Beiträge von Horin im Thema „Die Praxis den Zen.“

    Spock:

    Das ist ein Punkt den ich nicht verstanden habe in den Zense (das soll n Plural sein):


    is fehlende Unterscheidungsfähigkeit in der Ethik gewollt?


    (Im Vorraus: Ich bin nicht kundig genug mit Zenmetaphern, bitte keine bildhaften Antworten, sondern möglichst ¨normal¨ auf weltlicher Ebene.)


    Wozu dient festgelegte Ethik als Vorgabe. MMn ist Ethik etwas intrinsisches. Wirkliche Ethik und ethisches Handeln, sowie Mitgefühl entsteht aus dem jeweiligen Moment, spontan. Wenn Du in der Gegenwärtigkeit präsent bist hat der Verstand als potenziell sündhaftes Element, denn alle Sünde entspringt dem Denken, keine Kraft. Die Silas entstehen aus der Erkenntnis und nicht, weil ein Jemand sich durch das Befolgen davon etwas erhofft.

    Wobei Dein sich verändertes Ich durchblickt wurde - sonst würdest Du Deinen Veränderungen nicht mehr hinterherkommen und verzweifeln :grinsen: . Gibt genug arme Gestalten die verzweifelt versuchen sich zu finden und sich versuchen permanent neu zu erfinden.
    Das allgemeine Verständnis von Wiedergeburt, einem Selbst was reinkarniert, halte ich für Murks.

    Die Bodhinatur drückt sich jeden Moment aus, überall. Selbst Dukkha ist ein Ausdruck dieses Geistes. Und nein, alles ist gleich "göttlich" oder nicht "göttlich". Wenn es aber um den Menschen geht, ist der Weg des Zen eine Möglichkeit seine "Göttlichkeit" zu erfahren und Dukkha zu vermeiden bzw. anzunehmen.


    Durch die Verwirklichung des Dhamma wird der Kreislauf der Wiedergeburt durchbrochen.. nach meinem Verständnis ist damit gemeint, dass die psychologische Struktur eine Person zu sein, durch das Erkennen dieser Illusion verschwindet und nicht mehr die Kraft besitzt, wirklich zu Täuschen. Die Wiedergeburt des Ichs ist also überwunden. Auch wenn weiterhin Empfindungen und Gedanken dieser Art auftauchen mögen.

    Danke Holzklotz :)


    Ich hatte gerade die Idee etwas zur Manifestation des ursprünglichen Geistes zu schreiben...


    Der ursprüngliche Geist, die Buddhanatur manifestiert sich durch Dich, wenn Du vollkommen gegenwärtig bist.
    Wenn Du leer bist, drückt sich das Göttliche durch Dich aus.
    Wenn Du jedoch unbewusst bist, d.h. in Gedanken abschweifst und Deine Aufmerksamkeit nicht mehr vollkommen auf diesen Augenblick gerichtet ist, wird Dein Handeln auch unbewusst. Du handelst automatisiert, durch die Konditionierungen der Vergangenheit, Deine Erziehung, Deine Werte die von außen an Dich rangetragen wurden.
    Unbewusst hast Du keine Chance wirklich adäquat zu handeln. Es sind blinde Gedankenmuster, welche umgesetzt werden. Gewohnte Abläufe sind möglich, ja. Aber Du verpasst den Moment. Du begehst Fehler oder Handelst um Dich später zu fragen "Wieso?" oder um Dir Vorwürfe zu machen.
    Nur durch Achtsamkeit, mit der Verschmelzung in der Gegenwärtigkeit, wirst Du offen. Du bist nicht mehr Opfer der Konditionierungen und handelst nicht mehr blind. Wenn Du wirklich Hier und Jetzt bist, bist Du leer. Da ist niemand mehr. Damit geht das erste Mal eine wirkliche Wahl zu handeln einher: Wird auf den aufsteigenden Gedanken reagiert oder versiegt er in der Stille?
    Liebe Grüße

    Ellviral:
    kal:

    Anfangs mag es schwierig sein, länger hier und jetzt präsent zu sein, es ist Gewohnheit. Komme einfach immer wieder hier und jetzt zurück. Wenn Du die Hände wäschst, spüre das Wasser auf der Haut, rieche die Seife, wenn Du isst, rieche und schmecke mit Deinem ganzen Wesen.


    Das es Gewohnheit wird Gewöhnung hab ich in all den Jahren nie erfahren. Es ist immer wieder neu und überraschend nur ohne Sensation. Helmut erschreckt sich jedes Mal und ich lach ihn aus.


    Ja, es erscheint erst als leicht, voller Frieden und Glück. Das mag am Kontrast zu der gedanklichen Schwere liegen. Nach und nach versiegt es und wird zu einer Normalität, unspektakulär, wie Du schreibst: unsensationell.
    Schönen Abend Dir :)

    An dieser Stelle möchte ich mich einem Thema widmen, um meine Auffassung vom Zen darzustellen.


    Das letztliche Bestreben im Zen ist es, mit der Gegenwärtigkeit des Augenblicks zu verschmelzen. Normalerweise wird die Wahrnehmung im Alltag von Tagträumen und Gedanken getrübt, wir sind nicht voll und ganz mit unserer Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt. Wenn wir essen, denken wir an Erlebtes, wenn wir gehen, denken wir an unser Ziel. Wenn wir in Ruhe sitzen könnten, meiden wir die Konfrontation mit uns selbst und lenken unsere Aufmerksamkeit auf das Handy oder schweifen wieder in Gedanken ab.


    In Zazen zu sitzen bedeutet mit seinem ganzen Wesen zu sitzen. Du verschwindest im Moment und der Moment in Dir. Du sitzt einfach nur und alles was in Deinem Gewahrsein auftaucht, wird bemerkt und fallen gelassen. Wenn Du merkst, dass Du Dich in Gedanken verlierst, richte Die Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwärtigkeit.
    Die Praxis des Zen konzentriert sich aber nicht auf Übungen wie Zazen. Im Alltag Zen zu leben, bedeutet in allem was Du tust gegenwärtig zu sein. Schweifst Du gedanklich ab, komme wieder zurück - lass die Gedanken fallen, aber unterdrücke sie nicht. Sie sind nicht verkehrt, nur eine Ausdrucksform des Geistes.
    Anfangs mag es schwierig sein, länger hier und jetzt präsent zu sein, es ist Gewohnheit. Komme einfach immer wieder hier und jetzt zurück. Wenn Du die Hände wäschst, spüre das Wasser auf der Haut, rieche die Seife, wenn Du isst, rieche und schmecke mit Deinem ganzen Wesen.
    Wenn Du Dich anfangs immer wieder in Gedanken verlierst, ärgere Dich nicht darüber. Werde wieder gegenwärtig. Immer wieder. Nach und nach wird es leichter, länger präsent zu sein.
    Dieses Erleben, jenseits der Gedanken ist unserer natürlicher Zustand, es ist die Bodhinatur, welche uns innewohnt. Der Ausdruck des Körpers wird weicher, sanfter. Ungetrübt durch das Denken, wird eine geistige Stille erfahrbar, welche auch durch aufsteigende Gedanken oder "gewolltes" Denken nicht gestört wird.


    Dennoch ist die Praxis des Zen ein stetiges Üben der Achtsamkeit. Es gibt nie einen entgültigen Zustand. Alle Zustände, welche in Deinem Bewusstsein auftauchen, sind Ausdrucksformen, welche weder abgelehnt noch sich danach gesehnt werden sollte. Die Achtsamkeit richtet sich auf die leere Gegenwärtigkeit und nicht an Objekte und Ausdrücke des Seins.