Beiträge von Sudhana im Thema „Yamada Ryoun Roshi/Sanbo Zen“

    Ellviral:

    Sind doch nur Trost bringende Worte


    Das ist schlimmer als tröstende Worte. Das ist ein Musterbeispiel für akushu kū, falsches Anhaften an Leere, beruhend auf einem falschen Verständnis. Eine einseitige Sichtweise von Leere hinsichtlich Gleichheit und Nichtunterscheidung, die deren Identität mit Ungleichheit und Verschiedenheit unterschlägt. Da wurde vielleicht 'Form ist Leere' verstanden, aber nicht 'Leere ist Form'. Für einen "Zenmeister" ist das ein Armutszeugnis.


    Wenn mir der Meister mal über den Weg läuft, werde ich ihn auffordern, mir sein Verständnis von "es gibt keinen Unterschied zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, [...] keinen Unterschied zwischen Ihnen und mir" zu demonstrieren, indem ich ihn bitte, seinen Gehaltsscheck gegen den seiner Sekretärin zu tauschen.


    Eines muss man ihm lassen - sein Laden baut wenigstens coole Stühle - so einen hätte ich gern. Aber den kann ich mir leider nicht leisten. Nunja - leben heisst leiden ...


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    Zitat

    In het Westen wordt het leven ingedeeld in categorieën. Maar er is geen verschil tussen werkgevers en werknemers, er is geen verschil tussen jou en mij. Eenheid, unity, staat centraal in het leven.

    Kalter Kaffe. Der Mann irrt - diese 'Wahrheiten' haben wir hierzulande schon mal ganz konkret umgesetzt. Volksgemeinschaft, Deutsche Arbeitsfront ... der feuchte Traum der Wirtschaftsbosse.


    Entweder lügt sich der Mann kackfrech in die Tasche (und dem Publikum die Hucke voll) oder er ist tatsächlich intellektuell so bescheiden ausgestattet wie sich das liest. Letzteres glaube ich allerdings eher weniger.


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    Tychiades:

    Was soll der Evangelikale

    Er trägt denselben Vor- und Nachnamen wie Schumachers Pseudonym - und ist ebenfalls Buchautor.

    Tychiades:

    und was soll bei SanboKyodan eine endemische Verwechslungsgefahr sein?

    Bei Sanbōkyōdan sind christliche Theologen ja bekanntlich gar nicht so dünn gesät ...


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    Tychiades:

    Was Schuhmacher da schreibt sagt nur das aus, was da steht - er hat in Japan die Gründer der Sanbo Kyodan kennen gelernt und wahrscheinlich auch dort Zen. Und er hat Brigitte D'Ortschy als seine Lehrerin angesehen. Ich interpretiere das dann so, dass er die Koan-Schulung mit ihr angefangen, aber nicht beendet hat. Er schreibt, er sei 15 Jahre lang ihr Schüler gewesen und 20 Jahre mit ihr befreundet.


    Nach eigenen Angaben hat er 20 Jahre Schulung gemacht - 5 davon in Kamakura (er ist ja auch Japanologe und Sinologe). Das dürfte dort bei Yasutani und Yamada gewesen sein. Danach 15 Jahre bei D'Ortschy, vermutlich bis zu ihrem Tod. Da wäre er dann 70-75 in Kamakura gewesen, Yasutani starb 1973.

    Tychiades:

    Ich habe das 2001 bei Diederichs erschiene Taschenbuch "Zen", was der neuen Auflage bei Kösel m.E. vollständig entspricht. Ich kann anhand der Inhaltsverzeichnisse nicht erkennen, was da lt. Kösel eine Erweiterung der alten Auflage sein soll.
    Das Buch ist eine recht gute Einführung in Zen.


    Das war das Buch, von dem ich schon geschrieben hatte. Danke für die Info, dass das 'neue' lediglich eine Wiederaufbereitung ist.


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    Tychiades:

    Stephan Schuhmacher gehört da nicht dazu.

    Er hatte schon 2001 ein Buch mit demselben Titel (nur damals noch ohne Untertitel) veröffentlicht. Nach meiner Erinnerung fand ich es gar nicht mal so übel - aber auch nicht der Archivierung wert (d.h. ich habe es nicht mehr). Bediente fleißig die gängigen Klischees, gute PR. Jedenfalls - den entsprechenden Stallgeruch hatte es schon, was einem 'Einsteiger' allerdings nicht auffallen dürfte. Dasselbe gilt übrigens mE auch für einige Artikel in seinem 'Lexikon des Zen' (und nein, die werde ich jetzt auf Anfrage nicht eigens heraussuchen), das er unter dem Pseudonym Michael S. Diener geschrieben hat. Das "S." ist übrigens wichtig, wegen der bei Sanbōkyōdan endemischen Verwechslungsgefahr. }:-)


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    Axel:

    Aber 'soteriologisches Programm'? Da wüsste ich schon gerne, wer da von wem durch was 'gerettet' werden soll und wer/was da Gott, Retter, Sünde sind? Gibt es gar ein säkular-buddhistisch-katholisches und ein säkular-buddhistisch-protestantisches Verständnis des 'soteriologischen Programms'?


    Du siehst: Ich bin mal wieder irritiert... :grinsen:

    Wäre ich ein garstiger Mensch, würde ich jetzt sagen, das kommt davon, wenn man seinen Batchelor nicht gründlich genug studiert hat :) .


    Nein, im Ernst - sowohl mit "soteriologisch" wie auch mit "Programm" beziehe ich mich unmittelbar auf Batchelor. Das ist nicht meine Diktion, insofern wäre der richtige Adressat für Deine Fragen Herr Batchelor. Und ja - streng genommen schreibt Batchelor nicht von einem 'soteriologischen Programm' sondern einem 'soteriologischen Betriebssystem' - aber auch Betriebssysteme sind Programme, lediglich auf einer elementareren (Hardware-näheren) Ebene.


    Zitat

    By “traditional Buddhism” I mean any school or doctrinal system that operates within the soteriological worldview of ancient India. Whether “Hinayana” or “Mahayana” in orientation, all such forms of Buddhism regard the ultimate goal of their practice to be the attainment of nibbāna, that is the complete cessation of the craving (taṇhā) that drives the relentless cycle of birth, death and rebirth.
    [...]
    Despite their apparent differences, Theravada, Zen, Shin, Nichiren, and Tibetan Buddhism share the same underlying soteriology, that of ancient India outlined above. These diverse forms of Buddhism are like “programs” (e.g. word processing, spreadsheets, Photoshop etc.) that run on an “operating system” (a soteriology), which I will call “Buddhism 1.0.” At first sight, it would seem that the challenge facing the dharma as it enters modernity would be to write another software program, e.g. “Vipassana,” “Soka Gakkai” or “Shambhala Buddhism,” that would modify a traditional form of Buddhism in order to address more adequately the needs of contemporary practitioners. However, the cultural divide that separates traditional Buddhism from modernity is so great that this may not be enough. It might well be necessary to rewrite the operating system itself, resulting in what we could call “Buddhism 2.0.”


    Stephen Batchelor, A Secular Buddhism, Journal of Global Buddhism Vol. 13 (2012): 87-107


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    Axel:

    Mich irritiert gerade etwas


    Offen gesagt verstehe ich Deine Irritation nicht. Es werden viele und sehr unterschiedliche Leute als Zenmeister tituliert. Es gibt für diesen Titel keine objektiven Auswahlkriterien (etwa eine Prüfung mit Diplom) und ebenso wenig Ausschlußkriterien (wie der Posten eines Aufsichtsrates). Es gibt Leute, die andere Leute 'Zenmeister' nennen. Deren Kriterien muss man sich wiederum nicht unbedingt zu eigen machen. Es genügt, sie mehr oder weniger amüsiert (oder, bei entsprechender Disposition, verärgert) zur Kenntnis zu nehmen.


    Womöglich irritiert Dich dieses Beispiel aber auch, weil die Sanbō Kyōdan nichts anderes ist als eine Zen-Variante des real existierenden säkularen Buddhismus. Diese Shinshūkyō ("Neue Religion") verwendet aus der Zen-Tradition entlehnte didaktische Mittel und gibt eben diese pragmatische Reduktion als 'Zen' aus. Die Folgerung aus solch einer Gleichsetzung von Zen mit einer spezifischen Form der Unterweisung hat bereits Suzuki Daisetsu Teitaro 1938 in 'Zen und die Kultur Japans' gezogen:

    Zitat

    Darum vermag es sich mit großer Schmiegsamkeit fast jeder weltanschaulichen oder sittlichen Lehre anzupassen, solange seine intuitive Unterweisung durch sie nicht gestört wird. Es kann sich mit anarchistischen oder faschistischen, kommunistischen oder demokratischen Idealen, mit Atheismus oder Idealismus, mit jedem politischen oder wirtschaftlichen Dogma befreunden.

    Hintergrund dieser These ist natürlich der militante agressive Nationalismus Japans dieser Zeit, dem sich auch Suzuki ideologisch andiente - unter anderem mit dem Ansatz, Zen als eine eigenständige Kulturleistung Japans zu deklarieren und von seinen buddhistischen Wurzeln in den verachteten, 'rückständigen' Kulturen Indiens, Chinas und nicht zuletzt Koreas abzutrennen. In diesem Sinne kann man den Suzuki dieser Jahre durchaus als 'säkularen Buddhisten' bezeichnen. Einmal davon abgesehen, dass ich die in dem Zitat formulierte Auffassung von Zen nicht teile (und Suzuki selbst das nach der nationalen Katastrophe Japans 1945 so wohl auch nicht mehr formuliert hätte) - das ist genau die Ablösung von einem 'soteriologischen Programm', die beispielsweise Batchelor als konstitutiv für einen säkularen Buddhismus benennt. Da kommt durchaus zusammen, was zusammen gehört, auch wenn Dich dieser erneute Hinweis verärgern sollte.


    Entsprechend figurieren die 'Zenmeister' dieses säkularen Zen. Wobei (aus Gründen, die hier in diesem Zusammenhang keine Rolle spielen) dieses säkulare Sanbō Kyōdan - Zen dann als auffälligste weil eigenartigste Gestalt den 'christlichen Zenmeister' hervorgebracht hat. Denn 'säkular' beinhaltet natürlich auch 'transkonfessionell'. Es gibt Leute, die das als besonders sympathisch empfinden und dabei übersehen, dass da selbstverständlich auch noch ganz andere 'Konfessionen' inkludiert werden können und auch werden bzw. wurden. Verglichen etwa mit der Art, wie sich bei dem Sanbō Kyōdan - Gründer Haku'un Yasutani Zen (um auf das Suzuki-Zitat zurückzugreifen) mit "faschistischen ... Idealen" "befreundet" hat (Antisemitismus mit eingeschlossen), ist die Befreundung mit dem "wirtschaftlichen Dogma" des Kapitalismus, wie sie in der Person seines aktuellen Nachfolgers Ryōun Yamada augenfällig wird, noch eher harmlos. Natürlich lässt diese Offenheit auch Leute wie Robert Aitken oder David Loy zu. Das ist das schöne an einer säkularen buddhistischen Organisation - da können der faschistische ehemalige Sōtōpriester, der jesuitische Missionar, der westliche Buddhist, der Unternehmer und Banker und selbstredend auch der kapitalismuskritische Philosophieprofessor in schönster Kumpanei koexistieren. Eine solch disparate "Vergesellschaftung" kann nun in der Tat auf den ersten Blick irritieren. Gewiss nicht alles Schlampen - aber schon seltsam, in welcher Gesellschaft sich Mutti so herumtreibt.


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    Tychiades:

    Die Gruppe Sanbozen versucht sich in Amerika wichtig zu machen

    ... und dabei werden zumindest in dem hier vorliegenden Fall die entsprechenden kulturspezifischen Trigger bedient. Auf die selbstredend nicht alle Amerikaner ansprechen, aber die Zielgruppe wird wohl doch als hinreichend groß eingeschätzt. Da bilden eine Kultur, die aus Zen ein upāya des Kapitalismus gemacht hat und eine, in der Geld adelt, ganz ungezwungen eine Schnittmenge.


    Erinnert mich an meinen ersten Besuch in einem dieser us-amerikanischen Bücher-Supermärkte. Die hatten die Wände mit Riesenfotografien amerikanischer Schriftsteller in stylischem Schwarzweiss dekoriert - Edgar Allan Poe, Ezra Pound, T.S. Eliot, Ernest Hemingway ... Darunter ein Porträt offensichlich jüngeren Datums eines mir vom Aussehen her unbekannten Herrn, der sich auf Nachfrage als Stephen King herausstellte. Meine aus Belustigung und Staunen gemischte Reaktion auf die Auskunft war wohl so offensichtlich, dass gleich noch eine (ebenso offensichtlich ernst und völlig unironisch gemeinte) Begründung dieser originellen Vergesellschaftung nachgeschoben wurde: "You know ... he makes a lot of money ...".


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