Wenn man das im Kontext liest, wird finde ich einiges klarer. Der Geist ist umfassend gemeint, nicht individuell. Innerhalb dieses Geistes halten individuelle Bewusstseinsströme sich selbst fälschlicherweise für ein Ich und die spontanen Erscheinungen für reale Objekte.
Im Mahamudra wird die Welt ja mit einem Bild verglichen, das man ins Wasser malt. Ist das Bild real? Es erscheint, es erzeugt Wellen im Wasser, die etwas anderes berühren könne - und doch ist es lediglich eine Art Trugbild, das sich umgehend wieder verflüchtigt.
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Ich finde an diesem Beispiel zeigt sich, dass man solche Belehrungen immer im Kontext betrachten muss. Denn scheinbar klare Aussagen werden oft durch den nächsten Satz wieder relativiert. So wie hier der Satz "so ist da kein Geist" die erste Zeile wieder ausbalanciert. Hättest Du dazu geschrieben "Geist ist leer von einer Selbstnatur" wäre eine Fehlinterpretation wesentlich unwahrscheinlicher.
Vielleicht ist das ein Grund, warum man solche Text für sich behalten sollte, wenn man kein tiefes Verständnis für dessen Struktur hat. Denn dann passiert genau sowas: man greift eine Zeile heraus und schon ensteht ein schiefes Bild. Also entweder genug posten, damit das nicht passiert, oder wirklich das Versprechen einhalten und dann eben gar nichts wiedergeben.