Beiträge von mogun im Thema „Säkularer Buddhismus“

    Tychiades:

    Ich frag' mich natürlicgh, weshalb der Batchelor sich das Floss und nicht die Schlange als Beispiel vorgenommen hat? Wo doch die Lehrrede schon im Titel die Schlange enthält. Aber ja - er meint man könne mit dem Bösen leben. In einer Schlangengrube.
    Ach nee, wie süß - er ist ja selbst eine Schlange - nach chinesischem Kanon. Ich schmeiß mich weg.


    Woher weißt Du, dass er die Schlange nicht längst gefangen hat? Im Endeffekt kann das doch nur die Schlange wissen, oder? Bist Du denn die Schlange? (:

    Tychiades:

    Das ist ja ein Trend hin zur leichten Sprache.
    Buddhismus für Leichtgläubige, eben.


    So ganz ohne Polemik geht es bei Dir nicht, oder? Gegen dunkle und konfrontative Gemütszustände sollen auch die Sonne und der Gesang der Vögel helfen. Ich geh nun ins Freie. Schießt Du Dich mir an?

    Tychiades:

    Aber wenn du ihn weiterhin gut fütterst und seine Predigten hörst .... dann spielt er für dich eine Rolle.


    Danke für die Warnung. Aber keine Sorge - es steht keine Figur von ihm neben meinem Bett und ich weiß noch nicht einmal, ob ich ihn einmal treffen möchte. Aber er spricht eine Sprache, die ich verstehe.


    Inspirierend und mehr relevant für meine Praxis finde ich Podcasts von amerikanischen Zen-Lehrern wie Norman Fisher, Beate Stolte, Joshin Byrnes, Joan Halifax usw. Die Links, Du mir einem anderen Thread genannt hast, fand ich interessant, aber ich höre sie nicht mehr.

    Tychiades:

    LOL.


    Batchelor als Floßbauer - Hauptsache es schwimmt.


    Ein Floßbauer ist ein ehrbarer Beruf - bei Bücherschreibern bin ich mir da nie so sicher. Aber wenn man sich Stepehen Batchelor genau betrachtet, fehlen ihm die 32 Merkmale eines großen Mannes und vermutlich auch 80 kleineren Merkmale. Ebenso wie Buddha verließ er seine Familie für eine spirituelle Suche, aber er ist noch nicht mal aus der Rippe seiner Mutter geboren. Ebenso erzählt er weder was von Dialogen mit Brahma. Ob das noch was mit ihm werden kann? :)(::)

    mukti:

    Das bestätigt meinen Eindruck, mir ist das viel zu kopflastig was er schreibt. Eine Verstümmelung der Buddhalehre durch den Filter eines "aufgeklärten" Kopfes des 21. Jh. passiert. Ähm, das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.


    Richtig, es ist keine Lyrik wie z.B. Zen-Gedichte. Der generelle Vorwurf der Kopflastigkeit sollte aber belegt werden - ich kann das nicht bestätigen anhand des Inhalts und Zeiten in seinen Retreats, zumindest derjenigen, die ich nachvollziehen konnte per Podcast.


    Was mich immer verwundert, ist, wie polarisierend Stephen Batchelor ist. Mir scheint es so zu sein, dass alle (auch ich) sich gedrängt sehen, Stellung zu beziehen. Aber vor einem Urteil sollte man die Intention von Stephen Batchelor kennen, also lasse ich ihn zu Worte kommen:



    Auf den Punkt gebracht: Es gibt eben Menschen, die mit Konzepten wie "Reinkarnation", "Deva", "Naga" usw. usf. nichts mehr anfangen können, aber dennoch dem Leiden dieser Welt unterworfen sind und einen Pfad suchen, der ihnen hilft. Das sollten man einfach als Fakt wahrnehmen, bevor man mutmaßt oder gar unterstellt.


    Persönlich glaube ich, dass wir alle denselben Pfad gehen, aber keiner identisch ist. Das galt in der Vergangenheit und gilt in der Zukunft. Und auch, wenn der Pfad zu jeder Zeit existiert, war auch zu keiner Zeit immer gleich. Wir sind das Problem, weil wir ihn mit Begriffen und Konzepten wie "Buddhismus" labeln wollen.

    Tychiades:

    Wir haben also 6 Jahre Erfahrung im tibetischen B. und 4 Jahre im Zen-B. Danach lebte Batchelor von diesen Jahren. Das wäre ungefähr so, wie wenn ich laufend über meine Erfahrungen als Student schreiben würde.


    Das Konzept der Zahl scheint Dir sehr wichtig zu sein. Wie viele Jahre dürfen/müssen/sollten es denn sein? Als Mönch? Als Laie?


    Tychiades:

    Er ist - meiner Ansicht nach - nur ein Geschichtenerzähler - und das ist mir zu aufwändig, denn ich kann mir Geschichten auch selbst erzählen. Das mache ich auf einer Arschbacke.


    Wenn Deine Geschichten Dir helfen, ist es gut. Wenn sie anderen helfen, ist es besser. Mir helfen eben die Geschichten von Stephen Batchelor sehr.


    Ich höre genrell sehr viele Dharma-Talks unterschiedlicher Richtungen und Lehrer. Stell doch Deine online, dann höre ich auch rein.

    Tychiades:

    Herr Batchelor macht es sich das ganz einfach: er nimmt einen Begriff, ein Etikett und schon ist alles klar. Es gibt tibetischen B. , es gibt Zen-B. und es gibt säkularen B. Es gibt Früh-B. und wahrscheinlich auch Spät-B. und es gibt westlichen B.


    Stimmt nicht. Herr Batchelor praktizierte Jahre als Mönch in der Gelug-Schule (in Indien und Europa), dann ging er nach Korea und praktizierte Hwadus mit Seon-Meistern usw. Er beschreibt in seiner Biographie sehr genau, was jede einzelne Schule ihm für Einsichten vermittelt hat und übt auch in seinen Retreats Methoden unterschiedlicher Richtungen, die er für sehr hilfreich hält. In seinem Buch "Confession of a Buddhist Atheist" beschreibt er aber auch sehr genau, warum es ihm in Innersten nicht gelungen ist, in einer Schule Fuß zu fassen und zu bleiben. Da geht es um intellektuelle Redlichkeit (z.B. beschreibt er eine Szene, wo sich die Mönche um ihn herum etwas in die Tasche lügen um Legenden zu erschaffen, an die sie glauben wollen), er beschreibt seine Probleme mit dem Zölibat, kulturelle Unterschiede usw. Wenn ich dem Buch Glauben schenken darf, hat es sich Stephen Batchelor nie leicht gemacht, auch nicht mit dem Abschied von einer Schule: Er zog weiter auf der Suche, was mit ihm und seinen existenziellen Fragen und Nöten in Resonanz tritt. Und es geht ihm nie um Begriffe sondern immer um Dharma und Erfahrungen, die er als Mönch gemacht hat. Und da stellte er neben den oben beschrieben Dingen, die eine Entfremdung zur jeweiligen Schule darstellte, auch fest, dass sein Denken geprägt ist von Dingen, die es vor 2500 Jahren nicht gab, die aber in der damaligen Zeit als selbstverständlich galten und das Dharma prägten. Aber er erklärt in den Dharmatalks immer wieder und wieder, dass dies kein Problem von Begrifflichkeiten ist.


    Den einzigen Begriff, den er prägen will, ist der säkulare Buddhismus. Aber auch hier ist der Ausgangspunkt seine Erfahrung aus seinem Leben und welche Konzepte er problematisch bzw. nicht hilfreich empfindet. Dann nimmt er drei Bedeutungsformen des Begriffes "säkular", die er diskutiert, und stellt sich folgende Frage (siehe http://www.globalbuddhism.org/….php/jgb/article/view/127):


    Zitat

    I intend show what might happen when “Buddhism” or “dharma” is rigorously
    qualified by these three senses of the term “secular.” What, in other words, would a
    non-religious, this-worldly, secularised Buddhism look like? To what extent can we see
    this process of secularisation as being already underway? Can Buddhism—as it is
    traditionally understood— survive the process intact? Or are we witnessing the end of
    Buddhism, at least as we know it, and the beginning of something else?

    happygolucky:

    Ist säkularer Buddhismus ein Buddhismus der ohne Klöster auskommen möchte? Meint säkularer Buddhismus ein Gedankengebäude ohne Spekulation über alles Jenseitige? Will man nur Karma und Wiedergeburt streichen oder auch die Lehre des bedingten Entstehens oder das Konzept der Erleuchtung? Was bleibt von den 4 edlen Wahrheiten?


    Ist der säkulare Buddhismus ein ideologisch abgespeckter Buddhismus? Und welche Teile von der Lehre Buddhas werden beibehalten?


    Das Upaya Zen Center (https://www.upaya.org/) veröffentlicht seine Dharmareden als Podcasts und da findest Du viel von Stephen und Martine Batchelor und sie erklären das ganz gut. Es geht ihm darum, einen Buddhismus zu konstruieren, der es auch Menschen des heutigen Zeitalters, deren Geist wissenschaftlich und areligiös geprägt ist, den Zugang zu existenzieller Fragen ermöglicht. Kurzum: Nach 2500 Jahren ist es Zeit, neu anzufangen und das Dharma anders zu interpretieren.


    Die "Vier edlen Wahrheiten" sieht er nicht als metaphysische Aussage über die Welt sondern als existenzieller Aussagen (siehe http://www.globalbuddhism.org/….php/jgb/article/view/127). Ich glaube, dass dieser Text sehr gut seine Denkweise auf den Punkt bringt. Du kannst Dir natürlich auch 20 Dharama-Podcasts anhören, in denen er viel ins Detail bringt, aber das dauert natürlich.