Guten Morgen!
Lieber Sida,
wenn ich Dich richtig verstehe, übst Du Zazen "um zu".
"Um" nicht wieder im Burnout "zu" landen, beispielsweise.
Dafür versuchst Du verbissen, alles richtig zu machen, alles zu beachten, alles an Informationen aufzusaugen, was Du nur finden kannst.
Das ist nicht schlimm, das ist sogar völlig verständlich und legitim.
Ich bezweifele nur, dass es funktioniert.
"Wohin mit dem Geist?" fragst Du. Lass' ihn da, wo er ist, den alten Affen, und schau ihm beim Turnen zu. Der Versuch, die Gedanken, die sich auch bei bester Körperhaltung binnen 0,27 Sekunden einstellen ("sitze ich richtig? Das Kissen liegt schief, kann ich das jetzt noch korrigieren? Die Wand müsste auch mal wieder gestrichen werden! Wer ist heute eigentlich dran mit Kochen? Ach, ich schon wieder, da muss ich früher mit der Meditation aufhören...Scheiße!") - das alles ist vollkommen normal und geht jedem so.
Das zu verscheuchen gleicht dem Versuch, die Wolken vom Wasser zu schieben, die sich im See spiegeln. Alles, was Dir dabei gelingt, ist im Wasser planschen und Dreck aufwirbeln.
"Einfach sein" hatte ich Dir oben zum Thema Geisteshaltung geschrieben. "Einfach sein lassen" hatte dann Morpho drauf geantwortet.
Du wirst eines Tages sehen, dass das beides das Gleiche ist.
Aber dazu musst Du aufhören, alles zu hinterfragen und auf Links zu drehen. Setzt Dich hin und halt die Klappe! Zen ist wie ein Musikinstrument spielen: Anfänger und Meister unterscheiden sich nicht in der Anzahl der Fehler, die sie machen. Nur in der Selbstverständlichkeit, mit der sie nach dem Fehler weiterspielen.
Mit Deinem - wie gesagt, durchaus verständlichen - Ansinnen, alles von Anfang an 110%ig machen zu wollen, steuerst Du in den nächsten Burnout. Wir kennen uns jetzt nicht und ich bin nicht so ein Fan von Ratschlägen über's Internet, aber gerade zur Burnout-Prävention gibt es mMn geeignetere Mittel als Zen. Andere Meditationstechniken sind da überlegen, z.B. geführte Metta-Meditationen, geführte Entspannungsmeditationen oder auch leicht(er) zu erlernende Techniken wie Progressive Muskelentspannung oder autogenes Training.
Vielleicht kommt dann irgendwann zufällig dabei die Einsicht in Zen, vielleicht auch nicht. So what?
Liebe Grüße
Andreas