Beiträge von void im Thema „Eigenes Leiden - Leiden Anderer“

    Tychiades:

    Wenn man aber dann aus diese Egosicht nicht heraus kommt, dann erschafft man Leiden - man externalisiert sein Leiden und es wird dann wieder zurück kommen. Es funktioniert nur so, dass man erkennt, mein und dein sind nur getrennt in den Vorstellungen - eigenes und anderes ebenso. Es gibt nur EIN Leben und Leiden - da kann niemand was für sich leben.


    In eine Parterschaft kann man ja ganz viele Hoffnung hineinenstecken. Wenn man es schon selber nicht geschaff hat glücklich zu werden, macht einen vielleicht die Partnerschaft und die Familie glücklich. Und der Zeitpunkt wo die Kinder ein wenig älter sind, ist dann ja machmal so ein Punkt wo man merkt, dass das überhaupt nicht klappt und man im Grunde genauso blöd dasteht wie vorher (weswegen ja in der Midlife Crsis so viel Ehen scheitern)


    Und noch blöder steht man da, wenn der Partner nicht genauso blöd wie man selber da steht, sondern irgendein "privates Beiboot" hat mit dem er sich immer wieder zur schönen Insel davonmacht. Und das kann ja eine Geliebte oder eine erfüllende Arbeit genauso sein wie Buddhismus.


    Wenn meine Frau alleine glücklichere Augenblicke hätte als mit mir zusammen, würde mir das so einen Stich verletzten.

    Hi Stefan,


    so etwas kann man von Aussen ganz schwer beurteilen. Nach meiner Erfahrung ist es so, dass die meisten Probleme aus der Beziehungsdynamik selber kommen und dass dann die konkreten Themen ( wie hier der Buddhismus) nur Anlässe sind, wo diesese tieferliegenden Probleme aufscheinen. So etwas im Detail durchschauen kann vielleicht ein Paartherapeut. Villeicht solltet ihr so jemanden aufsuchen.


    Vielleicht fragst du deiner Frau mal ganz explizit, was der Buddhismus genau für Verhaltensweisen und Handlungen auslöst, die sich negativ auswirken.Ich kann da nur rumspekulieren.


    Aus deinem Profil geht hervor, dass du der "Thich Nhat Hanh" Tradition nahe stehst. Diese haben einen Begriff von Achtsamkeit, der über das was in anderen buddhitischen Traditionen mit "sati" bezeichnet wird hinausgeht. Achtsamkeit wird da zu einer Idee, immer möglichst sanft, harmonisch und freundlich zu sein.


    Jetzt ist es natürlich naheliegend, dass "Freundlichkeit", "Sanftmut" und "Achstamkeit" prinzipiell gut sind. Wie kann es dann sein, das so etwas bei anderen zu ablehnenden Reaktionen führt? Ich war da mal eine kurze Zeit in einer "Thich Nhat Hanh"-Sangha und ich muss sagen, dass das ganz komische Gefühle in mir ausgelöst hat. Jemanden, der einen auf ultrasanftmütig macht, gibt mir selber im Kontrast dazu das Gefühl, ein grober Klotz zu sein. Jetzt habe ich diese Gefühl natürlich reflektiert, aber wie geht das jemandem, der das nicht so gewohnt ist?


    Dem muss das ja quasi als Vorwurf entgegegndonnern. Der fühlt sich dann angesichts der bemühten Nicht-Agression selber wie ein Wüterich, angesichts des Lächelns wie ein trübe Tasse und angesichs der Sanftmut wie ein Trampel. Geht es deiner Frau vielleicht so?


    Ich finde die Idee von Spiritualität- also das man ständig auf seine eigene Wahrnehmung achtet- hat auch Schattenseiten. Man kann Spiritualität wie eine Rüstung verwenden, wo man einander nicht in die Augen blickt, sondern dem anderen ein Visier mit einer Lächeln darauf präsentiert. Veilleicht ist die buddhistische Praxis ja etwas, was sie als so ein "Visier" empfindet, das euch trennt?