Beiträge von void im Thema „Säkularer Buddhismus“

    fotost:
    void:

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    Die Ironie wäre dann ja dass ein "ich praktiziere damit mein Leben gedeiht" sehr viel näher bei abergeläubischen religiösen Vorstellungen ("Ich opfere damit meine Herde gedeiht") ist.


    Weshalb praktizierst Du? 8)


    Das ist eine gemeine Frage. :silent:


    Insgesamt ist es wohl so, dass meine Motivation auch eher so durchmischt sind.


    Aber gerade deswegen ist es mir wichtig, dass Dharma da in eine Richtung geht, die über meine zugegebenermasse oft egoistischen Motivationen hinausgeht.


    "Verlöschen von Ich und mein" ist doch die Gegenlogik zu "mein Hund, meine Partnerschaft, mein Beruf, mein Leben gedeiht".

    Zitat

    „Jenseits des Buddhismus“ wirft einen Blick auf die Zeit vor dem Buddhismus, der Zeit des Buddha, bevor seine Lehre zu einer Religion, einem -ismus wurde. Stephen Batchelor entwickelt die Vision eines säkularen Buddhismus, der uns eine undogmatische, praktische und ethische Orientierung für ein gedeihendes Leben in dieser Welt vermittelt.


    Der Buddhismus hatte ja gerade am Anfang eine starke "weltverneinende" Ausrichtung. Im Gegensatz zum Christentum, wo der weltverneinende Impuls stark mit so einer Stossrichtung "von der Materie zum Geist" verbunden ist, ist das ja im Buddhismus nicht so. Da geht man ja gegen Samsara ohne dass man dadurch vom Realen unbedingt zum Metaphysischen schwenkt.


    "Gedeihendes Leben" klingt jetzt so, als will man nicht nur Tranzendenz, Überinnliches und Metaphysisches aufgeben, sondern auch so die Opposition gegenüber Samsara. Ist das so gemeint?


    Die Ironie wäre dann ja dass ein "ich praktiziere damit mein Leben gedeiht" sehr viel näher bei abergeläubischen religiösen Vorstellungen ("Ich opfere damit meine Herde gedeiht") ist.

    Auf der Seite von Stephen Batchelor heisst es,


      We are pleased to let you know that Bodhi College, a project Stephen has been developing with Christina Feldman, John Peacock and Akincano Weber over the past couple of years is now up and running. Launched in 2016, the college offers a range of longer and shorter courses focused on the study and practice


    In diesem Bodhi College führt man Batchelor als ein "Core Teacher" und bekennt sich explitit zu einem Frühbuddhismus:


      Our inspiration stems from a Dharma as found in the early strata of Buddhist texts.


    Im Mission Statement heisst es:


      Bodhi College offers an ethical and philosophical framework for those practising meditation and the Dharma in today’s world by drawing on the early teachings of the Buddha before they became codified into the doctrines of the different Buddhist traditions.


      The College is non-sectarian and unaligned with any Buddhist orthodoxy or particular school. While making use of modern critical scholarship, our goals are not academic. We offer a contemplative education that inspires students to realize the values of the Dharma in the context of this secular age and culture.


    Interessant ist, dass da die Gattin Martine Batchelor nicht als Lehrerin aufscheint. Sie hat ja als ehemalige Zen Nonne da villeicht einen anderen Zugang.

    Tsu Mie:

    - Ist der Frühbuddhismus im Vergleich zu den nachfolgenden Abwandlungen der Traditionen eher als "säkular" zu bezeichnen?
    Genauer: ist der Frühbuddhismus seinem Wesen nach "säkular"?
    - Ergibt sich der Eindruck "da wurde etwas weggelassen" einfach aus der Tatsache, dass es sich ausschließlich um den Frühbuddhismus handelt, der ohne das Hinzugefügte der anderen Traditionen auskommt?


    Eine Sache ist die, das "Sakrale" häufig dazu dienen die Gesellschaft zu strukturieren und auf gemeinsam Verehrungswürdiges zu verpflichten. Das ist ja der Grund dafür dass viele religiöse Praktiken ihr Spielgebild in Praktiken haben, die man Herrschern gegenüber pflegt: Niederwerfungen, Bittgesuche, Verherrlichung der Ruhemstaten. Die Gottheit wie der König sind kollektive Symbole für das "grosse und Ganze" der Gesellschaft.


    Die erste grosse Annäherung zwischen Buddhismus und welticher Macht gab es unter König Asoka. Der König protegierte den Buddhismus und dieser wurde für ihn ein Weg die Herrschaft zu festigen und inneren Frieden zu betonen. Für den Buddhismus bedeutete diese neue Aufgabe, dass er nicht mehr ein "weltfremder" Ort der Hauslosigkeit jeneseits der Gesellschaft war, sondern im Gegenteil sehr eng mit dem verbunden gedacht wurde, was die Gesellschaft zusammenhielt. Die Mönche wurden von Gesellschaft und König ernähert, und lieferten dafür Halt, Frieden, Mitgefühl. Ich glaube dass diese weltzugewandte Vision den Buddhismus sehr veränderte hat.



    Ich habe mit dem Begriff "säkular" grosse Probleme. Eben weil ja das"Sakrale" immereng mit gesellschaftlicher Macht und ihrer Fundierung verbunden ist. Je machtnäher man ist, desto mehr muss man seinen eignen Heiligenschein polieren und wltlichen Herrschern welche verkaufen. Das druchzieht die ganze Geschichte des Buddhismus. Auch im Zen gab es ja Episoden wie die, wo Bodhidharma den Kaiser von China lakonisch mit "Offene Weite - nichts von heilig." konfrontiert. Aber auch Zeiten, wo Zen und Macht eng verbunden war, und man den Herrschenden half, durch einen erlesen Stil zu glänzen.


    Von daher denke, ich der Buddhismus sollte sich von der "glänzenden Macht" fernhalten.Die eignetliche Aufgabe des Buddhismus, also die Befreiung Gier, Hass und Verblendung ist ebenso zeitlos wie diese Verblendungen und kommt ohne Macht-Fetische aus. Während es ja gerade das weltliche / gesellschaftliche ist, das überweltlich, Sakral-entrücktes produziert: Das fängt bei den antiken Göttern an und zieht sich dann über totalitäre Propgandaposter hin zur kapitalistischen Produktwerbung.


    Der Gegensatz "säkular-religiös" verschleiert das, weil er auf der einen Seite { Spiritualität und Gottheiten} büdelt und ihnen {weltliche Macht und das Profane} gegenüberstellt. Ich würde aber {Spiritualität und Profanes} zu einer grossen Koalition der Wirklichkeit bündeln und dieses den nMachtfetischen { weltliche Macht, Gottheiten } gegenüberstellen.

    Tsu Mie:

    Das solltest du wirklich bald tun, denn der Verlag hat für Mai 2017 ein neues Buch von Stephen Batchelor angekündigt: ;)


    Es ist die deutsche Übersetzung des Buches "After Buddhism: Rethinking the Dharma for a Secular Age." von 2015. Zum Original gab es Rezensionen.

    Waldler:

    Ich habe jetzt die "Bekenntnisse eines ungläubigen Buddhisten" zu lesen begonnen (ca. ein Drittel) und bin enttäuscht. Vir allem finde ich es bedenklich, wenn er schreibt, dass er (damals noch tibetisch orientierter Buddhist) nicht nur nicht widersprochen hat, als seine Mitmönche behaupteten, das "Wunder" eines Lamas erlebt zu haben (plötzliche Unterbrechung des Regens wegen des Lamas), und er das nicht gesehen hatte. Nein, er behauptete sogar selbst, dieses Wunder erlebt zu haben, obwohl es definitiiv die Unwahrheit war und er sich dessen auch bewusst war. Das macht mir die ganze Sache doch sehr suspekt. Aber ich lese es zuende...


    Von Stephen Batchelor finde ich sein erstes Buch "Mit anderen allein" gut, wo er eine exitentialistische Annhäerung an den Buddhismus versucht.


    Während ja das Genre der Autobiographie sehr dazu verführt, um die eigenen Befindlichkeiten zu kreisen. Ich fand das Buch wirklich sehr schlecht und musste mich vorwärtsqualen.