Beiträge von verrückter-narr im Thema „Sakya, Diamantweg und andere...Entscheidungshilfen, Unterschiede.“

    zu Ole Nydahl gibt es viele unterschiedliche und kontroverse Ansichten. Hier finden sich einige nutzliche Hintergrundinfos über die Person und Gruppe:

    Zitat

    Aus Äußerungen Nydahls[7] geht hervor, dass er sich von Anfang an als vom 16. Karmapa beauftragt betrachtet hat, in Mitteleuropa als Gründer und Leiter von Zentren und Aktivitäten der Karma-Kagyü-Linie aufzutreten, die in einer neuartigen Form des Laienbuddhismus geführt werden sollten. Wie mir von Leuten berichtet wurde, die in dieser Zeit schon mit der Kagyü-Linie in Verbindung standen, war es anfänglich jedoch nicht allgemein klar, dass Nydahl eine solche Rolle ausüben sollte. Es wurde vielfach davon ausgegangen, dass es sich um Meditationszentren handelte, in denen ein breites Spektrum von Lehrern der Kagyü-Linie unterrichten sollte, was faktisch ja auch so gehandhabt wurde. Nydahl selbst begann erst in den 1980er Jahren, den Titel eines „Lama“ zu führen. Es gab für die Praktizierenden der damaligen Zeit keinen Grund, sich als Nydahls Schüler zu betrachten. Nydahls Führungsanspruch traf zwangsläufig auch auf Widerstand. Seine dennoch starke Position in den mitteleuropäischen Kagyü-Zentren verdankte Nydahl wohl vor allem seiner starken persönlichen Aktivität und Präsenz vor Ort. Nach dem Fall des Ostblocks dehnte Nydahl seine Aktivitäten sehr frühzeitig auch noch auf Osteuropa und ganz Russland aus.


    Mit dem Konflikt um die Anerkennung des 17. Karmapa in Asien kam es auch zu einer Spaltung der mitteleuropäischen Kagyü-Anhängerschaft, vor allem, weil sich Tenga Rinpoche, der hier viele Schüler hatte, für Urgyen Trinley Dorje aussprach, während sich Nydahl wie Shamar Rinpoche und Lopön Tsechu Rinpoche für Trinley Thaye Dorje erklärte. Durch seinen entschlossenen persönlichen Einsatz konnte Nydahl erreichen, dass der Großteil der mitteleuropäischen Kagyü-Zentren unter die Schirmherrschaft Trinley Thaye Dorjes kam. Als rechtlicher Rahmen wurde der »Karma-Kagyü-Dachverband« (KKD) gegründet. Wohl auch aufgrund der Erfahrungen dieser Zeit verstärkte Nydahl seine Führungsposition in den Zentren. Man begann, die Aktivitäten tibetischer Lehrer einzuschränken. Während man vorher im traditionellen Stil der Pujas praktiziert hatte, entwickelte man nun aus inhaltlichen Elementen der traditionellen tibetischsprachigen von allen Praktizierenden gemeinsam gesungenen Pujas von einem Vorleser angeleitete geführte deutschsprachige Meditationen. Auch deswegen kam es nun zu Auseinandersetzungen innerhalb der unter der Schirmherrschaft Trinley Thaye Dorjes stehenden mitteleuropäischen Kagyü-Zentren. Mitte und Ende der 1990er Jahre kristallisierten sich Gruppen heraus, die im traditionellen Stil unter der Anleitung auch tibetischer Meister weiter praktizieren wollten. Diese lieferten sich mit den von Nydahl beherrschten Gruppierungen auch rechtliche Streitigkeiten, vor allem um Immobilien.


    http://www.texte-zum-buddhismu…uebertragungslinie.htm#u8



    Interessant ist auch, dass Anfang Juli 2010 auf der Webseite des Sharmapa, der eigentlich zu den Vertrauten von Ole Nydahl gehören sollte, eine kritische Darstellung über Ole Nydahl veröffentlicht wurde. Auf dessen Druck hin wurde diese Darstellung aber kurze Zeit später wieder von der Webseite entfernt. Ein Schüler Sharmapas, der Ole Nydahl noch aus alten Zeiten kennt, hat diese Stellungnahme aber der Nachwelt hinterlassen
    http://www.tilogaard.dk/englis…th_-_lama_ole_nydahl.html

    Generell gibt es beim tantrischen Buddhismus unterschiedliche Ebenen der Erklärung, die sich in äußere, innere, geheime und absolute Ebenen (oder Sichtweise) unterteilungen. Entsprechend gibt es dann auch zu den tantrischen Schriften unterschiedliche Ebenen der Erklärung, die natürlich auch immer von den Fähigkeiten des Verständnisses der Schüler abhängig sein sollte, da es ansonsten zu noch mehr Verwirrung kommen kann, anstatt dass sich diese auflöst. Zum Text des 3. Karmapa verhält es sich genauso. Eim Kommentar zur inneren und äußeren Ebene findet sich z.b. hier
    http://www.awakeningtosanity.d…C3%B6hra_2011_Tilmann.pdf
    https://s3-eu-west-1.amazonaws…Vortraege.Moehra.2011.pdf
    https://studybuddhism.com/web/…roup.html_1033487391.html
    Der Text findet sich hier
    http://www.awakeningtosanity.n…mapa_German_root_text.pdf
    https://studybuddhism.com/web/…efinitive_meaning_mm.html

    Longchenpa wird natürlich nicht der Gelugpa-Tradition zugerechnet, sondern der Nyinmapa-Tradition. Ausserdem lebte und wirkte er zu einer Zeit, als es die Gelugpa-Tradition noch gar nicht gab! Tsongkhapa beschäftigte sich zu seiner Zeit mit allen damals existierenden tibetisch-buddhistischen Traditionen, er erhielt vom 4. Karmapa die Laienordination schon mit 3 Jahren!, und beschäftigte sich hauptsächlich mit den Lehren der Drikung-Kagyü, Karma-Kagyü, Sakya und Nyinmapa-Tradition. Insofern wird er sich auch mit den Lehren von Longchenpa beschäftigt haben und praktizierte auch die Dzogchen-Meditation und Sichtweise, die auch in Gelugpa-Tradition gelehrt wird, aber nicht im Vordergrund steht, da man hierfür besondere Veranlagungen und Neigungen benötigt, die die meisten Menschen (besonders hier im Westen) nicht haben. Deshalb liegt der Hauptschwerpunkt in der Gelugpa-Tradition auf der Einhaltung des Vinaya und der Praxis von Mahamudra im Kontext der Sarma-Tradition, d.h. Unterteilung des Tantra in Kriya, Charya, Yoga und Anuttarayogatantra. Anuttarayogatantra der Sarma-Tradition lässt sich auch durchaus vergleichen mit dem Mahayoga und Anuyoga der Nyinmapa bzw. Terma-Traditon, aber nicht mit dem Atiyoga (Dzogchen, Mahasandhi), da dort von einer anderen Sichtweise ausgegangen wird.
    https://studybuddhism.com/web/…ogchen_meditation_01.html

    Zitat

    Aus Gründen rund um die Person des Ordensgründers habe ich entschieden, mich anders, neu zu orientieren.


    Dies finde ich sehr positiv. Leider haben wohl nicht alle in der Gruppe diese heilsame Einsichten.


    Zitat

    Gibt es überall die Grundübungen?


    In den meisten tibetisch-buddhistischen Gruppen werden die Grundübungen (Ngöndro) praktiziert, nur in Gruppen, die sich nur auf die Dzogchen-Übertragung beschränken, spielen sie keine Rolle, da die Grundübungen teils des buddhistischen Tantra sind. Sie bestehen meist aus 4 bzw 5 Übungen (je nach Unterteilung):
    1. Zufluchtnahme, Entwicklung von Bodhicitta
    2. Niederwerfungen die Verblendungen reinigen, die mit dem Körper in Verbindung stehen;
    3. Rezitation des Einhundert-Silben-Mantra von Vajrasattva die Verblendungen reinigt, die mit der Sprache in Verbindung stehen;
    4. Mandala-Opfer die Verblendungen reinigt, die mit dem Geist in Verbindung stehen; und
    5. Guru-Yoga die Verblendungen von Körper, Sprache und Geist reinigt.


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    Welche Gruppierung ist leicht zugänglich und trotzdem traditionell (rein)?


    Dies kann man wohl nicht generell sagen, da es sehr von den persönlichen Erfahrungen abhängig ist.


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    Bei Ole Nydahl scheint mir das Thema Phowa auch im Focus zu stehen-ist das typisch tibetisch?


    Jein. Eigentlich gehört die Phowa-Praxis zu den fortgeschrittenene Übungen und wird erst erfahrenen
    Praktizierenden gelehrt, z.B. in einem traditionallen 3 Jahresretreat. Ole Nydahl lehrt eine "abgespeckte" Version.


    Zitat

    Von Triratna kenne ich Zuflucht-Vorsätze auf Pali. das war jetzt bei Sayka wohl tibetisch?


    Dies hängt wohl sehr von der Gruppe ab, aber i.d.R. wird dort eher die tibetische Version benutzt. In den Gruppen gibt es meist hierzu auch Praxistexte mit deutscher Übersetzung.


    Zitat

    Hat der tibetische Buddhismus auch Pujas, und wie sehen die aus ?


    Ja, die Tibeter haben dies aus dem indischen Buddhismus übernommen. In den traditionellen Gruppen finden an bestimmten Tagen im Monat häufig auch hierzu Veranstaltungen statt, beim Diamantweg allerdings nicht.
    Rauchopferungs-Tag: jeweils am 3. des (tibetischen) Monats
    Medizin-Buddha Tag: jeweils am 8. des Monats*
    Mahakala-Tag: jeweils am 9. des Monats
    Guru Rinpoche Tag: jeweils am 10. des Monats (vgl. Liste) *
    Amitabha Buddha Tag: jeweils am 15. des Monats* (Vollmond)
    Achi Chökyi Dölma Tag: jeweils am 19. des Monats
    Dakini-Tag: jeweils am 25. des Monats, Gana-Puja
    Dharmapala-Tag: jeweils am 29. des Monats
    Shakyamuni Buddha Tag: jeweils am 30. des Monats* (Neumond)


    Zitat

    Es gibt Buddhas/Bottisatthvas, die mir viel bedeuten (Tara, Amithaba, Shakyamuni, Avalotikeshvara). Sind die als Rupa und in ihrer Bedeutung auch im Tibetischen wichtig oder tritt das hinter dem Lama eher zurück?


    Dies hängt sehr von der Gruppe ab. Zu den verschiedenen Buddhaformen gibt es unterschiedliche Praxistexte (saddhana), mit denen man sich nach einer Anleitung und entsprechender Einweihung beschäftigen kann. Im tibetischen Buddhismus gibt es z.B. 500 verschiedene Buddhaformen, die man als Meditationsobjekt nutzen kann.
    Im Diamantweg spielt Ole Nydahl eine überragendere Rolle und seine Aussagen werden häufiger wichtiger als die Buddhaworte in den Sutras und Tantras betrachtet, in den traditionellen Gruppen ist diese Form des Personenkultes nicht so ausgeprägt und man stützt sich mehr auf die traditionellen Sutras und Kommentare der indischen und tibetischen Übersetzer.