Bakram:
Heilsame Absichten zu hegen ist gut und recht.
Natürlich sollte jeder heilsame Absichten verfolgen, keine Frage.
Schön, dass wir uns da schon einmal einig sind .
Bakram:
Da wir hier über Dhamma sprechen, gestatte ich mir einige Anmerkungen. Buddhadhamma geht nämlich weit über simple Ethik hinaus !
Nun ja - wenn man eine Sicht auf Ethik hat, wo diese simpel erscheint, mag einem auch die Sicht plausibel erscheinen, dass der Dharma darüber hinaus geht - also irgendwie etwas davon Verschiedenes wäre. Der Buddhadharma hat nach traditioneller Auffassung acht Aspekte und alleine drei davon beschäftigen sich mit "simpler Ethik" hinsichtlich des Umgangs mit dem scheinbar Anderen. Die anderen beschäftigen sich mit einem Ethos hinsichtlich des Umgangs mit dem scheinbaren Selbst.
Dass diese "simple Ethik" keine sinn- und zweckfreie Transformation des Handelns mit Körper, Sprache und Geist ist, kein l'art pour l'art, ist schon richtig. Aber das, worauf die Transformation zielt, ist nicht "weit darüber hinaus" sondern nicht davon zu trennen.
Bakram:
Hier hat Buddha einst eindeutig definiert was er als ethisch heilsam und was als unheilsam erachtet:
Danke für Deine Zitate - sie beschreiben dies sehr genau. Das "ethisch" in Deinem Hinweis halte ich jedoch für überflüssig. Es geht um Heilsames und Unheilsames. Das eine tun, das andere lassen, ist "simple" buddhistische Ethik. Verhalten ist "ethisch" (genauer: buddhistischen Verhaltensmaximen entsprechend), wenn es heilsam und weil es heilsam ist.
Dass dies - weil nicht immer auf Anhieb zu erkennen ist, was heilsam ist und was nicht - gar nicht so ganz simpel ist, hat
@Sherab Yönten durchaus richtig angesprochen. Heilsames Tun - zweckmäßiges ethisches Handeln - setzt die Erkenntnis voraus, was heilsam ist und was nicht. Sich um solche Erkenntnis mit aller gebotenen Sorgfalt und ernsthafter Hingabe zu bemühen, ist somit selbst ethisch bedeutsam.
Bakram:
Nur geht es im Buddhadhamma bekanntlich nicht hauptsächlich um eine ethisch heilsame Lebensführung sondern um Verwirklichung.
Was genau soll denn da "verwirklicht" werden? Was heisst überhaupt "verwirklichen"? Etwas in die Wirklichkeit treten zu lassen. 'Wirklichkeit' bestimmt sich dadurch, dass sie Wirkung ausübt und Wirkung ist. Weil sie nicht nur Wirkung auf uns, sondern auch Wirkung unseres Tuns mit Körper, Sprache und Geist ist, können wir sie beinflussen. Das, was der Sangha bewirkt, ist die Transformation der Wirklichkeit in den achtfachen Weg. Und eben dies ist nicht getrennt von "ethisch heilsamer Lebensführung" - es ist genau das.
Bakram:
Da jede Absicht, selbst vermeintlich heilsame, letzten Endes bedingt entstanden ist, ist diese immer trügerisch.
Nun - hinsichtlich heilsamer ethischer Lebensführung sollte man Absichten nicht mit Tun verwechseln, auch wenn sich beides nicht voneinander trennen lässt. Zur Absicht muss das Lernen und Verstehen treten, was die umgesetzte Absicht bewirkt - Heilsames oder Unheilsames. Man wird aus empirischer Erfahrung lernen, dass Heilsames bewirkende Absichten mit bestimmten Geisteshaltungen korrespondieren, die traditionell als paramita oder als brahmavihara bezeichnet werden. Dann übt man sich nicht mehr in Absichten, sondern in einer heilsamen Geisteshaltung.
Insofern sind wir da
Bakram:
Wie in MN 78 müssen zur Verwirklichung alle Absichten, selbst ethische Absichten wie heilsam/unheilsam überwunden werden. Gefragt sind nicht heilsame Absichten sondern das Ziel besteht im kultivieren eines heilsamen Geisteszustands.
der gleichen Auffassung. Insbesondere finde ich erfreulich und bemerkenswert, dass Du von einem "Ziel" und nicht von einem "Zweck" schreibst. Wobei Weg und Ziel nicht zu trennen sind - das Ziel ist in der Ausrichtung des Weges inbegriffen.
Im mahayanischen Verständnis ist genau dies die 'Gestalt' des Bodhisattva. Er ist der Mensch, der beschrieben wird "als verwirklicht in dem , was heilsam ist, als vervollkommnet in dem, was heilsam ist, als einen, der das Höchste erlangt hat". Einer, der den Weg erlangt hat und ihn verwirklicht, indem er sein Selbst abwirft und mit ihm identisch wird.
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