Morpho:
@ moos:
du schreibst grad so, als ob ein verlangen nach sex oder sexuelle aktivität ein notwendiger grundbedarf wäre. nun weiss doch jeder, dass da nachher wie vorher ist und lediglich eine gewohnheit und neigung angelegt wird.
dass "nachher wie vorher ist" wäre mir neu und und würde ja auch paticcasamuppada widersprechen. Mir ist schon klar, daß auch bei diesem Thema hier jeder vor allem seine persönlichen Erfahrungen reflektiert und dass es schon von daher wahrscheinlich unüberbrückbare Verständigungsprobleme gibt. Mich erstaunt aber schon, wenn hier von menschlicher Sexualität als sich erschöpfend im Fortpflanzungstrieb (Sunu) oder in Kompensation (Du) geredet wird. Ich habe da andere persönliche Erfahrungen und auch eine andere professionelle Meinung (als Biologe).
Sexualität ist beim Menschen (aber auch schon bei seinen nähere tierischen Vettern) nicht zuletzt ein soziales Phänomen, beim Menschen auch noch unterschiedlich (räumlich-zeitlich speziell) kulturell geprägt. Sexualität ist - wie jedes andere Verhalten den Menschen - soziale Interaktion. Es ist damit, und das ist für mich der persönlich relevante Aspekt, eine spezifische Art von intimer Kommunikation - eine Freundin hat dafür den schönen Begriff "körpern" geprägt. Natürlich kann dies auch in pervertierten Formen erscheinen, nämlich als völlig ungefiltertes physisches Ausleben von Besitz- und Dominanzansprüchen - womit wir jetzt auch endlich, auch bei den milderen Formen davon, bei dem Punkt sind, der hier relevant ist: "Ich und Mein". Wo das fehlt gibts auch nichts zu bereuen oder aufzugeben. Und komischerweise gibts gerade hier nicht so selten die Gelegenheit zu nicht nur intellektuell sondern besonders nachdrücklich, intuitiv körperlich zu begreifen, was Auf- und Hingabe, Zuwendung, Teilen und Gemeinsamkeit bedeutet.
Wohlgemerkt: die Gelegenheit - die kann man natürlich auch verpassen.
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ein freier mensch folgt nicht will-will-nicht-tanha, ergreift nicht sich verwurstelnd in begehren und abneigung. aber wir sind noch nicht so frei, dem kann man rechmung tragen und sei es durch ermahnung.
das verlangen nach sex verlangt eben nach sex, ...
Irrelevant, es ist dabei entweder das Verlangen nach "Ich und Mein", also nach Besitz, oder grad das Gegenteil. Darin unterscheidet sich "Sex" kein bissel von anderen menschlichen Äußerungen, und darin besteht auch die Wahl - die man natürlich nur bedingt frei treffen kann, eben auf der Basis vorheriger Erfahrungen.
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das beginnt in der vorstellung, im bewusstsein darum, das ist zusammengesetzt, erzeugt, ein zustand, also wurde "ergriffen": gefühl und gedanke. aber man kann das ja auch lassen.
Ja, es geht um die Vorstellungen die sich mit "Sex" verbinden - und die sind eben kaum so grobschlächtig eindimensional, wie hier suggeriert wird (z.B. "sind doch nur kompensation") sondern offenbar völlig verschieden. Entsprechend unterschiedlich ist dann auch das Enttäuschungspotential, der Leidensdruck, nicht zuletzt dann auch die daraus resultierende religöse Praxis.
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sagst du doch. und das ist doch chan: "loslassen, loslassen, loslassen". dann ergibt sich auch die "erkenntnis", was da tatsächlich die grundbedürfnisse sind. das wesentliche dürfte befriedung sein.
Das "Wesentliche" am Menschen ist, daß er nicht aus sich selbst heraus ist - daraus ergibt sich das essentielle Grundbedürfnis nach Gemeinsamkeit und Teilen in den verschiedensten Ausprägungen - eben auch nach sich anvertrauender körperlicher Nähe. Das auszusparen bedeutet einfach nur eines: Ablehnung. Auch nur eine Form von Ich-Wahn: Das bekomme ich ganz allein hin.
Loslassen bedeutet - lies es bei Dogen im Zuimonki-Kontext nach - etwa sinngemäß dies: Wenn es guten Reis gibt, essen wir den, wenn nicht, dann eben nicht, ist dann auch in Ordnung. Ich weiß inzwischen wie guter Reis schmeckt, also gibts da für mich auch kein Problem mehr, wenn es grad keinen gibt.