Beiträge von mukti im Thema „Buddhas Biographie“

    Für mich liegt der Wert der Buddhalehre darin dass sie zum Erwachen und Ende des Leids führt. Würde sie aber von jemandem stammen der das nicht selber erreicht hat, wäre es nur eine philosophische Theorie unter vielen. Wegen der Annahme dass sie von einem Erwachten stammt, wird Zuflucht genommen zu Buddha, Dhamma und Sangha. Andernfalls wäre es ja auch kaum möglich Nibbana zu erreichen, wenn die Lehre nicht aus dieser Verwirklichung stammen würde.

    accinca:
    mukti:


    Ähm jetzt weiß ich's gar nicht genau - steht dass denn nicht im Palikanon die Ausfahrt mit dem Wagenlenker mit der Begegnung eines Kranken, Alten, eine Leiche und am Ende ein Asket?


    Das schon, aber danach hat jemand anderes diese
    Ausfahrten gemacht in prähistorischer Zeit.


    Stimmt, es steht in D14., es war Vipassi nicht Siddharta. Vieles ist aber gleich, die Entdeckung der bedingten Entstehung, Brahma "überredet" ihn zu lehren usw. Meistens wird diese Wagenausfahrt mit Siddharta Gautama in Verbindung gebracht, eigentlich ist das aber gar nicht überliefert.

    accinca:


    Ja, nur das diese Wagenausfahrten nach der Überlieferung
    bei ihm gar nicht stattgefunden haben.


    Ähm jetzt weiß ich's grade nicht genau - steht dass denn nicht im Palikanon die Ausfahrt mit dem Wagenlenker mit der Begegnung eines Kranken, Alten, eine Leiche und am Ende ein Asket?

    Es könnten ihm bei der Wagenausfahrt die Leiden der Welt, die man in seinen Kreisen bislang heruntergespielt hat, erst so richtig bewusst geworden sein. Oder wenn es nur eine zusammengefasste Darstellung dieses Prozesses der Bewusstwerdung ist und nicht genau so stattgefunden hat, ändert das nichts daran, dass es einen bestimmten Punkt gegeben hat an dem er deswegen den Entschluss gefasst hat, "das Todlose" zu suchen. Geburt, Krankheit, Alter und Tod als "die Himmelsboten" wahrzunehmen ist der Kern der Sache und darum geht es dabei finde ich.

    Hi Sherab Yönten,


    ich denke auf diese Punkte kommt an - dass Siddharta diese Einsicht hatte und als Buddha gelehrt hat, weil er gesehen hat dass es Menschen gibt die das verstehen können. Die genaueren Details der Biographie sind unwichtig. Auch dass er vorher nicht lehren wollte ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt wie wenige Menschen sich überhaupt näher mit Leid und Vergänglichkeit auseinandersetzen. Z.B. die Generation die den 2. Weltkrieg mit seinen unvorstellbaren Gräueln erlebt hat. Man war allgemein nur bemüht alles zu verdrängen und zu vergessen und ein besseres Leben aufzubauen.


    In den Puranas gibt es diese Aussage: "Das Seltsamste das mir auf der Welt untergekommen ist, ist dass alle sehen wie Verwandte, Freunde und alle Wesen um sie herum sterben, aber jeder im Grunde denkt, ich werde ich nicht sterben."
    Eigentlich ist es mehr ein Gefühl als ein Gedanke - toll, ich bin da. Bis man halt doch "dran glauben" muss und erlebt wie bedeutungslos dieses Dasein ist.

    Elke:

    Zu wissen von der eigenen Sterblichkeit und der deiner Lieben ist das Eine - es dann wirklich zu erleben, etwas ganz anderes und ein ähnlicher Schockmoment wie die Erlebnisse des Prinzen auf seinen Ausflügen.


    Nur folgt auf diesen Schockmoment meistens nicht die tiefe Einsicht:


    Zitat

    Da kam mir, ihr Mönche, der Gedanke: 'Was suche ich denn, selber der Geburt, dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen, was auch der Geburt, dem Altern, der Krankheit, dem Sterben, dem Schmerze, dem Schmutze unterworfen ist? M.26

    pamokkha:


    Kanonisch, und damit Teil des Palikanon, sind nur die Jataka-Verse. Die Rahmenerzählung ist der klassische Kommentar (atthakatha). Und dies hier http://palikanon.com/khuddaka/jataka/j00.htm gehört zur Nidana-katha, was auch zum Jataka-Kontext gehört, aber nochmal etwas anderes ist. Und ist nicht Teil des Palikanon, wie auch der Kommentar nicht.


    Ist aber auch im Theravada-Bereich nicht ganz so entscheidend. Sowohl die kanonischen Jataka-Verse, die Jataka-Rahmenerzählung als auch die Nidana-katha gehören zur theravadischen Weltanschaung, pali imaginaire.


      Zitat

      „the Pali imaginaire means any and every text written (or translated into) Pali. I think it is a matter of empirical fact that, as far as the grand issues of life, death, suffering, and nirvana are concerned, all texts in Pali show a remarkable consistency, and can be treated as a single whole“ (Collins 2010, Nirvana and other Buddhist felicities, S. 4-5).


    So genau habe ich das jetzt gar nicht mitgekriegt, danke für die Inforrmation.
    Die Geschichte dass diese Ausfahrten des Siddharta zum Gang in die Hauslosigkeit geführt haben ist ja so etabliert, dass sie praktisch in jeder Biografie erwähnt wird.


    Ja, sie gehören zum Khuddaka Nikāya des Sutta Pitaka. Da wird vielleicht auch nicht alles vom Buddha selber stammen.


    Von Buddha Vipassi wird das erzählt in D.14. Es gibt aber in den Jatakas die Erzählung mit den Ausfahrten wo Siddharta selber Alter, Krankheit und Tod begegnet und daraufhin aus dem Palast auszieht um der Welt zu entsagen.


    Die nicht ferne Einleitung §B2.6 (Die Weltflucht)
    http://www.palikanon.com/khuddaka/jataka/j000.htm

    Sherab Yönten:

    Wie realistisch ist es, dass Siddartha bis zu seinem 28. Lebensjahr noch nie mit Alter, Krankheit, Tod konfrontiert worden ist?


    Nach der Überlieferung ist ja von Astrologen prophezeit worden dass er entweder ein Herrscher oder ein Heiliger wird. Um Letzteres zu vermeiden habe ihn sein Vater von der Konfrontation mit Alter, Krankheit und Tod ferngehalten. Aber dass er davon so lange nichts mitbekommen hat ist doch eher unwahrscheinlich. Er wird sich halt in diesem Alter entschieden haben "das Todlose" zu suchen. Vielleicht gab es dazu ein entsprechendes Erlebnis als letzten Auslöser.