Monikadie4.:
Aber zunächst beginnt es ja mit einem Gefühl oder mit unheilsamen Gedanken. Deshalb richte ich meine Achtsamkeit darauf und hinterfrage, was die Ursache ist. Aber alles betrachtend und nicht bewertend. Ich sage nicht: "Aha" z.B. Neid oder Verachtung ..., sondern ich suche weiter, warum, woher - Ursache z.B. längere Zeit lasche Praxis, keine Disziplin, Überforderung durch Umgebung etc. - und dann: da ist Neid, ja. Oder da ist Verachtung. Und dann ziehe ich mich weiter zurück, um wieder ins Lot zu kommen.
Vor Jahren hatte ich eine "innere" Erfahrung, die mir die Augen öffnete über den Zusammenhang eines Gefühls, Lokalisation im Körper und dem Mittel, es aufzulösen. Seither schaue ich ggf. konzentriert dorthin, und wie mit einem Laser brennt der psychische Schmerz aus - einfach durch das feste Fokussieren. Im übrigen gelingt es mir zum Teil auch mit körperlichen Schmerzen auf diese Weise. Auf jeden Fall werden Schmerzen erträglicher durch die Aufmerksamkeit als durch Widerstand.
Monika
Vielen Dank, liebe Monika, dass Du Deine Erfahrungen so ausführlich beschreibst.
Anscheinend machst Du Verschiedenes zugleich bzw. direkt nacheinander, auf eine intuitive Art und Weise.
So von außen ist das natürlich nicht leicht nachzuvollziehen.
Soweit ich es verstanden habe, achtest Du vor allem auf unheilsame Gefühle und Gedanken (Begehren/Aversion ...) und forschst direkt anschließend nach der Ursache.
Andererseits scheinst Du manchmal auch beim Betrachten zu bleiben und das ungute Gefühl damit aufzulösen.
Falls Du magst, könntest Du bei Gelegenheit vielleicht etwas genauer beschreiben, was innerlich passiert bei Dir. So ohne konkretes Beispiel verstehe ich es nicht wirklich.
Sherab Yönten:
In der Meditation teilt man Gefühle in angenehme, neutrale und unangenehme Gefühle ein. Häufig beobachte ich aber eine Mischung aus allen drei Gefühlen in meinem Geist. Es gibt Gefühle, die sind (gerade in der Meditation!) sehr angenehm (Vorsicht: Anhaftung!), dann zwickt etwas an meinem Körper, dies fühlt sich unangenehm an, die meisten Gefühle sind für mich aber neutral, weder angenehm, noch unangenehm.
Das ist genau das Problem, das ich beim informellen Betrachten der Gefühle habe: Es ist häufig eine Mischung da. Und mir ist nicht klar, was genau zu tun ist.
Man kann ja nicht "einfach so" beobachten, weil die Wahrnehmung immer selektiv ist. Wir nehmen das wahr, worauf wir die Wahrnehmung lenken. Und alles andere wird dann nicht wahrgenommen.
Eine wichtige Unterscheidung hast Du nicht erwähnt: die angenehmen, neutralen und unangenehmen Gefühle werden zusätzlich unterteilt in "weltlich" und "außerweltlich".
Bei einer meditativen Vertiefung gibt es sehr angenehme Gefühle, doch das sind eben die "außerweltlichen". Das sind keine sinnlichen Anhaftungen, also droht da keine Gefahr. Stattdessen ist es ein wichtiges Mittel, um Freude zu entwickeln.
Andererseits gebe ich Dir natürlich teilweise recht: Wer darauf mit starkem Begehren reagiert ("Ich muss unbedingt diese Glückseligkeit wiederholen"), der handelt unzweckmäßig.
Eine Gefahr sehe ich aber auch dann nicht, denn mit dieser Form von Anhaftung erreicht man gar keine Vertiefung mehr, man wird also sofort aufmerksam auf den Irrtum.