Beiträge von Singingisa im Thema „Wie übt man Vergebung?“

    Vergebung ist ein unglaublich schwieriger Vorgang. Gerade dann, wenn die Verletzung sehr tief ist und wenn der Verursacher vielleicht ein Mensch ist, der dir nahe steht. "Vergeben wollen", die Bereitschaft, ist da sicherlich ein erster Schritt, der die Voraussetzung für Vergebung ist. Das aber dann auch zu fühlen, von Kopf zu Herz, ist die große Schwierigkeit.


    Vom Zen-Buddhismus nach Titch Nhat Hanh und im Studium der buddhistischen Psychologie habe ich gelernt, dass zunächst natürlich die Meditation, das Praktizieren wichtig ist. Ziel ist zu erkennen, dass das Festhalten an negativen Emotionen nur dir selbst schadet und nicht dem Menschen, der dich verletzt hat. Wie oben genannt, bietet sich da die Metta-Meditation an um dein inneres Gleichgewicht wiederzufinden und das Mitgefühl zu stärken.


    Zudem solltest du dir vor Augen halten, dass negative Gefühle vor allem dir selbst schaden. Bildlich gesprochen mit einem von Buddhas Gleichnissen: Wenn dich ein Pfeil trifft und du trägst eine Verletzung davon, dann ist das schlimm genug. Dann trifft dich aber ein zweiter Pfeil, der Pfeil der Angst vor erneuter Verletzung, der Rachegefühle und des Hasses. Diesen Pfeil hast du selbst abgeschossen und erst dieser Pfeil bedeutet wahres Leiden.


    Weiterhin ist für die eigene Geistesschulung wichtig, sich mit dem leidverursachenden Menschen und seine Situation, die zu der leidvollen Handlung geführt hat, auseinander zu setzen. Das ist nicht als Entschuldigung gegenüber der anderen Person zu sehen. Verständnis reduziert nur den eigenen Hass und entschuldigt nicht den Verlust der Selbstkontrolle oder das rücksichtslose Handeln des Anderen.


    Ist dieser Mensch noch in deinem Leben? Bereut er seine Tat oder macht er immer weiter in seinen Verletzungen? Wäge ab, ob du an diesem Mensch festhalten willst oder ob es nicht besser ist loszulassen. Manchmal muss man Personen zurück lassen um sich selbst zu schützen. Bleibe aber in einer positiven Haltung. Falls sich dieser Mensch zu einem späteren Zeitpunkt noch ändert, könntet ihr vielleicht wieder zusammen finden.


    Der letzte Tipp: Lass dir Zeit! Verletzungen brauchen Zeit um zu heilen. Verdränge nicht den Schmerz, nimm ihn an. Du kannst ihn nicht aus deinem Leben löschen - er ist jetzt ein Teil von dir! Aber du kannst ihn achtsam betrachten, wenn er in dir aufsteigt und liebevoll betrachten. Atme und kehre ins Hier und Jetzt zurück. Was wichtig ist, ist dass du dein Gleichgewicht wieder findest. Wenn du den Schmerz besser annehmen und ertragen kannst, dann kannst du auch leichter dem vergeben, der dir dieses Leid angetan hat.