Beiträge von void im Thema „Fundamentalkritik“

    Ich finde, dass diese Kritik nicht anti buddhistisch ist, sondern sich sogar gut ergänzt.


    Im Dharma geht man oft von der Wahrnehmung aus und versucht von da aus, Phänomene in ihrer Abhängigkeit als leer zu sehen. Dies kann aber ( als Nebenwirkung) dazu führen die ganze Ebene des Phänomenalen zu einer Transzendenz zu verabsolutieren.


    Von daher kann es dann sinnvoll sein, eben buddhistische Ideen und Konzepte in ihrem historischen Enstehunszusammenhang zu betrachten. Was man damit erreichen könnte, wäre aber bestenfall, dass Buddhismus nicht mehr so gut als Legitimationsgrundlage für Formen von Ausbeutung und Machtausübung verwendet werden kann.


    Von daher ist das durchaus ein sinnvoller Ansatz, den ich sehr unterstütze.


    Andererseits ist aber wohl leider so, dass das womöglich nicht so viel ausmacht:


    Erstens weil der Buddhismus so eine marginale Sache ist. Und zweitens weil ja meistens das Handeln zuerst da ist, und dann alles Mögliche und Unmögliche verwendet werden kann, um es zu legitimieren.


    Womöglich hätten wir dann eben einen Döring der statt als Priester als Vertrauenspolist Kinder missbraucht? Und auch Ole Nydahl wäre ja auch wenn er nicht Buddhist wäre so eine charismatische Gestalt, die Mittel gefunden hätte, bekannt zu werden. Vielleicht wäre er ja auch als Abenteurer und Buchautor berühmt geworden. Die Robe ist nur eine Möglichkeit neben anderen, an Strahlkraft zu gewinnen. Und auch der Kapitalismus braucht keinen buddhistischen Diskurs sondern verwertet lustig alles was geht.


    Klar kann man auch so sein persönliches Zeichen setzten, indem man statt einer Plastikzahnbürste eine Holzzahmbürste verwendet. Aber dann ist es so, dass man ganz leicht die marginale Wirkung des eigenen Tuns übersieht.

    kilaya:

    Jemand, der in diesen Bereich eingetreten ist, sollte auch ein entsprechend erleuchtetes Verhalten zeigen. Problematisch ist wohl, dass dieses Verhalten wieder der Interpretation bedarf und nur richtig von jemand eingeschätzt werden kann, der ebenfalls schon da ist. Damit ist aber auf der menschlich-diskursiven Ebene niemandem geholfen.


    Das ist ja der Knackpunkt der ganzen Kritik: Eben weil es Bereiche gibt die die normale Erfahrungswelt übersteigen, kann man sich indem man sich darauf beruft, als jenseits von Kritik erklären. Wenn mein Verhalten bizarr ist und ich gegen alle guten Sitte verstosse, kann ich einfach sagen, dass das "Crazy Wisdom" ist. Unerklärlich für den Uneingewohnten und nur den Fortgeschrittenen verständlich. Das kann also als einer Art Joker dienen, um alles möglche zu legitimieren.


    Während im Thervada so der "aus der Befreiung handelnde Geist" nicht so die letzte Instanz ist: Egal wie Forgeschritten du bist, es kann jederzeit einer mit dem Palikanon daherkommen und dir sagen, dass du eben nicht jenseits von Sittlichkeit bist.

    Holzklotz:

    Wer weiss... aber es würde ihm/ihr sicherlich auch gut tun, mal das Ventil ganz aufzudrehen, anstatt es immer nur pfeifen zu lassen


    Ich sehe da keine Wut, sondern den Ausddruck einer linkslastigen Hilflosigkeit angesichts der Weltlage, den ich ähnlich spüre. ( Moment , da muss doch irgendwo ein Ventil sein...)


    Aus einer linken Perspektive ist es so, dass derzeit eine entfesselte kapitalistische Produktionsmaschinerie die Lebengrundlage dieses Planeten zerstört. Dies ist von einer wachsenden sozialen Ungleichheit begleitet. Gestützt von einer neoliberalen Ideologie, wird alles verwertet und ausgebeutet was geht, so dass für unsere Enkel wohl nur mehr eine Müllkippe voller Nazis bleibt. Während wir dann später sagen werden, dass das überhaupt nicht absehbar ist. Und wir gar nicht wussten dass die Lokmotive auf den Abgrund zu fährt, und wir dachten, da könnte man so ne Software einbauen, die den Abgasaustoss senkt.....


    Und jetzt ist es natürlich so dass man da im Buddhismus eine Hoffnung sehen kann: Inmitten einer Welt die von Gier und Hass runiert scheint, ist es ja schön, wenn es welche gibt ( so ein kleines gallisches Dorf) die gegen Verblendung sind. Aber wenn man sich dann diese Buddhisten konkret anschaut, dann ist man davon enttäuscht, dass diese statt Antworten auf globale Fragen zu suchen, in ihrer Wellnessblase chillen und sich darüber austauschen, von welcher Seite aus man sein Kissen aufschüttelt. Und nicht nur, dass sie keine Antwort haben, sie sich auch noch Teil des neoliberalen Verblendungszusammenhangs und legitimieen die Ausbeutungsstrukturen . Und sprechen dann doch dauern über die Aufhebung von Verblendungen. Dösen in weiner schlafenden Welt und reden von Erwachen. Grrr!!!!!


    Also so stell ich mir dir Genese der spezifischen Emotion vor. Und das ist doch wirklich ein Grund ein wenig auf und ab zu stampfen, weil das so ne "Band von Heuchlern" ist. Also wenn ich nicht Moderator wäre, könnte ich mich auch dafür begeistern, eine Art Troll zu sein.

    Holzklotz:

    Also ich würde mich ja riesig drüber freuen, wenn der Unbuddhist einfach mal klipp und klar in diesem Thread schreiben würde:
    "Ihr kotzt mich alle an weil ..."
    und das möglichst in einem Satz.
    Das ganze andere Zeug sind doch nur Scheingefechte.


    Ich schätzt der Satz wäre:


    "Ihr kotzt mich an, weil ihr Teil eines Diskurses seit, der Ausbeutung und Machtmissbrauch legitimiert und dabei auch noch verdammt heilig rumtut."


    Vielleicht liegt dem sogar die gleiche Hoffnung wie die die dem buddhitischen Modernimus zu Grunde. Also das man vom Buddhismus aus nicht nur Illusionen sondern auch Machtstrukturen auflöst.

    Für mich ist es beim Unbuddhisten so, dass dessen Kritik nicht aus dem buddhitischen Fragestellung: "Wie kann Befreung erlangt werden" kommt, sondern eher aus einer gesellschaftlichen, aufkläerischen Fragestellung: "Wie können Machtstrukturen und Ausbeutung abgebaut werden". Und von daher wir danach gefragt, welche Nebenwirkung buddhitische Diskurse und Institutionen auf den gesellschaftlichen Bereich haben. Also z.B indem sie Aubeutungsverhältnisse legitimieren.


    Ich glaube die beiden Fragestellungen sind recht unabhängig voneinander. Ich kann mir vorstellen, dass es duchaus Mittel und Institutionen gibt, die einigen Leute der Befreiung näherbringen und die aber dafür gesellschaftlich gesehen ungünstige Nebenwirkungen haben. Und umgekehrt: Demokratisierung von Strukturen führt der Befreiung nicht umbedingt näher.


    Der "buddhitische Modernismus" der Aufklärung und Buddhismus als sehr verwandt darstellt, verschleiert diese Zielkonflikte. Es wird so getan, als wäre alles was im Sinne des Buddhismus weiterhilft, auch in jeder anderer Hinsicht positiv. Was aber ja gar nicht sein muss.


    Während in traditionellen buddhitischen Ländern von "Samsara" als einer unreinen Welt ausgegangen wird, von der natürlich auch buddhitische Institutionen nicht ausgenommen sind, ist es im Westen zu einer Art optimistischen buddhitischem Idealismus gekommen, wo man dann naiv erwartet hatte, das aus allem wo Buddhismus draufsteht nur Gutes kommen kann. So ein reiner Bereich, der deswegen auh nicht kontroliert werden muss. Und jetzt kommt halt eben auf, dass so eine "Vorschussnaivität" nicht angebracht war. Es ist ein Lernprozess und jetzt muss man mal schauen, wie man eine Sangha stabil hinkriegt ohne eine gewisse Heiligkeit vorauszusetzten.


    Natürlich gab es auch in traditionellen Herkunfstländern des Buddhismus immer auch alle Arten von Missbrauch. Aber man sah im Buddhismus "eskapistisch" einen Ausgang aus dem Schlamassel statt idealistisch und optimistisch in ihm etwas zu sehen, was das Schlamassel aufhebt.