Beiträge von Anandasa im Thema „Eine metaphyische Frage“

    accinca:

    Und ein statisches Bewußtsein gibt es trotzdem nicht.


    Nein, aber ich denke schon, dass es einen Wesenskern gibt, der sich nur schwach ändert. Vor einigen Jahren war Klassentreffen nach 20 Jahren seit Schulende und es war auffallend, dass die Leute in ihrer grundlegenden Wesenart gleich geblieben sind. Im Buch "Das weise Herz" von Kornfield gibt es auch eine Stelle an der er sagt, es sei in der modernen Psychologie sowie im Buddhismus anerkannt, dass eine gewisse Identifikation notwendig sei um eine gesunde Psyche zu haben. Versteht man Anatta falsch als hätte man gar kein Selbst und versucht das zu praktizieren, kommt das nicht gut raus. Ich muss mal nachschauen wie er es genau formuliert hat.


    Deswegen ist der Artikel Im Alter wirst du ein komplett anderer Mensch sein auch interessant, weil bei der einen Untersuchung gesagt wird, ab einem höheren Alter (über 70) würde es bei manchen Leuten noch eine Änderung in der Wesensart geben. Ich vermute mal erst dann haben verschiedene Menschen erkannt, dass nichts schlimmes passiert, wenn sie "ihre" Wesensart noch ein Stückweit loslassen.


    Keine Identifikation aufzubauen bedeutet auch bei sich Selbst zu sein, also keine Sachen von außen reinzuziehen und ihnen nachstreben. Sonst fällt man aus seinem Selbst raus. Dieses Selbst ist zwar auch veränderlich, aber es gibt einen Kern, der sich nur schwach über längere Zeit ändert.

    HumanitysLastBreath:

    Das mit dem festen, dauerhaften Ich verstehe ich nicht ganz. Ein Auto wird mit jeder Sekunde älter, es entsteht quasi mit jeder kleinstmöglichen Zeiteinheit ein neues Auto, da sich irgendwo immer irgendwelche Atome bewegen. Beim Bewusstsein ist das jedoch nicht so, denn das Ich von heute ist doch das Selbe von gestern und das vor 10 Jahren, es besteht also doch eine Kontinuität, die es in der materiellen Welt nicht gibt?


    Vielleicht ganz interessant: Im Alter wirst du ein komplett anderer Mensch sein.

    HumanitysLastBreath:

    Warum sollte man sich denn sonst als Buddhist für ein gutes Karma engagieren, wenn es nicht etwas gibt was von einem Körper in einen anderen wandert?


    Die Wirkung von schlechten Handlungen und genauso die Rückwirkungen auf einen selbst treffen zu einem Teil bereits in diesem Leben ein. Kann man leicht ausprobieren: Einfach mal zum Chef sagen, dass er ... Oder oft egoistisch handeln, dann kommt die Rückwirkung schneller als selten egostisch handeln, etc. Was hat Trump für einen Geisteszustand? Ist die Folge/Rückwirkung vieler Jahre egozentrischen Handels. Das ist sein Karma zu Lebzeiten.


    Wobei es nur dieses Leben gibt. Egal an was für eine Art von Wiedergeburt man glaubt, ist es in allen buddhistischen Richtungen so, dass der verstorbene Mensch nicht in einem anderen Menschenen weiterlebt. Das ist im Hinduismus so, aber nicht im Buddhismus. Im Buddhismus hat man nur dieses eine Leben. Lebt man dieses schlecht, schafft man schlechte Wirkungen für andere und sich selbst und auch für andere nach seinem Tod (Effekt der Billiardkugeln: schlechte Eltern -> Kinder haben über Tod der Eltern hinaus psychische Probleme). Hat man seine Leidenschaften bis zum Tod nicht zum Erlöschen gebracht, dauern diese Leidenschaften weiter fort. Letzteres sehe ich persönlich als eher allegorisch an, weil tot ist tot. Aber andere sehen das eher religiös und für das Thema Wiedergeburt gibt es hier ja genügend Threads zum drin graben ;-).

    Anandasa:

    Angenommen ein Auto ist so alt, dass absolut jedes einzelne Teil schon mal kaputt gegangen ist und durch ein Ersatzteil ersetzt worden ist. Ist es dann immer noch das gleiche Auto oder ist es ein neues Auto? So ist das auch mit uns. Wir sind nach einiger Zeit nicht mehr die gleichen, weil sich äußere und innere Faktoren geändert haben.


    Dieser Vergleich stammt außerdem von diesem Vortrag von Ajahn Brahmali: https://www.youtube.com/watch?v=QVQpdbAWSS8 Sein Akzent ist ein bisschen schwer auszuhalten, aber der Vortrag an sich ist sehr lohnenswert was Erläuterungen zum Nicht-Selbst angehen.

    Angenommen ein Auto ist so alt, dass absolut jedes einzelne Teil schon mal kaputt gegangen ist und durch ein Ersatzteil ersetzt worden ist. Ist es dann immer noch das gleiche Auto oder ist es ein neues Auto? So ist das auch mit uns. Wir sind nach einiger Zeit nicht mehr die gleichen, weil sich äußere und innere Faktoren geändert haben.


    Aus wievielen Einzelteilen das Auto oder wir bestehen oder ob die Einzelteile unendlich zerlegbar sind ist dabei nicht erheblich. Der Punkt ist, dass wir nur in Abhängigkeit zu Dingen in der Welt existieren, die sich ändern, ob wir das wollen oder nicht. Versuchen wir uns dagegen zu wehren, führt dies nur zu Leiden. Denn die Welt dreht sich weiter und wartet nicht auf uns.


    Wir haben nicht einmal Einfluss auf unsere eigenen Gedanken. Wir können üben sie ziehen zu lassen (Meditation), aber wir können nur begrenzt kontrollieren, welche Gedanken kommen und welche nicht. Hier können wir nur mit dem Lebenswandel einen gewissen Einfluss ausüben: Heilvoller Lebenswandel führt zu heilvollen Gedanken, unheilvoller Lebenswandel führt zu unheilvollen Gedanken.