.


    Die erste der edlen Wahrheiten lautet in der Übersetzung der Deutschen Buddhistischen Union (DBU; 2015.)

    Zitat

    Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.


    Nicht leidvoll - letztlich leidvoll. Wer erlebt, daß jeder Augenblick seines Lebens qualvoll und negativ ist, sollte sich nicht in buddhistisch orientierten Foren herumtreiben, sondern sofort zum Arzt gehen.


    Das Ziel ist garantiert nicht, nicht mehr zu leben. Das Ziel ist es ein gutes, leidfreies Leben zu führen nach dem keine Wiedergeburt mehr erforderlich ist. Buddha hat sich nach seiner Erleuchtung nicht umgebracht, sondern sich 45 Jahre um anstrengende Anhängern gekümmert.


    Zu Nirvana könnten wir einen extra Thread aufmachen. Die verschiedenen Ansichten dazu würden mir Spaß machen 8)

    Hund:


    Ich habe mir die Frage gestellt, ob leiden eigentlich nicht erst das Leben, "Lebenswürdig" macht. Was wäre es für ein plastisches, glänzendes, unnatürliches und ekelerregendes Leben, wenn wir all die Traurigkeit, Melancholie, Schmerzen, Ängste nicht spüren würden? Wären wir nicht diesen großartigen Erfahrungen die eben das Leben sind, beraubt worden? Vielleicht ist es ja gerade das magische an dem Leben, das es so unendlich schön und zugleich so schrecklich ist? Man könnte ja auch die vollkommene Erlöschung allen Leids mit dem Wunsch eines Drogenusers vergleichen,der z.b Valium über Jahre nimmt und sich wie in "Watte" gepackt fühlen will und alles mit Gelassenheit nimmt oder eines Menschen der Heroin konsumiert, der das "Leiden" ausmerzen will. Ist es nicht so ähnlich mit einem Buddhisten, der, durch die Meditation, quasi sich "Symbolisch und Psychisch" eine Kugel geben will? Aber ich frage mich, ob diese Menschen all die Erfahrungen, all die Karussell Fahrten vom Höchsten Glück runter ins unendliche Leid nicht verpassen werden? Denn das macht ja schließlich dieses Leben in seiner "Ganzheit" aus. Mir ist natürlich klar, das es im Buddhismus nicht um die Betäubung geht wie es bei einem Drogenuser ist, es geht warscheinlich eher um das "Aufwachen". Aber dieses Aufwachen ist irgendwie theoretisch und allegorisch, schon auch mit dem gleichen Wunsch gleichzusetzen, Leiden auszumerzen.


    Ich gestehe, das sind zum Teil Gedanken, die mir nicht ganz fremd sind (bis auf den Drogenkram).
    Wenn es jeden Tag 23°C warm wäre und der Himmel immer blau mit niedlichen Kumuluswolken besetzt würde ich wahrscheinlich nach 2 Wochen mal einen richtigen norddeutschen Regen und vielleicht ein Gewitter wünschen 8)


    Das Aufwachen hat vielleicht auch zu tun mit der Einsicht, daß das Leben kein Wunschkonzert ist verbunden mit der Fähigkeit auch negative Aspekte gelassen hinzunehmen.