Beiträge von Anandasa im Thema „Anhaftung: immer unheilsam?“

    Monikadie4.:

    Um Buddhas Lehre zu verstehen und umzusetzen, muss ich an seinen Worten anhaften. Bin ich weit genug gegangen, kommt das Beispiel vom Floß zum Tragen, man braucht es nur solange, wie man auf dem Wasser ist. Ist man am anderen Ufer angekommen, braucht man das Floß nicht mehr und lässt es liegen.


    Das ist eine gute Metapher. Sich nicht an das Floß klammern. Es ist ein Hilfsmittel und nur im Wasser eine Hilfe. Ist es überquert geht es weiter. Wie oft hält man an Dingen fest, die man nicht mehr braucht?

    Ellviral:


    Anhaftung ist immer unheilsam wenn sie mit Verlangen verbunden sind.


    Gut, dass mir das jemand sagt. Mir war das ehrlich gesagt nicht wirklich klar. Ich habe oft gelesen, dass Gier, Anhaftung, Wut/Ärger Geistesgifte sind, aber nicht, dass Anhaftung bedingt wird durch Verlangen/Begehren.

    Sunu:

    Es wäre schädlich da ein krampfhaftes Nichtanhaften zu praktizieren, nur weil man denkt, man müsste an nichts anhaften. Das wäre dann ein anhaften, an das Nichtanhaften, bzw. ein anhaften an angeblich buddhistischen Lehrinhalte.


    Jep, gut gesagt. Immer mit Augenmaß die Dinge betrachten ;-).


    Die Mutter gibt die Hoffnung nicht auf. Sie hätte auch sagen können, dass immer hoffen Dukkha ist und die Sache begraben können. Aber das würde in ein Wegdrücken von Mitgefühl für ihr Kind und sich selbst führen und eine schlechte Rückwirkung haben. Als bettelarmer Mensch kann sie nicht viel machen. Sie muss jeden Tag in den Steinbruch, weil nur so das Geld geraden reicht. Tage freinehmen um nach ihn zu suchen, kann sie sich nicht leisten. Womöglich hat sie das Richtige getan, indem sie ihr Kind nie vergessen hat und immer in dem Ort wohnengeblieben ist, damit das Kind sie wiederfinden kann, falls es noch am Leben ist und irgendwann nach Hause findet.


    Die Szenen in dem Film als das kleine Kind ganz alleine in Kalkutta um das Überleben kämpft hat mir irgendwie für kurze Zeit ein Verständnis für Anatta gegeben. Das Kind hat überhaupt nichts: keine Schule besucht, weiß den Namen des Wohnortes nicht, hat der Welt, in der es irgendwie schauen muss, dass es dort überleben kann, nichts zu bieten. Das gab mir die Einsicht, dass nichts wirklich Substanz hat worauf ich vertraue. Die Idee der Substanzhaftigkeit ist eine Täuschung. Vielleicht ist es eine Idee wert mal nach Indien zu reisen. In einem Land mit so vielen Gegensätzen kommen vielleicht noch viele Erkenntnisse.


    Gruß, Anandasa

    Ich habe vor kurzem den Film "Lion" im Kino gesehen. Ein kleiner Junge findet durch ein Versehen nicht mehr nach Hause zurück. Als Erwachsener findet er auf Google Earth sein Heimatdorf wieder und reist dorthin, um seine Mutter und seinen Bruder wiederzusehen. Er hat nie die Hoffnung aufgegeben sie wieder zu finden. Die Mutter hat nie die Hoffnung aufgegeben ihr Kind wiederzufinden. Dies scheint mir ein Fall von "positiver Anhaftung" zu sein. Die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist für kleine Kinder lebenswichtig. Die Anhaftung zwischen Mutter und Kind würde ich als "natürliche Anhaftung" bezeichnen.


    Dann sah ich mal einen Tierfilm mit einer Elefantenherde, die während einer großen Dürre umherzog auf der Suche nach Nahrung. Ein Elefanten-Junge konnte irgendwann nicht mehr weiter. Die Herde zog aber weiter, denn sie wissen nicht, wann sie Nahrung finden werden, und haben deswegen keine Wahl. Die Elenfanten-Mutter blieb bei ihrem Junge bis es starb. Erst dann zog sie weiter. Alleine ohne Herde, die schon weitergezogen ist, sind ihre Chancen schlechter. Aber sie blieb damals trotzdem bei ihrem Jungen und zog erst weiter nachdem es gestorben war. Das ist für mich auch ein Beispiel von "positiver Anhaftung".


    Aber es scheint irgendwann einen Punkt zu geben, wann diese Anhaftung vom positive ins negative kippt. Ich sage jetzt mal halb scherzhaft/ironisch halb ernst gemeint, dass dies typischerweise bei der Partnersuche einsetzen kann. Bei der Mutterliebe ist keine Gier im Spiel. Hier kann es noch nicht kippen. Aber bei der Partnersuche wird es dann erstmals sehr schwierig natürliche Anhaftung von Gier unterscheiden zu können bzw. "falscher Anhaftung". Gerade in unserer Konsumgesellschaft als auch in der früheren bürgerlichen Gesellschaft früherer Jahrhunderte wird einem immer das Bild vorgesetzt, dass man hier erfolgreich sein muss um von der Gesellschaft als wertvoll akzeptiert zu werden.


    Jetzt ist meine Frage, ob ich hier was falsch sehe. Habe ich was falsch verstanden und Anhaftung ist einfach immer unheilsam? Oder gibt es schon sowas wie natürliche Anhaftung, die bis zu einem bestimmten Grad heilsam ist, aber dann kippen kann, wenn man nicht den Unterschied kennt oder durch fehlende Achtsamkeit nicht darauf stößt?


    Grüße, Anandasa