Beiträge von Moosgarten im Thema „Eine metaphyische Frage“

    accinca:
    Moosgarten:


    Nein, nur die Benennung bleibt gleich - aus rein praktischen Gründen.


    Du meinst wohl wenn man sie umbenennen würde z.B. in "Mosel" dann würde es
    auch keine Elbe mehr geben? Aber du hast recht, an der Benennung hat sich
    auch nicht viel geändert. Ein Fluß definiert sich aber nicht nur durch
    seine Benennung.


    Der Fluß definiert sich überhaupt nicht. Definieren ist eine Tätigkeit des Menschens, im besten Fall sind es Bezeichnungen, die einen praktischen Zweck haben. Hier: die ungefähre Lage und der ungefähre Verlauf des Flusses.

    accinca:

    Klar gibt es im äußeres wie im inneren Dinge die sich scheinbar
    nicht wesentlich ändern, wie z.B. Die Elbe. Sie fließt seit
    Jahrhunderten dahin und wird immer wieder als "Elbe" identifiziert.
    Auch wenn täglich anderes Wasser dahin fließt bleibt es doch die Elbe.


    Nein, nur die Benennung bleibt gleich - aus rein praktischen Gründen.

    Tychiades:

    Manche sitzen, wenn sie gehen. Ich gehe, wenn ich gehe. Ist auch so ein Spruch von Linji - könnte man als Koan verwenden.


    Jaja, aber im Zusammenhang meiner Äußerung dachte ich, ich hätte mich für Zen-Leute klar genug ausgedrückt: "nur sitzen" meinte: kein Gerede, auch keine Unterweisungen, keine Sutra-Rezitation, kein Samu, auch kein Duschen, oder was sonst noch so an anderen Tagen anliegen könnte. Ausnahme: Tenzo (zeitweilig mal was kochen) und Jikido (mal was läuten), und ja, Kinhin machen wir, und es gibt auch pro Tag 2x was zu essen.

    Morpho:

    Meditade everywhere anytime (mingyur rinpoche -auf youtube)


    Und das größte Rätsel ist, warum sich grad die Leute, die besonders freigiebig mit guten Ratschlägen sind, sich nicht zuerst selbst daran halten. Damit mein ich jetzt nicht den Rinpoche, sondern dich, everywhere anytime. Ich nenn sowas: Wasser predigen aber Wein saufen.

    Morpho:

    Der Hausmeister "sagt" wohl auch nix oder der Tenzo.


    Genau. Aber was fürn Hausmeister?


    Morpho:

    Na, das ergibt ja nen schönes Süppchen. Grosse Schweiger, woanners dann de jrosse Klappe. :) s ja auch schwierig mit so den methaphsyischen Aufgaben bei euch, kein Anfang, kein Ende, und soll man denn auch noch 1 bis 10 zählen, a la Sawaki. auweia ;) Von wegen Sawaki Style... pfff.


    Ich überseh jetzt mal diese Unverschämtheiten - aber tatsächlich ist es so, dass alles seine Zeit hat.

    Morpho:

    @ moos: Atmet man nur an einen bestimmten Ort gemeinsam ? Nein ? So ist jene Einladung zu verstehen.


    Prinzipiell atmet man an jedem Ort gemeinsam. Man kann aber nicht an jedem Ort zugleich sein.


    Zitat

    Was bedeutet denn (kritischer) Diskurs, Auseiandersetzung ? Ist da denn nicht auch ein Willensakt ( zu Erhöhen, denn auch zu Erniedrigen ? ) Ich finde schon.


    Mir ist völlig unnachvollziehbar, wieso da ein zwingender Zusammenhang besteht. Grundsätzlich gibt es natürlich diesen Aspekt des Diskurses, der sich allein an eigenen Interessen orientiert und quasi ein "Herrschaftsakt" ist - aber es gibt auch grundsätzlich den Aspekt des kommunikativen Handelns, der sich an gegenseitiger Verständigung orientiert. Was man davon wählt, ist genau der Willensakt, um den es geht.


    Zitat

    Schliess ich denn nicht auch "Teile des Lebens" aus, da wo ich "meine" Praxis, "meine" Community, und "meine" Linie idealisiere ?


    Sicher. Aber war davon die Rede?


    Zitat

    In Bezug auf das Erforderniss von 'Nicht-Denken' ....


    Tja, was ist "Nicht-Denken"? - Auf jeden Fall ja nicht "nicht denken" ^^


    Zitat

    Ps: "24 Stunden" hat auch ein Sesshin, man hat da alle Aspekte des von Leben und Praxis, egal wo oder mit wem.


    Bei uns wird während des Sesshins nicht geredet. Da wird nur gesessen.

    Morpho:

    Das AZI klärt auch nicht auf diese Weise oder überhaupt methodisch. Kannst dir ja mal ihre Publikationen anschauen,
    die Hefte der Sangha ohne Bleibe, Meine andere Linie auch nicht.
    Wir diskutieren nicht, analysieren nicht, betun uns nicht. Es ist da man auch eben kein Vihimsa vorhanden.


    Mal ganz abgesehen von den, wohl wegen ihrer vom dir in diesem Zusammenhang deutlichen Konnotation bewußt ausgewählten Verben (für mich, da du es unten erwähnst, nicht gerade "Ahimsa") - heißt das für mich, dass für dich einen Teil des Lebens einfach aus der Praxis ausgeschlossen wird. Dass das aber überhaupt nicht geht, merkt man sofort, wenn "Sangha" (im engeren Sinn) 24h ist und sich nicht auf Feierabend oder Wochenende oder Sesshin beschränkt. Was nicht heißt, dass man nicht auch anders drauf kommen könnte. Jetzt weißt du aber auch, wieso ich deine vorherige Einladung zwar dankend, aber doch erst mal ablehnen muß.
    Und nochmal: "Vihimsa" ist allein deine Assoziation und leider agierst du auch so nicht nur im Denken - siehe oben. Ich kann natürlich verstehen, wie du darauf kommst - aber mir ist die fremd, schon einfach aus beruflichen Gründen.

    Morpho:

    Die Sache ist doch, dass du meine beiden letzten Fragen wieder hast unbeantwortet gelassen ...


    Wüßte nicht wo - und falls, sollte es doch kein Problem sein, sie mir noch einmal zu stellen, oder kurz einen Hiweis zu geben, wo das denn war.


    Zitat

    und abweichend mit vermeintlichen, verschwiegenen Wissen glänzt.


    Also bitte :)


    Zitat

    Ich hab da bisher keinerlei Kommentar dazu gelesen und hab s auch nicht vor, weil ich mich nicht auf diese Weise in Koan spezialisiere.


    Du hast mir einen Koan angetragen, ich habe mit einem geantwortet - mir ist völlig unklar, was du jetzt da redest.


    Morpho:

    Klärung a la Zen geschieht niemals anhand der Auseinandersetzung mit...jemandem oder etwas


    Siehste, da weht bei dir kein Wind. Die Botschaft ist also doch irgendwie angekommen.
    Nimms mir nicht übel, wenn ich dir jetzt ganz klar sage, daß ich deine Ansicht, was da "ala Zen niemals ist", in keinster Weise teile. Vielleicht liegts aber auch einfach an dem Wort "Auseinandersetzung", dass bei dir mit der Assoziation "beweisen" eine spezielle Bedeutung hat. Bei mir gibts aber diese Assoziation nicht.

    Carneol:

    "Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen." (Aristoteles)


    Ich weiß schon worauf du hinauswillst.
    Aber auch hier gilt die Antwort, die ich grad Ellviral gegeben habe.
    Vllt hätte ich ich besser vorher die Quelle angeben sollen, aus der ich zitiert habe: "Genjokoan".
    Da gehts um ne Sache, die für Dōgen sehr typisch ist, hier aber eigentlich OT und nur auf den speziellen Beitrag von Morpho bezogen war.

    Ellviral:
    Moosgarten:


    Ich möchte keine Koans diskutieren - aber vielen Dank für deinen Beitrag.

    Na das ist aber merkwürdig, du scheißt da was rein und machst es dann heilig.


    Wie kommst Du darauf? Ich habe mit diesem Koan auf einen von Morpho reagiert.
    Es sollte eigentlich aus diesem Wortwechsel hervorgehen, was ich meinte. Falls nicht, hab ich halt Pech gehabt. Das ist schon alles.

    Ellviral:
    Moosgarten:


    Es geht einzig darum, daß der Wind keinen Ort und keine Zeit ausläßt. Er weht beim Zazen ebenso wie hier.

    Der Wind ist hier etwas metaphysisches. Der Meister mit seinem Fächer macht Wind wo nur Luft ist. Die Bewegung des Fächers erzeugt Luftströme genau da hin wo der Meister sie haben will. Da ist das Metaphysische des "Wind" weg, es ist nur noch Luft in Bewegung. Der Schüler verwendet "Wind" in metaphysischer Form ohne es zu merken.


    Soso

    Carneol:
    Ellviral:

    Bei dieser Schlussfolgerung solltest Du noch mal über den Koan Meditieren. Es geht um "Zwar weht der Wind.."


    Also die Gegebenheiten des Ortes verändern damit der Wind dort anders weht? Mit dem Fächer weht er sanfter an dieser Stelle?


    Es geht einzig darum, daß der Wind keinen Ort und keine Zeit ausläßt. Er weht beim Zazen ebenso wie hier.

    Ellviral:
    Moosgarten:


    Ich antworte mal mit einem anderen:


    Zwar weht der Wind am Ozean anders als in der Ebene oder im Wald - dennoch ist es der Wind. Diejenigen die glauben, ein Ort wäre davon ausgenommen, verfehlen den Weg - oder anders gesagt: schließen das Tor.

    Bei dieser Schlussfolgerung solltest Du noch mal über den Koan Meditieren. Es geht um "Zwar weht der Wind.."


    Wieso ich? Schließlich bezog sich meine Einlassung ganz konkret auf Morphos Beitrag.

    Morpho:
    Moosgarten:


    Das heißt ja wohl auch: Nicht der Klärung ausweichen.


    Die einzige Möglichkeit des Zusammen gehen s (parasamgate) siehst du in der Aufklärung deines Gegenübers?
    Ich hab ein Koan für dich:
    Weit öffnet sich das Tor der Einheit von Ursache und Wirkung; und der einzige Weg tut sich auf, gerade aus hin, kein zweiter, kein dritter.


    Ich antworte mal mit einem anderen:

    Zitat

    Als Zenmeister Hōtetsu vom Berg Mayoku einmal einen Fächer benutzte, trat ein Mönch vor und fragte: „Wind ist seinem Wesen nach beständig, und es gibt keinen Ort, den er nicht erreicht. Aus welchem Grund benutzt ihr also einen Fächer, Abt?“ Der Meister erwiderte: „Du weißt nur, dass das Wesen des Windes beständig ist, aber das Prinzip, dass er keinen Ort verfehlt, hast du noch nicht verstanden.“ Der Mönch fragte: „Was ist das Grundprinzip, nach dem es keinen Ort gibt, den er nicht erreicht?“ Da fächelte der Meister nur mit dem Fächer.


    Zwar weht der Wind am Ozean anders als in der Ebene oder im Wald - dennoch ist es der Wind. Diejenigen die glauben, ein Ort wäre davon ausgenommen, verfehlen den Weg - oder anders gesagt: schließen das Tor.

    Morpho:

    Der Wille ist auch nicht determiniert, insofern 'frei'.


    "Derterminiert sein" ist eben etwas völlig anderes als "bedingt sein" - deshalb ist man in dem Maße "bedingt frei" wie man nicht "bedingt unfrei" ist.


    Zitat

    Man könnte sagen, dass "meine Welt" und was mir da unangenehm und angenehm wahrnehmar erscheint, mein Vipaka ist


    Ja, kann man so sagen: wie sie dir erscheint.


    Zitat

    Ich finde, ab dem Punkt 'verstörts' dann nur noch, mach ich dann die Birne zu.


    Wenn was "verstört" heißt das nach meiner unmaßgeblichen Erfahrung, daß da was in jeder Hinsicht der Klärung bedarf und Wegschauen ist da bestimmt keine Lösung.

    Morpho:

    Na, im Kontaktsinne. Mit allen Menschen, die dir begegnen, -und umgekehrt, bestehen karmische Verbindung, vor allem aber mit denen du in der einen oder anderen Weise enger verbandelt bist.


    Wie soll das funktionieren?

    Morpho:

    Ja, das ist ja auch Karma,der sg. Referenzrahmen.


    In welchem Sinne?


    Morpho:

    Aber was ist es, was mag / nicht mag, das Eigenwilligkeit reproduziert ? Du kannst: der urteilende Geist sagen oder ein Zustand der Unbewusstheit, aber das sind nur Worte.


    Wenn Du das nicht sagen kannst, dann lass es einfach. Es ist ja auch nicht unbedingt notwenig es zu sagen.

    Morpho:

    Na, abgeschaut ist der nicht oder sagen wir, die Eigenwilligkeit(en) nicht.


    Die "Eigenwilligkeiten" kommen nur dadurch zu Stande, daß jeder in der Praxis in einen speziellen, begrenzten sozialen Referenzrahmen lebt (Eltern, Spielkameraden, Freunde, Bekannte.., später Arbeitskollegen usw) und innerhalb diesem dann auch unterschiedlich mit Bevorzugung oder Ablehnung reagiert.
    Das ändert aber am Prinzip nichts.