Beiträge von void im Thema „Bild“

    fotost:

    Und wer Mauern baut oder hinter Mauern lebt, tut dies genau !! aus der Einsicht, daß das, was drinnen und draußen geschieht miteinander zu tun haben. Ich lebe in einer Wohnung hinter Mauern, weil ich möchte, daß im Winter die Kälte draußen bleibt; daß es mir bei Regen nicht meinen Kaffee verwässert; daß meine Sachen weder von Tieren, noch von Dieben zerstört oder gestohlen werden; daß Jehovas Zeugen und andere religiöse erst einmal an meiner Tür klingeln müssen und um meine Erlaubnis zum Eintritt bitten müssen.


    Ne Mauer ist sowas wie ne Knarre: Sie hat zwei Seiten und während sie auf der einen Seite für Sicherheit sorgt, sieht das von der "falschen Seite" ganz anders aus. (Also wenn man ein durch den Schneeregen vor Dieben und Tieren fliehender Zeuge Jehovas ist, der vergeblich klingelt)


    Um 1400 rum verfasste Ibn Khaldun ein frühes Werk der vergleichende Geschichtswissenschaft, in der er so den Aufstieg und Fall der grossen Dynastien untersuchte. Und dabei stiess er auf so ein Grundmuster, dass die Kriege im heiligen Land und Nordafrika prägt:


    Diejenige Dynastie, die es schafft sich in den Besitz der Oase zu bringen properiert, während die nicht so Glücklichen ( oder Vertriebenen) ihr Vieh in der Halbwüste weiden müssen und voller Hass auf die Oase blicken. Bis es dann so kommt, dass die Oasenbesitzer verweichlichen und sich die anderen die Oase schnappen ... und dort langsam verweichlichen ... worauf hin alls wieder von vorne beginnt.


    Ich finde diese Sicht auf die Geschichte, in der sich die Geographie als Hass, Neid und Angst manifestiert, sehr fatalistisch und bedrückend: Die in der Oase haben ständig Angst vor den zu Kurz gekommenen Habenichtsen. Und diejenigen haben dauernd das Leben vor Augen das sie selber führen könnten und verfallen deswegen leicht in Neid.


    Das ist eine unglaubliche Tragik, und wenn man das auf die eine Seite ( so ähnlich sie uns in lebenstil und allem ist) reduziert, wird man dem doch gar nicht gerecht.


    Nochmal meine These: Für mich etstehen wirklich viele Probleme daraus, dass hier ein dunkelgrünes Land ( hohe Entwicklung, hohe Gerechtigkeit) neben einem ziemlich gelben ( unterentwickleten, ungerechten Land) ist UN_Human_Development_Report_2013


    Es also ein ungeheures Machtgefälle gibt, weil der Gegesatz zwischen Oase und Nicht-Oase so schreiend ist. Also ich verstehe jetzt immer noch nicht, was daran jetzt genau der Allgemeinplatz ist. Wenn du in obiger Tabelle nachsieht, wirst du feststellen das Israel ja sogar ein besonders gerechtes Land ist. Wie willst du denn das ohne Mauern aufrecht erhalten? Ohne eine rudimentäre Form von Apartheid ist das ja gar nicht zu bewahren!


    Das wäre ja so als würde Deutschland direkt an das ärmste europäische Land Moldawien grenzen. Also da gäbe es ja sofort eine Mauer und Türme und Repressionen und Hass auf beiden Seiten.


    Der Konflikt hat wenig damit zu tun, dass da entweder Israelis oder Palästinenser irgendwie "die Bösen" wären.

    fotost:

    'Dritte Welt' als Begriff ist nicht mehr gebräuchlich (wie lange eigentlich schon)


    Ich gehe davon aus, dass es Industriestaaten und Schwellenländer gibt und dann die anderen. Weil es gerade bei den ärmsten Ländern oftmals gar keine Entwicklung gibt, kommt mir der Begriff "Entwicklungsland" oft zynisch vor - weswegen ich ihn mir abgewöhnt habe. Deswegen - entschuldige die Schrulligkeit - der alte Begriff "dritten Welt", der mir irgendwie sympathischer ist.


    Dafür, wie entwickelt ein Land ist, ist ja der Human Development-Index eine Maßzahl. Mit einem Wert von 0,686 sind die Palästinensergebiete nterentwickelter als Länder wie Kolumbien, Venezuela, Libanon und Dominikanischer Republik aber noch vor Ägypten. Von daher würde ich das nicht als Industrieland oder Schwellenland sehen wollen, sondern als ein "unterentwickeltes Land".


    fotost:

    und die Palästinenser (Gebiete) mit ihren -zig Milliarden Zuschüssen jedes Jahr sind definitiv nicht 'dritte Welt'


    Auf der Wikipedia-Seite lese ich:


      Seit Einrichtung der Autonomiebehörde 1993 flossen etwa 10 Milliarden Dollar an internationalen Hilfsgeldern ins Land. Die EU war mit rund zwei Milliarden Euro in den vergangenen zehn Jahren der größte Geldgeber der palästinensischen Autonomiegebiete.


    Dann rechne ich also durchschnittlich mal so, mit einer halben Milliarde Budget an Zuschüssen pro Jahr ( ähm, wie kommst du denn auf die zig Milliarden pro Jahr?) Auf 5 Millionen Leute gerechnet ist das zwar eine schöne Finanzspitze, für ein "Pardies im Weltmaßstab" reicht das aber doch nicht.


    Ich gelaube nicht, dass es den Leuten in Palästina wirklich besser geht als in den arbischen Nachbarländern. So hat Jordanien hat einen Human Development Index von 0,745 - ist also ein sogar ein stückweit entwickelter als die Palästinensergebiete. Und während dort das Bruttoinlandprodukt pro Kopf über fünftausend Dollar ist, ist es in den Palästinensergebieten bei 2960$.


    fotost:

    Wenn ihre Führungsclans eine gerechte Verteilung erlauben würden, wäre ihr Gebiet im Weltmaßstab ein Paradies.


    Also auch wie gerecht die Verteilung ist kann man ja messen.Länder nach Vermögensstufen

    Code
    unter     10 000$:        Palästina       88,7%   ( Jordanien 64,8% )
    zwischen: 1000-100 00$:   Palästina       10,7%   ( Jordanien 33,0% )


    Da hast du also recht: In den Palästinensergebieten ist in Vergleich zu Jordanien wirklich um einiges ungerechter. Und vielleicht hat das ja genau mit den internationalen Pfrüden zu tun, die da vergeben werden, oder? Durch die sich dann traditionelle Loyalitätstrukturen zu mafiösen Verhältnissen entwickelen statt moderneren Verhältnissen zu weichen? Dann wäre es ja so, dass die Palästnenesern trotz der Subventionen unterentwickelter sind als Jordanien sondern wegen ihnen.

    fotost:

    Im Gazastreifen werden die Palästinenser als Menschen zweiter Klasse behandelt?? Vom wem


    Also mir ging es um die Situation im heiligen Land ( Israel und Palästinensegebiete) insgesamt. Wobei das was sich da an starken Machungleichgewichten zeigt, eher etwas ist was das Verhältnis von erster zu dritter Welt insgesamt betrifft. Und an der Stelle so krass sichtbar wird, weil man so eng beisammen wohnt. Würde man Frankreich und seine nordafrikanischen Kolonialgebiete als Einheit betrachten, so käme man wohl auf aehnliche Phänomene. Aber gerade indem man Mauern baut, tut man ja häufig so, als sei das was diesseits und jenseits passiert unabhängig voneinander.

    Morpho:

    Meine Tochter hat eben nen Ausschnitt geschaut, die fragen sich auch, warum Öffentl.nicht ausstrahlt.
    Ich hab sie gleich mal wieder gewarnt. Ne nicht vor der Sendung sondern vor der Hintertücke von 'Blöd'.


    Also ich bin da auch immer total gespalten, gerade wenn es um Palästina geht.


    Ich haben ein gewisses Verständnis für die Position der klassischen,antiimperialistischen Linken, für die die Geschichte Israels etwas ist, was schonungslos auf Kosten der Palästinenser ging. Ich kenn ja Leute, die selber so im Gazastreifen waren, und was ich da mitkriege ist das schon eine ziemliche Unterdrückung, in der die Palästinenser als Bürger zweiter Klasse behandelt werden. Von daher kann ich den Aufruf, sich da zur Not eben auch mit Palästinenserorgansationen solidarisch zu erklären, die auch zweifelhafte Seiten haben, grundsätzlich nachvollziehen.


    Auf der anderen Seite, kann ich auch die Argumentationslinie diejenigen nachvollziehen, für die der Übergang zwischen Israelkritik und Antsemitismus fliessend ist und die da zu Recht fürchten, dass sich knallharter Antismitismus als Israelkritik ausgibt. Gerade Deutschland ist ja von der ganzen Geschichte her ein ganz schelchte Position, um von dort aus Israel Nachhilfe in Sachen Menschenrecht zu erteilen. Das ist historisch vermient. Und gerade in der Rhetorik von den armen, geschundenen autochnonen Völker, denen da von den Aubeutern so übel mitgespielt wird, ist Israelkritik durchaus kompatibel mit so dump völkischen Ideen. Und einige Palästinenserorganisationen selber nicht nur antiiisraelisch sondern wirklich antisemitisch.


    Bei so einem krassen Thema ist sehr viel Fingspitzengefühl notwendig, und da würde ich einen krass einseitigen Film, der die gesamte palästinenische Position als antisemitisch einstuft, die Finger lassen. Da ich den Film nicht gesehen habe kann ich natürlich nicht berurteilen, inweiweit das da geschieht.