Beiträge von Moosgarten im Thema „Zweite edle Wahrheit“

    RainerZufall:

    Hallo,


    ich habe schwierigkeiten eine stelle im pali-kanon zu verstehen:


    "BEDINGTE ENTSTEHUNG
    Was immer er für ein Gefühl (vedanā) empfindet—angenehm, unangenehm oder indifferent — das billigt und pflegt er und klammert sich daran (= "Begehren"). Während er aber das Gefühl billigt, pflegt und sich daran klammert, steigt in ihm Neigung auf. Die Neigung aber zu den Gefühlen, diese gilt als das "Anhaften" (upādāna); durch Anhaften aber bedingt ist dieser (gegenwärtige) Werdeprozeß (bhava), durch den (karmischen) Werdeprozeß bedingt ist die (Wieder-)Geburt (jāti), durch die Geburt aber bedingt entstehen Altern und Sterben, Sorge, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung. Also kommt es zur Entstehung dieser ganzen Leidensfülle.
    " (quelle: http://www.palikanon.com/buddh…buddhas/03wortbuddhas.htm)
    Ich verstehe nicht wie upadana, bhava und jati zusammenhängen und wie daraus leid ensteht.


    Und ich verstehe nicht, was die geschätzten Vorredner für Schwierigkeiten sehen, das zu erklären.
    Zunächst empfehle ich dir, wo immer es möglich ist, die tatsächliche PK-Quelle im Zusammenhang zu lesen, hier angegeben mit http://www.palikanon.com/majjhima/m038n.htm (M38) und dich nicht durch die Kommentare der Sekundärliteratur zusätzlich verwirren zu lassen (obgleich sie hier dezent gehalten sind), ab "jati" als "Wiedergeburt" auszugeben, halte ich für verfehlt.
    Dann: es gibt im PK unterschiedliche Darstellungen von Paticcasamuppada, die das Prinzip aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten und zu einem besseren Verständnis führen.
    Neben M38 empfehle ich D15 (10er-Reihe), http://www.palikanon.com/digha/d15.htm im vorliegenden Fall aber besonders das Salla Sutta, S36.6. http://www.palikanon.com/samyutta/sam36.html#s36_6 :

    Zitat

    Ist er von einem Wehgefühl getroffen worden, so leistet er Widerstand. Dann wird in ihm, der dem Wehgefühl Widerstand leistet (er wünschte, dass er kein unangenehmes Gefühl hätte), der Hang zum Widerstand gegen das Wehgefühl angelegt. Wird er nun von einem Wehgefühl getroffen, dann genießt er Sinnenwohl (dieser Satz ist ziemlich fahrig übersetzt, besser ist: Wenn er von einem unangenehmen Gefühl betroffen ist, dann empfindet er es funktional in der selben Weise, wie er ein angenehmens Gefühl empfinden würde, er wünschte sich nämlich, dass dieses angenehme Gefühl immer bliebe, also dass er anstelle von unangenehmen Gefühlen angenehme Gefühle hätte) .
    Und warum?
    Nicht kennt ja, ihr Mönche, der unerfahrene gewöhnliche Mensch eine andere Entrinnung vor dem Wehgefühl als Sinnenwohl (ein angenehmes Gefühl). Dann wird in ihm, der Sinnenwohl genießt, der Hang zum Reiz angelegt.
    Er kennt nicht der Wirklichkeit gemäß der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal, Elend und Entrinnung. Dann wird in ihm, der der Gefühle Aufgang und Untergang, Labsal, Elend und Entrinnung nicht der Wirklichkeit gemäß erkennt, beim Weder-weh-noch-wohl-Gefühl der Hang zum Unwissen angelegt (an das "Werden"). Fühlt er nun ein Wohlgefühl, da fühlt er es als Gefesselter; fühlt er ein Wehgefühl, so fühlt er es als Gefesselter; fühlt er ein Weder-weh-noch-wohl-Gefühl, so fühlt er es als Gefesselter (an das Gefühl, das Begehren und den Hang daran, also ans Leiden). Den nennt man, ihr Mönche einen unerfahrenen gewöhnlichen Menschen Gefesselt ist er durch Geburt, Alter und Sterben, durch Trauer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung. Gefesselt ist er, sag' ich, ans Leiden.


    Man sieht hier, dass "Geburt" (von Wiedergeburt ganz zu schweigen) überhaupt kein herausgestelltes Glied in Paticcasamuppada (das wird es erst durch die Kommentare) - sondern integraler Bestandteil der Definition von Dukkha ist.
    Die Reihe geht also eigentlich so: Gefühl - Begehren (respektive Widerstand) - Anhaften (Hang zu) - Werden (Vertiefung von Hang, Fesselung) - Leiden (das genau diese Fesselung ist).


    In Klammern gesetzte Schrägschrift ist von mir.