Beiträge von Sunu im Thema „Enge Schüler von Sogyal Rinpoche erheben schwere Vorwürfe gegen ihn“

    jianwang:

    Sunu
    Ich verstehe keine Gründe, den Buddhismus mit Personenkult zu assoziieren. So (sry) naiv kann man doch heute nur sein, wenn man verzweifelt Hilfe sucht, oder?
    Und ich meine Hilfe, die auch ein Psychotherapeut geben könnte.


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    Nun ja...viele Menschen glauben ja sowieso an "Wahrheiten", eine unveränderliche Seele usw....wenn das ein falscher Guru aufgreift bzw. die Leute dort abholt, sich aber weiter gemeinsam diesen Menschen in seinem Irrglauben verrennt und auch erklärt das sei der "wahre Buddhismus" ...dann muss man vlt. Anfangs gar nicht so verzweifelt nach Hilfe gesucht haben, um da hinein zu geraten. Und auch Andersherum ....Es gibt schon einige Menschen die von sich behaupten sie seien Buddhisten, weil sie hoffen im nächsten leben als George Clooney wiedergeboren zu werden, wenn sie nur genug gutes Karma anhäufen....Wer so denkt, ist ja schon gewissermaßen einem Personenkult verfallen. Und wenn dieser dann noch auf einen Guru übertragen wird...dann hat man den Salat.... Selbst wenn der Guru Anfangs gar nicht vor hatte, dass so ein gewese um ihn gemacht wird...Wenn er in so einer Situation nicht ganz fest im Sattel sitzt, kann er dem sehr schnell verfallen. Gerade viele Westler sind ja sehr "gut" ausgebildet im Betreiben von Personenkult...Ich kann mir vorstellen, dass ist nicht einfach wegzupacken für einen jungen Mönch, wenn plötzlich Hollywoodstars vor ihn niederknien und ihn in den Himmel loben.

    Lucy:

    Sunu, das mag ich so im Tib Buddhismus - man wird abgeholt, wo man ist und lernt / erkennt dann weiter leerheit und egolosigkeit.
    Wie gut das funktioniert hängt wohl nicht nur von Lehrer, sondern auch von dem Potential der Schüler und eben von der richtigen Kombination ab.


    Na klar....und das schöne ist ja generell, dass wenn man tibetisch nicht versteht, die Buddhalehre auch in andere Sprachen übersetzt wurde...japanisch, thai und mittlerweile auch in westliche Sprachen. Mit Sprache meine ich natürlich auch die Tradition nicht nur die Worte. Da steht eine ganze Palette zur Verfügung. Keine Tradition ist da wirklich besser oder schlechter...welche aber am besten passt, ist abhängig von einem selbst....hat man " das Selbst" überwunden, spielt die Sprache sowieso keine Rolle mehr.

    jianwang:
    Sunu:


    Und das Prinzip der Leerheit bzw. das Konzept des bedingten Entstehens, ist eigentlich gar nicht schwer zu verstehen...


    Bei intellektuellem Verstehen gebe ich Dir recht.
    Doch wahres Verstehen ist nicht gedanklich.


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    Was ist wahres verstehen ?
    Ich habe ja bewusst unterschieden zw. verstehen (intellektuell) und verinnerlichen ( gemeint war wahrscheinlich das was du als wahres verstehen bezeichnest)...


    Wenn jemand schon gedanklich weiß, dass es um Leerheit, bedingtes Entstehen, Anatta bzw. Unpersönlichkeit geht...dann kann man ihm schonmal schwer einen Personenkult als Buddhismus verkaufen.

    Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Weil sie nichts von der Lehrheit bzw. dem bedingten Entstehen wissen! Das ist etwas ganz Grundlegendes im Buddhismus. Deshalb kann ein Lehrer der so einen Personenkult betreibt kein Buddhist sein...und seine Anhänger demnach auch nicht. Weil absolute Wahrheiten verkündet werden statt Unpersönlichkeit, der glaube daran, dass da etwas sei, eine höhere Kraft, die der Guru vertritt, oder die ihm inne wohnt ...


    Ich meine nicht.
    Ich bin mir sicher, dass Viele besser wissen was Leerheit ist als wie einfache Regeln des Umgangs aussehen, geschweige dem diese anwenden können.
    Umgekehrt haben viele Leute null Ahnung von Leerheit und sind dennoch vorbildlich.


    Damit sind wir wieder beim Thema, was zuerst da war. Hat der Buddha zuerst Leerheit erkannt und wurde dann ein ethisch vorbildlicher Mensch oder war es umgekehrt? Und in welcher Tradition wird erst die Erleuchtung und dann das rechte Leben gelehrt?
    Und warum ist das wohl so?


    So ein "Guru" ist doch nicht dafür da, dass zu lehren, was in der Kinderstube verpasst wurde ( gerade darin besteht ja eine gefahr, dass das angenommen wird).
    Und ein Verständniss von der Leerheit, ist längst keine Erleuchtung.... Es kommt vielmehr auf den Grad der Verinnerlichung an...wozu dann ja z.b. Meditation usw. als Hilfsmittel dienen kann...Aber zu aller erst, sollte man verstehen worum es geht, bzw. man sollte den Schleier der Verblendung erstmal kennen, damit man überhaupt weiß, was es zu entfernen gilt. Hat man das verstanden, dann ist es für falsche "Gurus" schonmal schwer mit ihrem Personenkult durchzukommen bzw. diesen zu rechtfertigen.
    Und das Prinzip der Leerheit bzw. das Konzept des bedingten Entstehens, ist eigentlich gar nicht schwer zu verstehen.... Es sei denn man verschließt absichtlich die Augen davor.


    Da kommt nun ein Guru d.h. er übernimmt die Rolle Buddhas, verkündet das Wort Buddhas und bestimmt die Regeln der Sangha, weil er es drauf anlegt...warum funktioniert das ?


    Doris Rasevic-Benz:

    Ich finde es auch bedenklich, dass sich die Leute schon von Anfang an mit Erleuchtung, den Jhanas, Leerheit usw. beschäftigen. Das verführt dazu, die grundlegenden Dinge zu übergehen und in einer Art religiösen Wahn zu verfallen. Also, von daher erst mal den Alltag hinkriegen, die Beziehungen heilen, zur Ruhe kommen, Mitgefühl entfalten, ein bisschen Meditieren usw.


    Weil sie nichts von der Lehrheit bzw. dem bedingten Entstehen wissen! Das ist ja etwas ganz grundlegendes im Buddhismus. Deshalb kann ein Lehrer der so einen Personenkult betreibt kein Buddhist sein...und seine Anhänger demnach auch nicht. Weil absolute Wahrheiten verkündet werden statt Unpersönlichkeit, der glaube daran, dass da etwas sei, eine höhere Kraft, die der Guru vertritt, oder die ihm inne wohnt ...
    Es macht ja Sinn die Leute da abzuholen wo sie sich befinden, aber wenn der "Lehrer" danach selbst umherirrt...sich vlt. sogar in einem gottähnlichen Daseinsbereich wähnt oder sich wie ein Tier verhält...dass menschsein hinter sich gelassen hat.... Dann steckt er selbst im Leidenssumpf fest und hat übrigens ebenso unser aller Mitgefühl verdient, wie die, die mit ihm leiden.

    Sudhana:
    Sunu:

    Ich hab da so ein bischen den Verdacht, dass geht hier in die Richtung und schuld, dass sind immer die anderen....bringen tut das nix.

    Ich bin mir nicht sicher, ob du das mit "die anderen" auf verschiedene buddhistische Traditionen beziehst. Falls das so ist, ist Dein Verdacht unbegründet - da haben alle ihre Leichen im Keller.


    ()


    O.k. das sehe ich auch so...und im Prinzip hat ja auch mkhá nichts anderes gesagt...und deshalb ist die Frage für mich eigentlich nicht...Was wird im tibetischen Buddhismus getan? Oder im Zen....oder Theravada...oder überhaupt im Buddhismus....oder sonst wo. Sondern was kann gegen Missbrauch konkret getan werden, was sind die Ursachen....wie entsteht er und wodurch...ganz allgemein.

    Sudhana:

    Andere interessante Frage - gibt es im tibetischen Buddhismus keine Kontrollmechanismen, die so etwas eigentlich verhindern sollten? Wenn nein, warum nicht. Wenn ja - wie sehen sie aus und warum haben sie dann hier versagt? Wie schaut es speziell mit 'peer control' aus?


    Gegenfrage:
    Gibt es den wirksame Kontrollmechanismen in irgendeiner buddhistischen Tradition ? Wie sehen die aus?..... Ich hab da so ein bischen den Verdacht, dass geht hier in die Richtung und schuld, dass sind immer die anderen....bringen tut das nix.


    Wäre vlt. sogar ein interessantes eigenes Thema, mal zu diskutieren, was getan werden könnte...insb. auch, was man selber tun kann.