Beiträge von K-Dorje im Thema „Fundamentalkritik“

    Der Autor des Threads hat zu Fundamentalkritik aufgerufen, da können wir ihm den Thread nicht mit
    Detailfragen zukleistern. Also bitte wieder die Flughöhe vergrößern und hier die ganz großen Fragen stellen. Auch wenn sie vage erscheinen.

    Zitat

    Morpho schrieb
    Ich jedenfalls kann mir nichts darunter vorstellen, wenn es heißt:
    ...
    - Weiterentwicklungen und Anpassungen, ..... von denen einige inzwischen auch wieder sinnlos geworden sind, weil die Zeiten sich weiter verändern.


    Da wäre z.B. aktuelle Diskussion in einem anderen Thread um die Forderung im tib. Buddhismus, bei bestimmten Tantras alles, was der Lehrer tut, als rein anzusehen. In der Diskussion kommt gerade heraus, dass diese Forderung möglicherweise über Jahrhunderte in der hierarchisch gegliederten Feudalgesellschaft Tibets angebracht war, dass aber in moderneren westlichen Gesellschaften die Hierarchie als Korrektiv fehlt. Deshalb kann diese Forderung zu Exzessen führen und sollte deshalb so bedingungslos nicht stehenbleiben.
    -um nur mal ein Beispiel für notwendige Veränderungen anzuführen-

    Zitat

    hedin02 schrieb
    …………..und die wären......, das würde mich nun schon interessieren.


    na zum Beispiel
    'Ein großer Teil von Buddhisten ist heute der Auffassung dass...' oder
    '... steht nicht im Widerspruch zu...' oder
    'Ab den 90er Jahren entwickelte sich die Strömung des 'umweltbewußten Buddhismus'. ... Er ist der Auffassung dass... und hat heute viele Anhänger.'
    statt
    'ist nicht auf den Gründer rückführbar, also von Einflüssen berührt, deshalb nicht authentisch und unrein. Da der Dharma aber authentisch, rein und nicht von Einflüssen berührt ist, gehören diese Dinge folglich nicht dazu. "
    Also einfach mal schauen, wie Biologen, Soziologen, Mediziner, Ingenieure etc heute sich selbst definieren und gegen nicht dazugehöriges abgrenzen.

    Zitat

    hedin02 schrieb
    Die Buddha Lehre ist, so wie ich sie verstehe, in ihren Grundelementen „zeitlos“ und kann von daher nicht so einfach abstrahiert, oder modernisiert werden, ohne eine andere Lehre erfinden zu wollen.


    Warum sollte etwas, das in seinen Grundelementen zeitlos ist, jenseits dieser Grundelemente (z.B. in den Lehrmethoden/Praktiken) nicht modernisiert werden können? Buddha selbst hat seine Erkenntnisse/Erlebnisse erst im Laufe von Jahren zu einer 'Lehre' entwickelt, wie z.B. Wolfgang Schuhmann 'Der historische Buddha' zeigt. Andere taten es nach ihm, wie Padmasambhava.
    Buddhas Lehre ist zweifellos der Kern des Buddhismus, aber nach 2500 Jahren umgeben von Weiterentwicklungen und Anpassungen, die sinnvoll wurden, weil die Zeiten sich geändert haben und von denen einige inzwischen auch wieder sinnlos geworden sind, weil die Zeiten sich weiter verändern.

    Zitat

    fotost schrieb
    Buddhas Beitrag zur Lehre ist die Lehre Buddhas.


    das ist sicher unbestritten. Dem Unbuddhisten ging es aber um 'Buddhismus' und der umfasst nach mancher Ansicht mehr, als die Lehre des Gründers.
    Der Autor des Threads argumentierte ja, dass der Dharma keine reine, authentische, originale, von Einflüssen unberührte Lehre mehr sei.
    Ich stimme ihm weitgehend zu und argumentiere, dass das nicht zwangsläufig negativ sei, weil z.B. auch die großen Wissenschaften dieses Schicksal teilen und damit bezüglich ihres Zieles leistungsfähiger geworden sind.
    'Authentizität, Originalsein, von Einflüssen unberührt sein' schätzte man im Mittelalter als Werte. Moderne Gesellschaften akzeptieren, dass die Dinge im Fluß sind (Vergänglichkeit), dass nicht jede Veränderung eine 'Verunreinigung' darstellt, sondern mglw. eine sinnvolle Weiterentwicklung.
    Gerade wir als westliche Buddhisten könnten einen Beitrag zu dieser Weiterentwicklung leisten, indem wir Buddhismus und Dharma eben nicht mehr abgrenzen mit überkommenen Werten wie Authentizität, Originalität und Unberührter Reinheit. Sondern dass wir mit moderneren Begriffen und Kriterien arbeiten.

    Zitat

    Ayudha hat geschrieben:
    Es stellt sich für mich die Frage, ob es denn einen "authentischen Buddhismus so wie Buddha Shakyamuni" ihn lehrte überhaupt geben kann.


    Ich finde den Begriff 'authentisch' im Zusammenhang mit Buddhismus problematisch. Griechisch: 'authenticos' = echt, glaubhaft verbürgt. 'Authentischer Buddhismus' wird dabei oft auf eine Übertragungslinie zurückgeführt. Hier zeigt sich noch die früher hinreichende Begründung durch Berufung auf Autoritäten. In der modernen Gesellschaft wird soetwas aus guten Gründen hingegen kaum noch akzeptiert.


    Niemand würde heute die Meinung vertreten, bezüglich der Mathematik sei alles das, was nicht von Adam Ries gelehrt wurde, keine authentische Mathematik. Nach Ries kamen viele große Mathematiker. Manche Weiterentwicklung hätte Adam Ries vielleicht selbst abgelehnt. Ob das später Beigesteuerte tatsächlich 'reine' Mathematik ist, entscheidet die Gemeinschaft der Mathematiker heute anhand fachspezifischer Vereinbarkeitskriterien und nicht nach der Rückführbarkeit auf den Gründer.


    Ebenso sollte der Buddhismus von uns Westlern nicht mit Authentizitätszuschreibungen begrenzt werden, sondern damit, ob Aussagen/Praktiken vereinbar sind mit einem akzeptierten Kanon von Aussagen, wie z.B. dem Buddhistischen Bekenntnis der DBU.


    Adam Ries Beitrag ist 'reine' Mathematik, aber späteres eben auch.
    Buddha Shakyamunis Beitrag ist 'reiner' Buddhismus, aber späteres (nichtauthentisches) eben auch.