Beiträge von Sunu im Thema „Erschließung des Mitgefühls im Buddhismus“

    mukti:


    Gut, wunschlos glücklich sein ist noch eine Stufe höher, die aber nicht gerade häufig anzutreffen ist. Ich bin ja schon froh wenn ich erstmal Dankbarkeit entwickeln kann, es passt mir ja immer wieder mal was nicht in den Kram. Was nicht bedeutet dass man da dann stehenbleiben sollte, nichts am Weg der Loslösung ist ein Selbstzweck für sich. Meine Sichtweise.


    Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich etwas ganz konkretes als Ursache für mein Glück oder Unglück verantwortlich mache... Das passiert eben durch die Wahrnehmung bedingt.
    Allein durch das Bewusstwerden, wird das Konkrete aber schon etwas aufgeweicht...bedingt durch die Leere in meinem Kopf :P


    N'dö ;) !


    https://books.google.de/books?…nepage&q=dancbari&f=false


    Zitat

    Dank: Das gemeing. Substantiv mhd., ahd. danc........ ist eine Bildung zu dem unter denken behandelten Verb. Es bedeutet ursprünglich also " Denken", "Gedanken"
    und bezeichnete dann das mit dem ( Ge)denken verbundene Gefühl und die Äußerung dankbarer Gesinnung........"



    Und dann kommt unter Abl. zu dancbari, was du schon zitiert hast.
    Anmerkung von mir noch :
    Der Suffix bari bedeutet "tragen, fähig zu tragen" folglich dancbari... dank- bzw. denktragend.....Geneigtheit. Eben das worauf sich die Gedanken beziehen...das was sie trägt.

    mukti:
    Sunu:

    Dann macht das " weil" aber keinen Sinn mehr, wenn man sich sowieso freud. Dann brauche ich ja nichts konkretes mehr, was ich für meine Freude verantwortlich mache...ich freue mich dann einfach nur...


    Finde ich schon dass es Sinn macht, es gibt eben immer was wofür man dankbar sein kann. Was auch heilsamer ist als an allem was auszusetzen oder was anderes haben wollen, lässt sich auch bezeichnen als Bescheidenheit oder Genügsamkeit. Und die geht einher mit Zufriedenheit.


    Z.B. wenn das Essen grad nicht schmeckt, kann man dankbar sein dass man überhaupt was zu essen hat. Ist ja nicht bei Jedem so. Oder anstatt am Forum herumzunörgeln kann man dankbar sein dass es diese Austauschmöglichkeit überhaupt gibt :)


    Es macht natürlich Sinn, wenn ich einen Grund brauche um glücklich zu sein. Aber wenn ich nichts brauche, um glücklich und zufrieden zu sein, sondern es einfach bin...ohne einen konkreten Grund..Wem oder was sollte ich da dankbar sein?
    Die andere Seite der Medaille des Dankes, ist übrigends die Schuld..Wenn es keinen konkreten Grund gibt, dann kann ich auch nichts und niemanden die Schuld für meine schlechte Laune geben....
    Aber wozu denn dann überhaupt die schlechte Laune ? Es gibt doch gar keinen Grund ! :grinsen:

    mukti:
    Sunu:

    Das ist der springende Punkt..Was ist, wenn die ausgemachte Ursache der Freude vorbei ist ? Und sie wird vorbei gehen!..denn alles ist der Vergänglichkeit unterworfen.


    Man kann eine allgemein dankbare Haltung entwickeln, dann hat man auch an allem genug und begehrt nicht nach mehr. Z.B. beim Sonnenbrand ist man dankbar dass man überhaupt ein Zuhause hat wo man sich pflegen kann oder auch dabei unterstützt wird, usw.


    Übrigens hat mich diese Frage unpersönlicher Dankbarkeit eine Zeitlang beschäftigt, auch wegen des kulturellen Unterschiedes zum Christentum, wo man ja für alles einem Gott dankt.


    Dann macht das " weil" aber keinen Sinn mehr, wenn man sich sowieso freud. Dann brauche ich ja nichts konkretes mehr, was ich für meine Freude verantwortlich mache...ich freue mich dann einfach nur... Da ist dann nichts an was ich meinen Dank fest machen könnte.

    jianwang:

    So harmlos finde ich diese Frage nicht, imho kommt sie der Sache nahe.


    Hmmm, wo ist die Dankbarkeit hin, wenn man nach dem schönen Tag mit heftigem Sonnenbrand nach Hause kommt?


    _()_


    Das ist der springende Punkt..Was ist, wenn die ausgemachte Ursache der Freude vorbei ist ? Und sie wird vorbei gehen!..denn alles ist der Vergänglichkeit unterworfen.

    mukti:

    Harmlose Zwischenfrage:


    Was meint ihr, kann man nur einer Person für etwas dankbar sein oder auch nur in einer bestimmten Situation Dankbarkeit empfinden? Z.B. wenn schönes Wetter ist und man glaubt nicht grade an einen Sonnengott, kann die Freude darüber nicht auch von dem Gefühl der Dankbarkeit begleitet sein? Ohne dass da jemand ist dem man danken würde.


    Klar....du läufst vlt. erstmal nur freudig draußen herum ....sobald du das Wetter als Ursache für deine Freude ausmachst, denkst du vlt. " Danke schönes Wetter, ich bin so froh, dass es dich gibt."

    Karnataka:


    Die positive Qualität der grundlegenden Mutter-Kind-Beziehung scheint mir liebevolle Güte, aus der sich alle anderen Qualitäten entwickeln. Dankbarkeit scheint mir dabei eine überaus naheliegende Teil dieser Liebe.


    Dankbarkeit ist an einen bestimmten, konkreten Umstand geknüpfte liebevolle Güte...Die liebevolle Güte der Mutter, bezieht sich auf ihr Kind.....Oder besser...Die Mutter die ihr Kind im Arm hält, empfindet liebevolle Güte. Wenn sie dann darüber nachdenkt, was die Ursache ihrer Empfindung ist, empfindet sie Dankbarkeit für ihr Kind. "Dank" und " denken" sind sprachlich eng miteinander verknüpft.
    Metta hingegen ist einfach nur liebevolle Güte, ohne über eine konkrete Ursache nachzudenken.



    Ich bin da wahrscheinlich auch etwas voreingenommen bzw. ich habe da keine gute Assoziation mit dem Wort :" Dankbarkeit".



    Hier ist dieser Aspekt den ich meine :


    Aber man kann unter dem Wort Dankbarkeit, natürlich auch etwas ganz anderes verstehen. Ich frage mich, welche Dankbarkeit ist gemeint in den Studien die du zitiert hast ?
    Was ist das für ein Gefühl? Ist es überhaupt ein eigenes Gefühl, oder ist es eben nur ein Wohlwollen eine grundlegendes Gefühl von Symphatie, Freundlichkeit....? Ist es dann das selbe wie Metta ? Oder wo liegt der Unterschied ?

    Spock:

    Das heisst weil es sich auf etwas konkretes bezieht/beziehen kann isses für dich Unterwerfung?


    (Ich hab nicht von der Dankbarkeit ggü. Gott geredet)


    Laut Studien is Dankbarkeit anscheinend sehr gesund.



    Das heißt es von meiner Seite aus nicht und ich habe ja auch bewusst die Dankbarkeit innerhalb eines religiösen Kontexts genannt. Dort wird sie als eine Art Pflicht gegenüber dem Herrscher gesehen, auf dessen Gnade man angewiesen ist. Selber hat man dort sonst nichts zu bieten.... "Echte" Dankbarkeit auf Augenhöhe drückt sich aber auch darin aus, dass man etwas zurückgibt. D.h. Dankbarkeit gepaart mit dem Bewusstsein, dass man auch etwas zurückzugeben vermag, ist Ausdruck des Mitgefühls. Zumindest war das mein als Frage formulierter Gedanke... Vlt. könnte man auch sagen Dana und Metta, ergibt Karuna? Dabei wäre dann aber Metta diese Dankbarkeit, die sich auf nichts konkretes bezieht. Ich denke das passt gut. Auch wenn Metta allgemein ja nicht als Dankbarkeit übersetzt wird.

    Spock:

    Ich denke Mitgefühl und Dankbarkeit haben das Teilen gemeinsam. Wenn ich grade nicht an meiner Meinung (oder sonstewas) hefte und mich da reinsteigere, dann is das Zuhören leichter (drinne und draussen).


    Wobei die Dankbarkeit sich ja eigentlich immer auf ein konkretes Ding bezieht. D.h. das wäre innerhalb einer Religion z.b. die Dankbarkeit Gott gegenüber..und es schwingt dann auch immer etwas devotes mit..Der Herr und der von des Herrn abhängige Sklave..
    aber wem gegenüber sollte ein Buddhist dankbar sein ? Da ist ja nicht wirklich etwas konkretes... Von daher frage ich mich...könnte Dankbarkeit die sich auf nichts konkretes bezieht, eben Mitgefühl sein...? Da ist dann weder etwas devotes, noch etwas dominantes...sondern Freiheit und Gleichheit....und diese Erkentnis der Ebenbürdigkeit, bedingt dann Mitgefühl.... Mitgefühl findet eben immer auf Augenhöhe statt...sowie auch ein ( aus dieser Perspektive heraus bedingter) " authentischer " Buddhismus auf Augenhöhe stattfindet.



    So spontan heraus würde ich sagen, dass Verständniss bzw. das Verinnerlichen vom bedingten Entstehen und das Mitgefühl sind je eine Seite der selben Medaille... Und das Verstehen bzw. das Verinnerlichen von der Vergänglichkeit aller Dinge und das Nichtanhaften, sind je zwei Seiten einer Medaille....
    Aber im Prinzip sind solche Gegenüberstellungen nur ein Ausseinanderpuzzeln von dem was zusammengehört. Also kann man schon auch sagen, dass Nichtanhaften und Mitgefühl zusammengehört.

    Sherab Yönten:
    Sunu:

    Die Gier nach dem Sein, wird dann Selbstliebe genannt.


    Nein, das hat mit Selbstliebe nichts zu tun.


    Das sagst du...aber für sehr viele hat es das... Liebe hat einfach so viele Bedeutungen...vlt. sogar so viele Bedeutungen wie es Menschen gibt.

    mukti:
    Doris Rasevic-Benz:


    Mit eigenen Worten:
    Nicht ich bin wichtig. Nicht die Anderen sind wichtig. Wir sind wichtig. Ich kann keine Trennung sehen.


    Nun ist man sich von Natur aus ja selber am Allerwichtigsten, Um das abzubauen ist es sinnvoll, von der Beschäftigung mit sich selber weg zum anderen Hinzuschauen, auf seine Nöte und Bedürfnisse. Wobei das edelste Bedürfnis freilich das nach Erleuchtung bzw. Leidbefreiung ist.
    Wie du angemerkt hast, soll Selbstliebe dem Selbsthass entgegenwirken. Den Selbsthass sehe ich auch als eine Folge von zu starker Ich-Fixierung, er löst sich mit der Praxis von Mitgefühl oder Nächstenliebe auf, indem man mit sich umso zufriedener wird, je mehr man an das Wohl der anderen denkt.


    Nicht völlig klar ist mir bei der ganzen Sache die Frage der Aufopferung, wie es z.B. im Christentum als besonders edel gilt, Leiden auf sich zu nehmen, um sie anderen zu ersparen, sogar sein Leben für andere hinzugeben. Ob das nicht nach buddhistischer Sicht doch ein Extrem ist.



    Liebe verstehen viele als Mittel gegen den Hass.....aber sie meinen damit Gier... Die Gier nach dem Sein, wird dann Selbstliebe genannt. Aber diese Art von Liebe verstärkt den Hass nur...Gier und Hass sind 2 Seiten der Selben Medaille. So eine Selbstliebe ist deshalb kein geeignetes Mittel gegen den Hass.
    Auch steckt hinter dem Selbsthass in Wahrheit sehr oft eine überzogene Selbstliebe, wenn man einmal genauer hinsieht. Ein Narzissmus, der die Betroffenen denken lässt, dass ihnen dieses oder jenes nicht passieren darf....Durch ihre "Selbsverliebtheit" gestehen sie sich nicht den geringsten Fehler ein. Wenn sie dann auf den Boden der Tatsachen landen, lehnen sie sich ab und hassen sich für ihre " unzulängliche" Menschlicheit. Nach dem Motto : Das darf doch jemanden wie MIR nicht passieren!
    Was wirklich hilft, ist bedingslose Akzeptanz, die man ebenfalls Liebe nennen könnte....Nur schwingt bei dem Wort Liebe, auch immer eine "Zuneigung" mit . Akzeptanz ist hingegen weder Zuneigung, noch Ablehnung.
    Das soll nicht heißen, dass Zuneigung etwas schlechtes wäre, auch sie ist als ganz normaler Teil des Lebens zu akzeptieren.... Aber es ist heilsam, dass mit einer gewissen Distanz zu tun.