Beiträge von void im Thema „Anhaftung: immer unheilsam?“

    Ellviral:

    Anhaftungen sind immer dann unheilsam wenn sie von Gier, Hass, Verblendung und der Ausblendung(nicht wissen wollen) der drei Daseinsmerkmale gehandelt werden.


    Ich denke, das Wort "Anhaftung" ist so definiert, dass es von Ich und Mein durchdrungen ist. Die Frage ist, ob sich auch Bezihungen stiften lassen, die nciht von Ich und Mein durchdrungen sind.


    Es ist irritierend, dass das Wort "Liebe" sowohl genau für Beziehungen der Selbstlosigkeit verwendet werden, wo der andere (ohne ich und mein ) so sein darf wie er ist, und eben auch für Beziehungen der tiefen Anhaftung. Das Wort ist runiniert.


    Ich finde es interessant, dass Buddha ja nachdem er erwachte eben nicht "frei und ungebunden" blieb sondern sich tief dafür verplfichtete, für andere da zu sein. Anstatt in die Unverbindlichkeit zu entschweben, war er für jeden da, der ihn brauchte und nahm es auf sich, zu orgnanisieren, zu schlichten und zu belehren.


    Da geht jemand in die Hauslosigkeit verlässt Eltern, Frau und Kind und am Ende ist er in einer Situation, wo er für tausende etwas übernimmt, was eine Elternrolle nicht so unaähnlich sind. Und alle sind sie da: Sein Vater, seine Stiefmutter, sein Sohn, seine Frau, aber ohne aus der Masse der anderen Ordinierten herauszusetchen. Und auch mit seinen Mönchen hatte ja Buddha tiefe Beziehungen ( spirituelle Freundschaft) , die aber frei von Ego ist.

    Sunu:

    Also, ich verstehe das so, dass es um den ggf. aufkeimenden Hass gegen die Räuber geht. Selbst in so einer Situation,wo einem Räuber die Gliedmaßen absägen, soll man diesen Räubern Mitgefühl entgegenbringen...


    Also ich hab das nicht so verstanden, dass es nur um den Hass gegen Räuber geht und man, wenn es diese nicht betrifft von Unmut erfüllt sein darf. Sondern dass die Geduld sich auf die ganze Situation bezieht.

    Sherab Yönten:

    Das sind Grundbedürfnisse, die befriedigt werden müssen, wenn wir einen menschlichen Körper haben.


    Es ist verblüffend, wie lange man ohne Essen auskommt: Im Extremfall bis zu zwei oder drei Monate. Aber schon lange davor, macht sich ja das Bedürfnis als heftiges Begehren nach Essen bemerkbar. Es soll sehr schwer sein, starken Hunger gelassen zu ertragen und man leidet sehr darunter.

    Wenn man so von den drei Geistesgiften hörte, dann liegt es ja, nahe "Gier" und "Hass" dort zu sehen, wo diese im Übermass auftreten. Und nicht so bei der ganz normalen, nachvollziehbaren, allzumenschlichen Zu- und Abneigung. Aber ich glaube, unter die drei Geistesgiften fallen alle Arten von "Wollen" und "Nicht-Wollen", auch so basale wie z.B dass man nicht Hungern und Dürsten will und das ganz normale Grundbedürfnis, nach körperlicher Unversehrtheit:


      "Wenn auch, ihr Mönche, Räuber und Mörder mit einer Baumsäge Gelenke und Glieder abtrennten, so würde wer da in Wut geriete nicht meine Weisung erfüllen. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: 'Nicht soll unser Gemüt verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemütes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüte durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen': also habt ihr euch, meine Mönche, wohl zu üben.
      Gleichnis von der Säge


    Es gibt also keine Grunbedürfnisse bei deren Nichterfüllung es ok wäre, rumzujammern.( Befreiung vom Leiden, bedeutet ja vileicht genau das) Weder Foltergemetzel, noch Nahrungsmangel noch Mami- Papi-Kind-tot. Kein Grund, das liebevollem Gemüt im Durchtrahlen blinzeln zu lassen.


    Verhackstückelt zu werden und dabei liebevoll und geduldig zu sein, ist ja wirklich eine schwer zu erlangende nahezu "unmenschliche" Haltung, Wo sich die Mönche noch wohl zu üben haben, und die die keine sind, erst recht weit entfernt sind.

    Sherab Yönten:

    Wenn ich hunger habe, dann will ich essen. Das ist für mich keine Begierde.


    Aber wenn es nix zu Essen gibt und das Bedürfnis nicht gestillt wird, dann leidet man doch im Allgemeinen?

    Die engen Beziehungen die wir zu Menschen haben, haben so eine Doppelnatur:


    Es ist ja nicht einfach "Gier" in dem Sinne, wie ich Lust auf Schokolade habe. Es ist keine Subjekt Objekt-Beziehungen sondern eher einer der Subjekt-Subjekt-Identifikation. Wenn man Kinder hat, steckt man das individuelle Ich mit seinen Bedürfnissen zurück, für eine "kollektives Ich". Buddhistisch gesehen, kommt man damit natürlich nur vom Regen in die Traufe.


    Es ist ein Sprung über das eigene Ich hinweg, wo man so seine privaten Bedürfnisse hinten anstellt, was insofern es Ich-Überwindung ist, heilsame Aspekte hat. Aber das soziale Ich-Du zu dem man hingelangt ist dann natürlich wieder eine andere, geräumigere Art von Ich, die einem eben auch wieder neue Arten von Bestätigung gibt, neue Sorgen, neue Ängste.


    Ich habe ja eine grosse Familie mit sehr engen Banden und von daher ist es mir oftmals merkwürdig, wenn jemand keinen Kontakt mit der Ursprungsfamilie sucht und auch ohne Beziehung glücklicher ist. Ich habe da ein "grösseres Stück Leben", was wenn es gut läuft, ein riesiger Reichtum ist, aber dann ja auch schnell zu einem grossen Ballast und einer grossen Sorge werden kann.

    "Dukkha" ist ein Daseinsmerkmal, d.h. es durchdringt alles, weswegen es für mich nicht so sinnvoll ist, da zwischen der normalen, natürlichen, sinnvollen Anhaftung zu unterscheiden, und der die zu weit geht. Auch ist Anhaftung ja nicht böse oder grundsätzlich schlecht, sie ist nur einfach leidhaftet was ja nicht bedeutet, dass da noch andere Aspekte sein können.


    Das Mutterliebe positive Auswirkungen hat, und eine lebenswichtige Beziehung für Kinder ist, schliesst also nicht aus, dass es sie gleichzeitig auch schlimme Effekte haben kann. So wie die Katzenmutter indem sie ihren kleinen Kätzchen tote Mäuse bringt, gleichzeitig lebensspendend und todbringend ist. Gerade mit dem Argument, es ginge um die Zukunft und das Wohl ihrer Kinder, lassen sich Menschen für Kriege und Untaten einspannen. Die Motivation heraus, die eigene Nachkommenschaft um jeden Preis zu fördern und zu beschützten, bringt einen dazu, dafür alles mögliche an Ausbeutung und Grausamkeit mitzutragen. Manch einer der in einer Diktatur ein mutiger Widerstandskämpfer wäre, wenn es nur ihm ihn allein geht, schreckt zurück und kollboriert, um nicht die Zukunft seiner Kinder zu gefährden. Und was für Untaten würde man selber begehen, wenn jemand die eigenen Kinder als Geiseln nehmen würde?


    Es gibt Leute, die meinen, dass Klimakatastrophe, menschengmachtes Artensterben und viele Kriege, sich einfach auf die Tatsache zurückführen lassen, dass es zu viele Menschen auf der Welt gibt. Mit nur einer Milliarede Menschen, so dieses leicht menschenverachtende Ansicht, könnten die Ökosystem aufatmen und Mensch und Natur in Harmonie leben. Aus so eine Sicht heraus, sind gerade der Intinkt zur Arterhaltung und die ihm eng verbundene Elternliebe, das was den Planeten runiniert. Ich teile jetzt diese Ansicht nicht, aber sie kann ein gutes Gegenmittel sein, um Mutterliebe einseitig positiv zu sehen.