Beiträge von Sudhana im Thema „8facher Pfad und Überwindung von Krankheit“

    fotost:

    Aber die Idee, daß das Leben als solches leidvoll ist existiert im Buddhismus nicht.

    Einspruch. Du kennst doch sicher das Dhammacakkappavattana Sutta - der Überlieferung nach die erste Lehrrede, die Buddha nach seinem Erwachen gehalten hat:

    Zitat

    Geburt ist dukkha, Altern ist dukkha, Tod ist dukkha. Leid, Klage, Schmerz, Trauer und Hoffnungslosigkeit sind dukkha; die Gemeinschaft mit Ungeliebtem ist dukkha; die Trennung von Geliebtem ist dukkha; nicht zu erlangen, was man ersehnt, ist dukkha. Kurzum, die fünf Skandhas sind dukkha.


    Das Leben eines Wesens hat einen Beginn: Geburt (ist dukkha), es hat ein Ende: Tod (ist dukkha). Zwischen Anfang und Ende hat es einen Verlauf: Altern (ist dukkha). Es folgen die zur Illustration bzw. Verdeutlichung aufgeführten Beipiele (Leid, Klage, Schmerz, Trauer und Hoffnungslosigkeit, Gemeinschaft mit Ungeliebtem, Trennung von Geliebtem, nicht zu erlangen, was man ersehnt). Diese dienen zur Verdeutlichung der Unausweichlichkeit von dukkha (es sind Erfahrungen, die zumindest alle Menschen gemeinsam haben) - nicht seiner Universalität. Natürlich gäbe es nun Gegenbeispiele (Freude, Wohlgefühl, Gemeinschaft mit Geliebtem usw.)- deren Leidensaspekt ist jedoch nicht nichtexistent, sondern lediglich subtiler. Er liegt in der Vergänglichkeit dieser Erfahrungen, an der Unmöglichkeit, sie zu bewahren. Wie Nietzsche im Zarathustra schreibt: "Alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit." Die mit der Lust zwangsläufig verbundene Frustration des Willens nach deren Andauer ist ihr dukkha-Aspekt.


    Ich belege dies nun nicht eigens mit Sutren-Zitaten - nicht nur die einleitende Formel (Geburt, Altern, Tod) belegt die Universalität von dukkha im Leben, noch unmissverständlicher tut dies die abschließende Formel: "die fünf Skandhas sind dukkha". Zumindest menschliches Leben ist notwendig und untrennbar mit den fünf Skandhas verbunden; Leben ist nichts anderes als deren Zusammenwirken.


    Ansonsten: eine zentrale Lehre des Buddhismus sind die drei 'Seinsmerkmale':
    sabbe saṅkhārā aniccā — alles Bedingte ist ohne Dauer
    sabbe saṅkhārā dukkhā — alles Bedingte ist leidhaft
    sabbe dhammā anattā - alle Dinge sind Nicht-Selbst (im Sinne: kein Ding ist das Selbst)


    Da wir hier im Anfängerbereich sind, sei nur kurz angemerkt, dass es lediglich ein 'Ding' (dhamma) gibt, das nicht bedingt (saṅkhātā) ist: Nirvana.


    ()

    Son:

    Nur eines funktioniert meiner Ansicht nach nicht, nämlich das wegdenken von Schmerzen oder was auch immer, ja in tiefer Meditation und nach jahrelanger Übung mag das gelingen bzw. keine Gedanken, zumindest keine Ängste, ob das mit Schmerzen auch klappt schwerer glaub ich.

    Schmerz ist ein körperliches Phänomen und wenn man einen Körper hat, empfindet man auch Schmerz, wenn die entsprechenden Ursachen und Bedingungen dafür gegeben sind - Verschleiss, Krankheit, Verletzung ...


    Aus dem Palikanon lässt sich entnehmen, dass Buddha Shakyamuni in fortgeschrittenem Alter an Rückenschmerzen litt und auch schon einmal an seiner Stelle einen Schüler eine Lehrrede halten ließ, wenn er sich hinlegen musste. Auch gibt es da z.B. diese Geschichte:

    Zitat

    1. Also habe ich vernommen.
    Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha im Antilopenhain Maddakucchi.


    2. Zu jener Zeit aber war der Fuß des Erhabenen von einem Splitter verletzt. Heftig waren die körperlichen Schmerzen des Erhabenen, übel, peinigend, schlimm, qualvoll, unlieb, unangenehm. Der Erhabene aber ertrug sie besonnen und vollbewußt, ohne den Mut zu verlieren.
    (S.1.38 und S.14.3)


    Die Frage stellt sich anders - nämlich, ob man an Schmerzen leidet oder sie nur empfindet.


    ()