Beiträge von mukti im Thema „Kultur der Kommunikation“

    Monikadie4.:

    Im übrigen, wenn ich merke, dass da jemand ständig wiederkäut und offenbar nicht richtig die Beiträge liest oder aus der Hüfte auf Spatzen schießt, sage ich "Vielen Dank und Tschüß" und steige aus dem Thread aus.
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    Da gibt es so einen Unterschied zwischen lustigem Geplänkel und agressiver Auseinandersetzung. Wenn das Erste in das Zweite zu kippen droht, steige ich auch lieber aus, das lohnt sich nicht.

    Monikadie4.:


    Und immer wieder hinschauen: Was macht das mit mir? Warum werde ich wütend, wenn jemand nicht nach meiner Pfeife tanzt oder warum freue ich mich darüber, wenn jemand mir zustimmt. Das eigene Gefühlsleben ist ein wunderbares Achtsamkeitsfeld.
    _()_


    Ja, innehalten und beobachten: was steigen da für Emotionen in mir auf und warum? Und wenn eine Ungerechtigkeit zugrunde liegt: urteile ich selber immer perfekt gerecht? Und inwieweit bin ich in der Lage Gleichmut zu bewahren und über Fehlverhalten anderer großzügig hinwegzusehen?
    Oft kann in einer Kritik, sei sie auch noch so unfreundlich vorgebracht, zumindest ein Körnchen Wahrheit enthalten sein, das man sich möglicherweise nicht eingestehen will.
    Jede Menge Möglichkeiten Achtsamkeit zu üben.

    Bakram:

    Nur mal so am Rande meine Gedanen zu diesem Thread:



    Besser nicht auf alles antworten und selber keine Antwort erwarten :)


    Guter Gedanke. Vielleicht noch dazu: Mit jeder Art Antwort rechnen.

    Varadinno:

    ...Das Experiment "Buddhaland "ist für mich damit beendet. Es war eine sehr einsichtsvolle Übung. Dafür bedanke ich mich.
    Wie gesagt: "the days and nights are relentlessly passing. How well am I spending my time. This should be reflected upon again and again... ". Da ziehe ich das Dasein als "Nashorn" bei weitem vor. Wer könnte es mir auch verübeln.
    "Ich streite nicht mit der Welt, ihr Mönche, sondern die Welt streitet mit mir." - der Buddha.


    Wenn man in der Lage ist sachlich und freundlich etwas zum Weg der Befreiung beizutragen hat man einen guten Grund das auch zu tun. Der Buddha könnte nebst seiner Friedfertigkeit auch darin ein Vorbild sein dass er das unermüdlich getan hat. Aber wir sind noch Übende und lernen durch eigene und andere Beiträge selber was dazu. Was ein weiterer Grund sein kann das "Experiment Buddhaland" fortzuführen.


    Ein "Nashorn" vedient allerdings hohen Respekt:


    Zitat

    Ja wahrlich, preisen wollen wir das Glück der Freundschaft
    Die besser oder gleich, solch Freunde soll man wählen.
    Kann solche man nicht finden, tadelfrei dann lebend,
    Allein mag wandern man, dem Nashorn gleich.


    Sutta Nipata 1.3.


    Wie auch immer, ich habe durch dich was dazugelernt, danke.

    Morpho:

    Weils sich doch hier um 'rechte Rede' dreht.
    Die ist zuerst mal ne wahrhaftige - keine 'falsche', unredliche. Schönschreiberei sagt da gar nix.


    Wahrhaftig und schön zugleich schreiben geht auch, bevor aus einem wahrhaften Austausch ein wehrhafter wird. Durch das achtsame Abwägen und Auswählen von Worten kann statt Streit und Zerwürfnis eine friedliche und inspirierende Diskussion entstehen. Ein Forum bietet einen gut geeigneten Raum um diese Kunst zu lernen. :)

    Sudhana:


    Ich denke, was unsere Intention, als Buddhisten in einem buddhistischen Forum zu diskutieren angeht, ist die Antwort naheliegend. Wir sollten uns zumindest bemühen, hier im virtuellen Raum so als Sangha zu agieren, wie wir dies im realen Raum eines Vihāra tun oder tun würden (oder zumindest tun sollten).


    Das würde allerdings voraussetzen dass sich hier nur Buddhisten einbringen die an einer virtuellen Sangha teilnehmen wollen. Da stellt sich die Frage, ob das in der Absicht der Forumsbetreiber liegt. Der Gründer hat das unter "Mitteilungen - Forumsregeln & Hinweise zum Umgang im Forum" nicht eindeutig abgegerenzt:


    Zitat

    Dieses Forum ist offen für alle buddhistischen Schulen und auch für Menschen, die sich keiner besonderen Schule verbunden fühlen. Wir üben Respekt und Toleranz im Umgang mit Vertretern anderer Schulen im Bewusstsein, dass es unterschiedliche Formen und Lesarten des Buddha-Dharma gibt, vom denen keine einen Anspruch auf absolute Gültigkeit und Deutungshoheit erheben kann.


    Da ist nicht ersichtlich ob mit "Menschen, die sich keiner besonderen Schule verbunden fühlen" auch solche gemeint sind, die sich selber überhaupt nicht als Buddhisten verstehen. Einen Platz im Forum erhält jedenfalls erfahrungsgemäß auch jemand, der sich ausdrücklich nicht als Buddhist bezeichnet, sogar tradierten Buddhismus jedweder Form offen ablehnt. Wobei die Moderation gewöhnlich nur bei Angriffen und Beleidigungen einschreitet. Aber auch "offen für alle buddhistischen Schulen" sagt nichts aus über die Art und Weise wie sich jemand mit einer bestimmten Schule verbunden fühlt, etwa ob er Zuflucht zu den drei Juwelen genommen hat oder inwieweit er die gewählte Richtung praktiziert, oder ob er sich nur an schriftlicher Überlieferung orientiert ohne einer Tradition zu folgen.


    Dein gutgemeinter Vorschlag - "Wir sollten uns zumindest bemühen, hier im virtuellen Raum so als Sangha zu agieren, wie wir dies im realen Raum eines Vihāra tun oder tun würden (oder zumindest tun sollten)" - betrifft also nicht alle Teilnehmer, vielleicht nur eine Minderheit. Soll er das gesamte Forum betreffen, wäre dazu eine in diesem Sinne deutliche Eingrenzung seitens der Betreiber nötig, was einen eheblichen Mitgliederschwund nach sich ziehen würde.


    Soweit ich das sehe bleibt also nur die Wahl zwischen Gesundschrumpfen und buntem Allerlei mit starker Fluktuation. Persönlich neige ich zu Letzterem und sehe daher die Priorität weniger in der Intention, sondern mehr auf dem Benehmen der Teilnehmer innerhalb eines weit gesteckten Rahmens über den Buddhimus. Nachdem sich in besagten "Forumsregeln & Hinweise zum Umgang im Forum" nur die wenigen zitierten Zeilen zur Intention des Gründers finden, während die Benimmregeln einen weit größeren Raum einnehmen, sowie aufgrund der traditionellen Offenheit im Forum glaube ich da richtig zu liegen.


    Abgesehen vom Reiz spannender Auseinandersetzungen, interessanter Ansichten und starker Beteiligung hält mich in diesem Forum besonders die Tatsache, dass immer wieder Beiträge auf hohem spirituellen und sprachlichen Niveau auftauchen! Gelegentlich lese ich in Foren die einer virtuellen Sangha näher kommen, dort zu schreiben verbietet sich, weil ich auch im praktischen Leben nicht einer solchen angehöre. Also Buddhaland würde schon für mich und solche in ähnlicher Situation passen - wenn man sich hier nur ein wenig besser benehmen könnte.

    Varadinno:


    Was Mahatma Gandhi angeht: "Mohandas Karamchand Gandhi (Gujarati: મોહનદાસ કરમચંદ ગાંધી, Hindi मोहनदास करमचंद गांधी Mohandās Karamchand Gāndhī; genannt Mahatma Gandhi; * 2. Oktober 1869 in Porbandar, Gujarat; † 30. Januar 1948 in Neu-Delhi, Delhi) war ein indischer Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer, Revolutionär, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist." https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mohandas_Karamchand_Gandhi (Hervorhebung durch mich)
    Also Gandhi hat m. E. definitiv nicht geschwiegen. Und auch de facto den Status quo nicht hingenommen.


    Hab' die Haltung des passiven Widerstandes gemeint anstatt des Kampfes bzw. das nicht-Kooperieren: Wir brauchen nichts von euch und ziehen unsere Quellen vor.

    Varadinno:

    mukti: danke für deinen Beitrag. Ich weiß, dass es schwierig ist. Für mich geht es darum: will ich Teil von so etwas sein? Will ich zu manchen Beiträgen lieber schweigen, obwohl sie m. E. gefährlich sind? Wie gesagt: Gleichmut ist nicht Gleichgültigkeit. "Mut" ist darin enthalten. Den vermisse ich hier manchmal. Aber ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass meine Bemühungen fruchtlos sind. Damit kann ich leben. Was hier jeder beiträgt, dafür muss letztendlich jeder die Verantwortung übernehmen. Schweigen bedeutet Zustimmung. Und zu was dieses Schweigen u.a. in Deutschland schon geführt hat, das weiß wohl jeder hier. Aber Anonymität erleichtert und unterstützt in meiner Erfahrung leider auch Feigheit.


    Schweigen bedeutet nicht in jedem Fall Zustimmung, man hält sich auch raus aus etwas das man nicht sinnvoll findet und auch ohnehin nicht nachhaltig ändern kann. Ansonsten könnte man sich ja als Moderator bewerben. Mut liegt denke ich darin die für richtig befundene Linie trotz allem Gegenwind zu verfolgen, sowie das Unrichtige in sich selber, und nicht bei anderen zu bekämpfen. Man kann Gandhi den Verweigerer zum Vorbild haben oder Chandra Bose den Bekämpfer. Das ist jedenfalls seit einiger Zeit meine Einstellung dazu.


    Aber gut dass Gesprächskultur im Forum thematisiert wird - in einem Medium das hauptsächlich nur Worte transportiert, weshalb man sich da gut in rechter Rede üben kann. Dazu ist wohl wieder mal das passende Zitat angebracht:


    Zitat


    [Lauterkeit vierfach in Worten]


    Da, Cunda, meidet einer die Lüge, enthält sich vom Lügen. Befindet er sich in einer Gemeindeversammlung, in einer (anderen) Zusammenkunft, unter Verwandten, in der Gilde, oder wird er vor Gericht geladen und als Zeuge befragt: 'Komm, lieber Mann, sage aus, was du weißt!', so sagt er, wenn er nichts weiß: 'Ich weiß es nicht', und wenn er etwas weiß: 'Ich weiß es'. Wenn er nichts gesehen hat, sagt er 'Ich habe nichts gesehen', und wenn er etwas gesehen hat: 'Ich habe es gesehen'. So spricht er weder um seinetwillen, noch um anderer willen, noch um irgendeines weltlichen Vorteils willen eine bewußte Lüge.
    Er meidet die Zwischenträgerei, enthält sich der Zwischenträgerei. Was er hier gehört hat, erzählt er dort nicht wieder, um diese zu entzweien; und was er dort gehört hat, erzählt er hier nicht wieder, um jene zu entzweien. So einigt er die Entzweiten, festigt die Verbundenen, Eintracht liebt er, an Eintracht findet er Freude und Gefallen; und Eintracht fördernde Worte spricht er.
    Er meidet rohe Rede, von rohen Worten steht er ab; milde Worte, die dem Ohre angenehm sind, liebreich, zu Herzen gehend, höflich, viele beglückend und erfreuend, solche Worte spricht er.
    Er meidet törichtes Geschwätz, von törichtem Geschwätz steht er ab; er redet zur rechten Zeit, sachlich, zweckdienlich, im Sinne der Lehre und Zucht; führt Reden, die wertvoll sind, angebracht, gebildet, angemessen und sinnreich. (A.X.206)

    Hallo,


    Varadinno:

    Es geht mir wie gesagt nicht um Konsens oder vollkommene Harmonie. Aber wenn jemand hier Traditionen verunglimpft, dann ist das m. E. nicht in Ordnung. Das zu ignorieren stärkt m. M. n. die Position der "Trolle". Da sind ALLE vernünftigen und gemäßigten Leute hier gefordert. Weil es letztendlich auch auf sie und ihre Tradition zurückfallen kann - je nachdem, welcher Richtung sich der "Troll" selbst zurechnet. Das erfordert Einsatz. Aber wenn ich die Rückmeldung von einigen m. E. sehr vernünftigen Teilnehmern erhalte, dass sie eigentlich "aufgegeben" haben, sich gegen solche Unarten zu wehren, dann macht mich das sehr nachdenklich.


    Andererseits können "Trolle" ihre Absicht, Streit und Unfrieden zu stiften, erst durchsetzen wenn auf ihre Provokationen eingegangen wird. Einsicht ist in diesem Fall nicht zu erwarten und wenn man nicht gerne streitet gibt man eventuell ein kurzes Statement ab und wartet bis die Sache soweit eskaliert dass sie von der Moderation gesperrt werden (don't feed the Trolls).
    Aber das ist relativ selten, häufiger ist ein endloses hin und her Wälzen von verschiedenen Ansichten und Lehrmeinungen. Daran beteilige ich mich nur mehr wenn es ein gleichberechtigter, nicht unhöflicher, sachlicher Austausch ist, man kann von anderen Sichtweisen oft was lernen, und sei es nur Toleranz und Offenheit.
    Was mir auch zunehmend auffällt ist, dass ich nicht im Besitz einer Wahrheit bin die es zu verteidigen gäbe und auch keine Tradition beschützen muss, will oder kann. Was mir richtig erscheint verfolge ich um der Befreiung willen und möglichst nicht aus Selbstbestätigung, die dann zu komischen gegenseitigen Schulmeistern führt.
    Mir scheint auch unrechter Rede lässt sich am Besten mit rechter Rede begegnen, ändert sich die unrechte Rede nicht, mit Schweigen.